380
Santi
Rafael.
aufGnldgi-und eine Landschaft, und in den vier dieselbe umgehen
den Feldern sieht man Figuren auf antiken Wagen. In acht oh
longen Feldchen erscheinen Thiergestalten, und in einem der vie
länglichen Echfelder erkennt man noch eine halbe Figur. Die an
deren Bildchen sind erloschen, wie denn überhaupt alle diese Bil
der mehr oder weniger beschädiget und verstümmelt sind. Di:
Zimmer des Cardinals Bihiena werden jetzt von einem päpstliche:
Diener bewohnt. Die sieben griisseren Wandbildchen enthalte!
folgende Gegenstände, die wir nach Passavant würdigen.
I. Die Geburt der Venus. Sie taucht aus dem Schaum:
auf und steigt mit dem linken Fuss auf eine schvrim
mende Muschel. Oben in Wollten sieht man, wir
Iironos den Uranus mit einer Sichel entmannt. In
der Figur der Venus hat Rafael alle Reize der Zeich-
nung eines jugendlichen weiblichen Iiörpers zu entfal-
len gesucht.
II. Venus und Amor auf Delphinen reitend. Das Dahin-
fahren auf dem schäumenden VVassex' und die lebendi-
gen Bewegungen der schönen Gestalten sind vom ans-
serurdentlichem Reize. Andere nennen dieses Bild The-
tis oder Galathea.
III. Venus, unter dem Baume sitzend, klagt dem Amor iiher
ihre Verwundung an der Brust, doch diesen riihrt der
Schmerz der Mutter wenig. Das Unbefangcne in der
Darstellung wird durch die Schönheit der (Tumposititm
noch überaus erhöht. Das Bild hat aber sehr gelitten.
Eine Zeichnung in Rothstein war in den Sammlungen
' Crozat, J. Wulraven, A. Hutgcrs, Ploos van Amstel und
ist wohl dieselbe, welche sich nun in der Sammlung des
Erzherzog Carl befindet.
IV. Jupiter und Antiope, auch Pan und Syrinx genannt.
Die Nymphe sitzt unter Biiuinen, beschäftigt die Iianre
tzu kämen, während sie Pan links hinter dem Gebüsche
belauscht. Diese Darstellung, welche ins Ueppige über
geht, diirfte nach Passavant eine Erfindung des Giulio
Romano scyn. Sie ist bis auf kleine Beschädigungen
wohl erhalten.
V. Venus unter dem Baume sitzend, zieht den Dorn aus
dem Fusse, und das Blut färbt die Hosen. Dieses fünfte
hier erwähnte Bild ist im Badezimmer herausgenommen,
Passavant vermuthet aber, dass es hineingehöre. Man
sieht es jetzt noch in der Villa Palatina. Die Composi-
tion ist von der grössten Schönheit und sicherlich von
Rafael.
VI. Venus und Adonis, auch Angelica und Medor genannt.
Der mit Laub behränzte Jüngling sitzt unter Biiumen
und liebkosct die Geliebte. Diese Composition ist von
der Friindung des G. Roznano.
Die Qriginalzeichnung ist in der Sammlung des Erz-
herzogs Carl.
VII. Vulean und Pallas, auch die Entstehung das Erechtheus
genannt. Minerva ringt mit einem bärtigen. iVIanne.
Den Grund bildet Landschaft. Sowohl die Composition
als die Zeichnung desBildchens sind so schwach, dass sie
nur jlon einem der weniger begabten Schüler Ptatäelä
berruhren können.