Szmti
Rafael.
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men, Paulus und Barnabas zu Lystra und die halbe Tapete mit
dem Tode des Ananias.
In Dresden sind sechs solcher Teppiche, die auf Veranlassung
Casanovas 1814 unter dem Dache des königlichen Pallastes gefun-
den wurden. Sie sollen ein Geschenk Leo X. seyn.
In Paris muss ebenfalls ein Exemplar dieser Tapeten seyn,
welche der Cardinal Mazarin dem Iiiinige vermachte. Der Car-
(linal erstand solche von den Iiunstschätzen des unglücklichen
Königs vun England.
IlafaeYs weitere Arbeiten, besonders imBade-Ziminer
des Cardinal Bibieua, in der Villa Iiafaele und in der
Magliana.
Diese vielen genialen Leistungen verbreiteten Rafaefs Ruf in
alle Welt, so dass er von vielen Seiten mit Aufträgen überhäuft,
mehrere derselben ablehnen musste, wie den des Cardinal Grego-
rio Cortese aus lVlodena, der durch ihn das Refectorium des lila-
sters St. Polidorius daselbst wollte malen lassen, wie diess aus
den Briefen des Cardinals erhellet (Venetiis 1573). Auch früher
eingegangene Versprechen schob er öfters so weit hinaus, dass der
Tod ihn vor deren Erfüllung überraschte. So hinsichtlich der Al-
tartafel für frlonte Luce bei Perugia. worüber 1516 der Cpntrakt
erneuert wurde, nach welchem das Bild bis zum 15. August 1517
abgeliefert seyn sollte. Gleiches fand statt mit der Altartafel der
Familie Dei für S. Spirito in Florenz, und auch den unteren Theil
des Frescobildes in S. Severo zu Perugia vollendete er nie.
Dagegen erhielten seine ihn näher umgebenden Freunde und
Schüler mannichfache Beweise seiner Gefälligkeit. S0 maßhte 81'
für seinen Landsmann, den apostolischen Notar Antonio Battifcrri,
mehrere Zeichnungen. welche Vincenzo da S.Gimiguano ihm an der
Facade seines Hauses in Borgo S. Pietru in Fresco malte. Er
wählte hiezu auf BattifcrrPs Namen anspielend die Mytlie des Vul-
kan, wie dieser für Amor Pfeile, wie die Cyclopen für Jupiter
Donnerlieule etmschmieden. Eine dieser Coinpositionenist unsin dem
Stiche von Agostino Veneziano erhalten. Sie stellt Venus in Vul-
kans Werkstätte vor. wie sie Amorine mit Pfeilen und Bogen ver-
sehen und Iinaben ihr Früchte und Wein darreiehen. In noch
vertrauterext Verhältnissen stand Rafael mit dem Cardinnl Bibiena.
Dieser beredete ihn zur Aussehmiilsung seines Badezimmers im drit-
ten Stockwerke des Vatikans Zeichnungen zu entwerfen. und zwar
nach den Angaben des Cardinals, wobei auch Giulio Romano thü-
tig war. Die Zeit der Ausschmükung dieses Zimmers fällt ins
Jahr 1516. Es existirt nämlich ein Brief von Pietro Bembo vom
Q9. April dieses Jahres an den Cardinal, in welchem Bembo diesen
im Namen ItafaePs um weitere Angaben ersucht.
Dieses Badezimmer, welches il retiro di Giulio II. genannt
wird, obgleich dieser Theil des Vatikan erst nach dem Tode dieses
Pabstes erbaut wurde , ist ganz im antiken Geschmak ausge-
sehmückt und enthält auf dunkelrothbraunem Grund, mit leichlßfl
architectonischen Einfassungen und Grottesken, sieben Hauptfeldßrmit
mythologischen Darstellungen, welche sich auf Liebe und Schön-
heit beziehen. Unter jedem Bilde, im Sockel, sind ebenso Viele
siegreiche Amorine dargestellt, und an der Decke des Kreuzgewöl-
beS 21 kleine Felder von verschiedenen Farben, mit goldenemStä-
ben eingefasst. Unter diesen befinden sich vier mit Amorinen.
von denen der eine steht, der andere sitzt, der (km5 llffit
und der vierte mit einem Satyr ringt. Das achte Mittelfeld zeigt