Sand
(Sanzio) 1
Rafael-
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theilen zwei Apostel Almosen aus. Im Sockel siehtman den
Einzug des Cardinal Gin. de' Medici in Florenz und die
Anrede des Gonfaloniere Ridolii an das Florentiner Volk
dargestellt. In der Verzierung zwischen diesen Darstel-
lungen liest man die obigen Worte. In der einen Seite der
Tapete ist eine Arabeshe eingewoben, in welcher die
theologischen Tugenden angebracht sind.
Der in Hampton-Court aufbewahrte Carton ist nach
Passavant von ausserordentlich kräftiger Haltung und in
der VVirkung trotz mancher Beschädigung so gross, als
sei er eben jetzt erst ans den Händen des Meisters ge-
kommen- Sicher hat Rafael viele Köpfe selbst ausge-
gefiilirt. Zeichnung und Farbe sind gut, doch hat letz-
tere mehr Tiefe und lilarheit, so dass Passavant glaubt,
F. Penni habe das Nleiste angelegt und der Meister es
vollendet. Der Carton ist einer der schönsten in der
Sammlung, hat aber hier und da gelitten, und ist beim
Zusammensetzen an der Figur des Jacobus etwas zusam-
mengeschoben worden.
Longhena erwähnt einer vermeintlichen Originalzeich-
nung im Cabinet des H. Romualdo Bnfera in Fa-
briano, allein Passavant fand, dass dies nichts anders
als der Holzschnitt des Hugo da Carpi sei. Auch die
Bisterzeichnung des Cabinet Praun ist zweifelhaft. Den
Frauen und Münnerkopf, in schwarzer Iireide gezeich-
net und colorirt, und im Cabinete zu Paris vorhanden.
hält Passavant nach dem Carton gefertiget, sowie acht
aqnarellirte [Köpfe der Apostel im Besitze des Hofme-
dailleurs Böhm in Wien. Früher hatte sie der GratFi-ies,
der dafür eine Leibrente von 500 G. gab. Da ist auch
der Originalentwurf" zur Anrede RidolfPe, doch ein
Werk Penni's, wie Passavant glaubt.
VI. Die Bekehrung des Saulus. Dieser, vom Pferde zur
Erde estiirzt, blickt aufwärts nach Christus, der von
drei ängelknaben umgeben ihm erscheint. Seine Be-
gleiter eilen im Schrecken davon, und ein Diener bün-
diget das Pferd des Gefallenen. Im Sockel ist die Ver-
folgung der Christen durch Saulus dargestellt, worin
P. S. Bartoli, der diese Darstellung gestochen hat, das
durch die spanischen Truppen im Jahre 1521 nach der
"Einnahme von Prato angerichtete Blutbad erkennt, und
wie die Häupter der Verschwornen gegen dierMetlici zu Flo-
renz hingerichtet werden.
Den Carton besass der Cardinal Dom. Griniani in
Vencklig, wo ihn 1521 der anonyme Reisende des Mo-
relli sah, und in dem eigenhändigen Verzeichnisse sei-
ner Kunstwerke von 1521 bemerkt der Cardinal, dass
der Carton colorirt sei.
In S. Severino bei Fabriano ist in der Kirche St. Ma-
ria dei Lumi eine Copie in Fresco.
'11. Elymas mit Blindheit geschlagen. Der Proconsul. auf:
einer erhöhten 'l'ribune sitzend, sieht erstaunt. wie 311i
den Ausspruch des heil. Paulus der Zauberer erblindet-
Auch die übrigen Zuschauer wertlei) vom Ereignissebe-
wegt. Von dieser Tapete ist nur noch die obere lliiltte
vorhanden; auch von der rechten Pilastervcrziernng sieht
man nur noch eine weibliche bekleidete Figur 31611311 el-
ner Statue in der Nische.
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