Santi
Rafael.
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bez-gebe der Schlüssel zu hängen kommen, auf der anderen dage-
gen die Steinigung des hl. Stephan, die Heilung des Lahmen und
der Tod des Ananias. Gegenüber auf der Seite rechts nimmt der
Siingerchor den grösseren Theil des Feldes ein, und hieher setzt
man nun die schmale Tapete mit Paulus im Gefängniss, obgleich
sie nach der chronologischen Ordnung die vierte seyn sollte.
Durch die Annahme dieser Ordnung kommen auch die Sockel-
bilder in die gßltiirige Folge, und nur durch oben angegebene
Qnlnung der ersten fünf Tapeten erklärt sich die Folge der Sn-
ckelbildcr aus dem Leben Leo X. bis zu seiner CThronbesteigung.
Diese sind in einer goldgelben Metallfarhe und wirklichem Gold
in den Lichtern ausgeführt, und unten angewoben.
I. Der Wunderbare Fischzug. Rechts in dem einen SchitTe
ist Petrus vor Christus auf den Knien, im zweiten Schiffe
ziehen zwei Jiinger das Netz ans dem Wasser. Vorn
am Ufer stehen drei Iiraniche, und an dem in der Farne
nächst der Stadt viel Volk. Am Sockel links zieht Gin-
vanni de' Medici zum Conclave in Boni ein, rechts em-
pfängt er als Len X. die Adoration der Cardiniile. Die
an der einen Seite angewobene Arabcslse enthiilt das
Wappen der Medici und mehrere ltleine Figuren und
Ornamente.
Den Carton in Hamptoncourt hält Passavant griissten-
theils von RafaeYs Hand gemalt, gleichsam als [Vluster
für alle übrigen. Er ist von ganz besonderer Haltung.
vurtrefllich gezeichnet und klar und tief in der Farbe.
Die Carnatitm ist sehr lebendig und leuchtend, riithlicli
in den hlitteltiinen, weisslich in den Lichtern, in den
Schatten bräunlich-grau, in den Tiefen schwarz. Von
sehr frischer Farbe ist das griine Gewand des Andreas,
dagegen erscheint der ehedem rothe Mantel des Christus
jetzt als ein sehr schön behandeltes weisses Gewand.
Die Landschaft hat jenen klaren Ton, uml die Figür-
chen sind nach der Art des Meisters leicht hingezeich-
nct. Die Fische und die lirantche sind ganz vortrefflich
und naturgetreu, wohl von der Hand des Gio. da Udine
ausgeführt. Im Ganzen 1st der Carton wohl erhalten,
nur links am Himmel und in dem Meere sind grosse
Stellen übergangen, und von schmutziger, grünlich-gel-
ber Farbe.
Eine erste Skizze zu dieserdDarstellung, mit mehre-
ren Aposteln und Weibern im Vorgrunde, scheint Pas-
savant die Zeichnung zu seyn, welche aus dem Cabinet
Crozat in die Sammlung des Erzhcrzugs Carl in Wien
kam. Eine Zeichnung zu den beiden Schiffen mit den
sechs Figuren, die aber zweifelhaft ist, findet man in
der Sammlung des Iiiinigs von England.
II. Weide meine Schaafc. Christus rechts zeigt mit der Lin-
ken nach einer Heerde, und mit der Rechten nach Fe-
trtis, welcher mit den Schlüsseln vor ihm hnict. Hinter
ihm stehen die zehn anderen Apostel, den Hintergrund
bildet Landschaft mit einem See- Am Snckel ist Gin-
vanni de' Nieclici dargestellt, wie er als hliinch aus Flo-
renz tlieht, und die Plünderung des Mediceischen Pal-
lastes. Auf jcdcr Seite der Tapete ist eine Pilasterrer-
zierung, in Arabesken die Parzen und die Jahreszeiten
vor-stellend.
Der Originalcarton befindet sich in IIan1pIvH-_C0ujr_t-
Passavant findet darin die Beihülfe des F. Pennt. Die
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