Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

Santi 
Rafael. 
(Sanzio) v 
363 
Die Loggien des Vaticans. 
Noch reicher alsjener Saal wurde der nach einer Seite offene Gangt 
welcher im zweiten Stocke von der Stiege nach dem Saale des Con- 
stantin und den Stanzen führt, ausgeschmückt. Er besteht aus 15 
kleinen kuppelartigen Abtheilungen, in welchen je vier quadratß 
Bilder angebracht sind , [13 aus dem alten, und die 4 letzten aus 
dem neuen Testamente genommen, gewöhnlich BataePs Bibel ge- 
nannt. Diese Bilder unigeben reiche Ornamente in Farbe und in 
Stuck. Die Umgebungen der Fenster, die aus Zimmern in die 
Loggien gehen, schmücken reiche Blumen- und Fruchtgewinde, 
und unter ihnen befinden sich reliefartig gemalte Darstellungen aus 
der Bibel, welche sich auf die oberen Malereien beziehen. Zu al- 
len diesen Bildern und Ornamenten machte Rafael die Entwürfe. 
Dieses berichtet uns nicht nur Vasari, sondern ist auch aus ver- 
Silltißdßnell noch vorhandenen Zeichnungen zu den Bildern. und 
der unvergleichlichen Schönheit und Eigenthümlichkeit der Verzie- 
rungen Cfwßißlißb- Es ist öfters behauptet worden. dass Rafael die 
letzteren antiken Vorbildern entlehnt habe, dieses kann aber nach 
Passavant streng genommen keineswegs-zugegeben werden. denn 
wenn er auch den allgemeinen Charakter und zuweilen einzelne 
Theile, namentlich einige Stuckarbeiten antiken Bildwerken eiit- 
nahm, so sind doch alle Ornamente voniden uns bekannten des 
Altertliunis so sehr verschieden, dass nach Passavant nur in dem 
durchgehenden antiken Schönheitssinn und dem heiteren Spiel der 
Phantasie eine Uebereinstiiniiiung mit antiken Grotteslsen zu finden 
ist. Wie ungegründct aber die Beschuldigung sei. welche Rafael 
des Plagiats und der Zerstörung antiker Malereien bezüehtiget, 
hat schon Plattner (Besehr. Roms II. 503) zur Genüge dargetlian, 
und auch Passavant stimmt ihm vollkommen bei. Diese antiken 
Malereien kamen damals durch Aufgrabungen in den Bädern des 
Titus zum Vorschein, und die Künstler erstaunten über die Frische 
und Schönheit der Stuekarbeiten, der kleinen Bilder und der ge- 
malten Ornamente, die wir noch heute daselbst zu bewundern Ge- 
legenheit haben. Besonders war Gio. da Udiiie ganz entzückt da- 
von. Dieser zeichnete vieles, und liess nicht nach, bis dass es ihm 
gelang durch eine Mischung von Travertinstaub und Marmorkalk 
Stuekarbeitcn zu verfertigen, welche den antiken an Schönheit 
nicht naclistelien. Diese neu erworbene Geschicklichkeit seines 
_Schiilers benutzte nun Rafael bei der Ausscliniiickung der Loggien, 
indem er ihn mit seinen Angaben und Entwürfen unterstützte. Zu 
den historischen Bildern machte er kleine, leicht in Sepia ausge- 
fuhrte Skizzen und überliess die weitere Ausführung ebenfalls sei- 
nfm Schülern unter Leitung des Giuliu Romano, der wohl siimnit- 
lwlle Cartuns ausfiilirte, und wie zum Vorbilde die erste Kuppel 
auch ausmalte. lni Sockel unter den Fenstern sind Bilder in ine- 
lßllllvfiuiier Farbe, die nach Vasari Peririo del Vaga ausgeführt hat. 
Sie sind durch eingekritzte Namen sehr verdorben. und daher sind 
die Barlirungen von P. S. Bartoli nur um sotscbiitzbarer. Ueber die 
läwllstutirung der übrigen Bilder haben wir nur widersprechende 
hnchrichten. Vasari nennt Franceseo Penni, Pelegrino da Modenß, 
Bartoloineo da Bagnacavallo, Vincenzo da S. Gemignano, Poli- 
gofufla Carravaggio und Perino del Vage. denen Titi den Gau- 
bglflü Ferrari und Taja den Baffaello dal Celle hinzufügen; alle!" 
d lefllt _sind wir nocb_ ohne historische Belege iiber den Antllell. 
P1 ein ]eder dieser Kunstler an der Anssehiniiekung dieser Log- 
gien gehabt hat. Auch Vasari ist in seinen Angaben unsicher und 
"Ch "ldersprechend. So viel ist aber gewiss, das: bei der großen
	        
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