Santi
Rafael.
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der Gallerie zu Stratton, welche dem Sir Thomas Baring gehört.
Lord Bewiclthatte sie aus der GallerieOrleam um 800 L. erstanden. Der
Marchese Antaldo Antaldi in Pesaro erwarb aus dem Hause des
Marchese Filippo Ercolani eine Copie, welche mit den Siegeln
der Akademie in Bologna versehen ist, da diese sie für Original
erklärte, was aber der Graf nicht glaubte. Auch in der Sammlung
der Akademie zu Wien ist eine alte Copic.
In der Sammlung zu Brougthon in England ist ein Carton
mit lebensgrossen Figuren, wahrscheinlich derselbe, welchen Lud-
wig XIV. als Vorbild für eine Tapete machen liess.
Dann wissen wir durch Vasari auch von einer Geburt Christi,
welche Rafael in grossem Maasstabe für den Grafen von Canossa
in Verona malte, und zwar ebenso meisterhaft wie die Vision des
IICSßliiCl- Vaäärl Sagt. der Künstler habe darin auch die heilige
Anna angebracht und die Morgenriithc (Aurora) bevvundcrungs-
würdig (largestellt, und dieser Vortretilichlteit wegen, hätten die
Besitzer das Bild um keinen Preis ablassen wollen. Ferner benachs
richtet er, dass nur der Herzog von Urbino, damals General der
Vcnetianer, die Erlaubniss erhalten habe, von Taddeo Zuccheru
es copircn zu lassen. Bis jetzt weiss man aber weder vom Origi-
nal noch von der Copie eine Spur, und selbst kein IiupFerr-tich
hat uns ein Abbild aufbewahrt. Desswegen hat dieses verschollene
Bild zu manchen irrigen Angaben Veranlassung gegeben. Giacw
mo delli Ascani gab die Beschreibung eines solchen Bildes in fran-
zösischer Sprache heraus, welche S. Rangoni 1720 in Bologna ius
Italienische übersetzte. Dies ist jenes Bild, welches Ccrnel Bloe-
mart und Pietro del Po in Kupfer gestochen haben, das Origi-
nal erklärt aber Marictte fiir Andrea Schiavone. Dieses Bild be-
SHSS 1828 der Ingenieur Serantuni. In der Beschreibung der Samm-
lung des Grafen Franz von Thurn und Valsassi (Quelques tableaux etc.
Vienne 1824) wird ebenfalls eine Geburt Christi als das Bild aus
dem Hause Canossa erklärt; allein Passavant behauptet, dieses Ge-
mälde habe nicht das Geringste, was an Rafael erinnere. Er hält
es für das Werk eines italienisirten Niederländers aus dem 16.
Jahrhundert. Maria und Joseph knien anbetend vor dem zur
Erde liegenden Christlsinde. Linlss steht im männlichen Alter Jo-
hannes der 'I'Liui'er, rechts St. Paul. Im Hintergrunde sieht man
drei Hirten, denen ein Engel die Geburt Christi verkündet. Am
IIm-izonte zeigt zieh die Morgenröthe. Dieses Bild besitzt jetzt
Graf Harras in Wien.
Das dritte Zimmer im Vatikan, Stanza di torre Bor-
gia, oder del Incendio del Borgo genannt.
Grüssei-e Arbeiten, als die genannten, erwarteten Rafael für die
Ausschmiilsung des Vatikan, zuerst in jenem Zimmer, welches mich
einem Gemälde des Burghrancles benannt wird. Es ist diess der
Vursaal, worin sich die piibstliche Dienerschaft aufhielt, dessen Ma-
lereien Vun1515-_151'[ ausgeführt wurden und an die sich dann die
Bilder in der Loggia reihen. So vielen umfassenden Aufträgen
schnell zu genügen, musste der Meister mehr, als ler es sich bis
jetzt erlaubt hatte, die Mitwirkung seiner Schüler in Anspruch
nehmen, und so konnte er für die letztgenannten Räume nur
Skizzen entwerfen. Für das päpstliche Zimmer machte er aber beson-
dere Studien und Cartons. und führte auch einen grossen Theil
derselben selbst in Freseo aus. Die Deke des Zimmers hatte i'c-
mginu ruit verschiedenen Gruppen von Heiligen und mit RlIFSUfV
Willen Figuren geschmülst, und obgleich diese Bilder auf dlß V01!