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Santi
Rafael.
jedoch etwas später vollendet worden sei. Hirt und Quatremere
setzen dieseswGemälde später, letzterer nicht vor 1515. Diejenigen
welche es 1510 ausgeführt glauben, sind durch die Inschrift an
der Capelle irre geleitet worden, worin 1510 als das Jahr der Stif-
tung angegeben wird. Dass das Bild nicht in so früher Zeit aus-
geführt seyn konnte, beweiset auch der Umstand, dass. wie Va-
sari angibt, Giov. da Udine die musikalischen Instrumente aus-
führte, welcher erst 15H nach Rom kam. Sichere Nachrichten
fand Passavant in P. Meloni's Atti e memorie di Santi Bglognesi
III. 333. Pungileoni p. 141i, aus welchen er ersah, dass die seelige
Elena del Oglio im Oktober 1513 beschlossen, eine Capelle zu
bauen, und desswegen sich an Antonio Pucci gewendet habe, der
wie oben gesagt, das Bild bestellte.
Im Nachlass Lavvrence ist eine Zeichnung auf grau Papier mit
Bister scbattirt, aus den Sammlungen Bellucci, de Piles, Paignon
Dijonvnl, lYIorel de Vindö, Th. Dimsdale.
Der Bildhauer Gio. Zuechi liess 15.17 durch I. da Ponturmo
eine Copie machen, nach Passavant vielleicht diejenige, Welche in
der Dresdner Gallerie als Werk des Giulio Romane gilt. In der
Iiirche S.Luigi dei Francesi zu Rom ist eine schÖneCopie von Guido
Reni. Der Silberarbeiter Bozzotti in Mailand hat eine Copie, wel-
che dem Dominichino zugeschrieben wird, aber nach Passavant
Arbeit eines guten Schiilers der Carracci ist. Im Cabinet Coesvelt
zu London ist eine kleine Copie, welche irriger Weise für eine
Originalskizze gehalten wird, wie Passavant behauptet. Er glaubt,
es sei dies die Copie aus dem Cabinet Praun.
Rafael sendete um diese Zeit noch ein anderes, aber kleines
Bild nach Bologna, und ZWQP an den Grafen Erculaxti. Es ist dies
die Vision des Ezechiel, wie Jehova, einem antiken Jupiter vei-
wandt, von den Symbolen der Evangelisten umgeben und von
zwei Engelknaben unter seinen ausgebreiteten Armen unter-
stiitzt, in einer Glorie von unzähligen Engelkiilnfchen sitzt. Un-
ten in der Landschaft, über welcher die Erscheinung von einem
grauen Gewölke umgeben schwebt, sind kleine Figuren. Dieses
ltlcino Bild ist sk-izzenhaft behandelt, öfters in der Zeichnung ver-
nachläissiget, aber dennoch von bewundernngswiirdiger Iiraft und
Wirlsung, und nie ist wohl ein erhabener Gegenstand in so klei-
nem Ptauna (largestellt wurden, der einen so grandiosen Eindruck
macht. Selbst die Thiere, wie der Adler, der Stier und der Löwe
erscheinen nach Passavantin verklärter Gestalt, gleich gewaltigen iiber-
irdischen Geschöpfen im Dienste des Höchsten. Der Iiörper Jeho-
va's ist im obern Theile entblöst, und nur um Schooss, Beine
und Achsel mit einem Purpurgewand bedeckt. Malvasia berichtet,
in den Ausgabebiichern des Grafen Ercolani gefunden zu haben,
dass dieser 1510 an Rafael acht Dukaten in Gold habe auszahlen
lassen, und daher scheint er zu schliessen, dass der Iiiinstler in
jenem Jahre die Vision gemalt habe. Diesem widerspricht Passa-
vant, indem Charakter und Autfassungsweise an eine spätere Zeit
erinnern, in welcher Michel Angela Einfluss auf ihn übte. Auch
Vasari bemerkt, dieses Bild sei später als die heil. Cäcilia gemalt.
Obige acht Dukaten sind also nur als Vorausbezablung zu be-
trachten.
Dieses noch wohl erhaltene Bildchen ist im Pallast Pitti zu Flo-
rgnz, wo es schon im Inventarium von 1589 vorkommt. Zur Zeit
Napoleon's war es in Paris.
In der Gallerie Orleans war eine Copie, welche Nicolaus Puns-
sin in Bologna fiir M. de Chantelou erstand. Dieses Bild ist in