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Sanli
(Sanzio) v
Rafael.
April 1516, welchen Passavant I. 208. in Uebersetzung gibt, und
worin zugleich 'von einem anderen Bildnisse Nachricht gegeben
wird. von jenem des Dichters Antonio Tebaldeo.
Bembo schreibt da, Rafael habe den Tebaldeo so natürlich
portrailirt , dass er sich selbst nicht so ähnlich sei als das Bild,
und das des Baldassaru Castiglione und des Herzogs von Urbino
scheinen dagegen in Bezug auf Aehnlichheit wie Werlie vnn Pia-
l'ael's Schülern.
Doch auch das Bildniss des Grafen hat Rafael überaus leben-
dig und wie von Liebe begeistert, mit grosser Meisterschaft ans-
geführt. Er ist in halber Figur vorgestellt, fast von vorn gesehen
und etwas linläs gewendet, Inlestarhem Barte. Den Kopf bedeclat
ein Barelt mit breitem , geschlitztem Bande und die Brust bis an
den Hals ein weites Hemd. Das schwarze Iileid hat weite Ober.
iirxnel von einem rauhcn faserigen Gewebe. Die Hände legt er
übereinander, Dieses Bildniss hatte der Graf wahrscheinlich als
Gesandter nach Spanien mit sich genommen, aber nach dessen im
Jahre 1529 zu Toledo erfolgtem Tod dürfte es daselbst nicht zu-
rüch geblieben seyn. Zur Zeit des Rubens und Rembrandt trel-Ten wir
es in den Niederlanden, weil Rubens eine Copie besass undHembrandt
eine Zeichnung in Bister darnach fertigte. Diese interessante Zeich-
nung ist jetzt in der Sammlung des Erzherzog Carl zu Wien. Das
Originalbild besass damals wahrscheinlich Don Alphons de Lo-
pez, Bath des Königs von Spanien in Amsterdam, denn auf dem
Blatte des B. Persinius für Sandrats Akademie steht: DYII] aedibns
Alph. Lopezu. Jetzt ist dieses Bildniss, von Holz auf Leinwand
übertragen, im Museum des Louvre.
Dann hat Rafael oder einer seiner Schüler wahrscheinlich noch-
mals das Portrait Castigliomfs gemalt, aber nur den Kopf, ohne
Bedeckung, gleichfalls etwas nach links gewendet, in einfacher
Kleidung. A. Belia (Elogj de personaggi della familia Casliigliona.
lVIautova 1606) spricht von zwei Bildnissen des Grafen im Hause
der Familie. Einen solchen Iiopf sieht man jetzt im Pallast Torlonia
zu Rom, ehedem in der Sammlung des Cardinals Valenti. Dieses
Bild ist nach Passavant sehr pastos, aber nicht sehr geistreich ge-
malt. Unten im breiten Rande ist das Wappen. Eine andere Co-
Pie dieses Kopfes sah Passavant in der Sammlung des Grafen Ca-
bral zu Rom.
Das oben erwähnte Bildniss des Dichters Tebaldeo ist ver-
schollen, und wir kennen es nicht einmal der Beschreibung nach.
Rafael brachte das Bildniss dieses Dichters auch im Gemälde des
Parnasses an, wie Vasari bezeugt; allein man erkennt nurmuth-
inasslich in der Figur hinter Horaz diesen Tebaldeo. Das Bild-
niss des Michele Scarpa, Erben des berühmten Professors dieses
Namens, welches nach Longhena ihn vorstellen soll, enthält die
Ziige eines viel jüngeren, anderen Mannes. Tebaldco stand 1516
im 53. Jahre seines Alters.
An diese Bildnisse reihen wir auch jene der beiden venetia-
nischen Geschichtschreiber Andrea Navagero und Agostino Beazza-
no, beide tiir Pietru Benibn auf eine schmale Leinwand in kräfti-
gen Ziigen gemalt, Iiüpfe voll Leben und sprechender Individua-
litiit. Nevagero, von derbem Ausdrucke, wendet den l'iopt' nach
der rechten Schulter gegen den Beschauer. Rechts erscheint der
geiixiithliehe Beazzanu mit gescheiteltcn Haaren. Diese beiden
Bildnisse. welche aus der Sammlung Aldobratidini in den Pallast
Duria kamen, gelten daselbst als jene der Bechtsgelehrten Barto-
lus und Baldus, allein schon der Anonyme des Morelli bezeichnet sie
in der Casa des Pietro Bernbo zu Padifä als die Portraite des vNa-