Santi
Rafael.
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dem Cnrton des Michel Angelo in Kupfer gestochen hatte. Pas-
savrint glaubt daher, Nlarc Anton sei in jenem Jahre nach Rum ge-
kommen und habe sogleich angefangen die viele Blätter nach lla-
fachschen Zeichnungen zu stechen. Dieser Künstler stand damals
eigentlich im Dienste RafaePs. und Baviera, einer der Diener des
Meisters, besorgte die Abdrücke und den VePSCitlClSS. Diese
dem Bnviera erwiesene Gunst war so einträglichj dass sich
bald mehrere andere Künstler auf das liupferstcctien verlegten, wie
Marcu rli Ravenna, Agustino Veneziann u.s. w., durch welche jetzt
zahlreiche Blätter geliefert und fast alle lialiielschen Compositionen
der Nachwelt erhalten wurden. Auch in Hellduimkel hat Hugo da
Carpi einige Zeichnungen llafaeYs vercwiget, und zugleich diese
Art der Drucke, welche in Deutschland schon früher bekannt war,
in Italien eingeführt.
Der Wirkungskreis RafaeYs erweiterte sich von nun an immer
mehr, denn er musste auch die Architektur in denselben aufneh-
men. Üeber diese Verhältnisse werden wir aber in einem späteren
Abschnitte handeln, und somit knüpfen wir hier wieder den Faden
an seine Mzilwerke an. Zuerst ist das Freseobild der Gnlathea zu
nennen, welches Rafael zu Anfang des Jahres .151]; im [Hause des
Agostinu ChigilFai-nesina) ausfiihrte, eines reichen Giinners un-
sers Künstlers, In dessen Auftrag er auch die erwähnten Propheten
und Sibyllen malte. Die Galathea malte er nach der Beschreibung
des Philostrat welcher in seinem (Zyklopen dieselbe auf dem Meere
in einer von Delphinen gezogenen Muschel einherfahren lässt,
geleitet von einigen jungfräuliehen Tritonen, welche dienend die
göttliche Nymphe ilmgeben. Diese hält ein purpurnes Gewand,
welches der lNintl segelartig iiber ihrem l-Iaupte schwillt, und sie
Zugleich beschattet etc. Auf ähnliche Weise sehen wir im "Rafael-
sehen Bilde die reizende Gestalt der Galalhea vpn einem Purpur-
gewand umgehen, wie sie in Lehensgrösse auf einer grussen Mu-
schel steht und die vorgespannten Delphine ziigelt, w-Eihrexid Aninr
sie durch die grünen Fluthen leitet. In ihreiu Gefolge befinden
sich Tritonen auf Muscheln und Hörnern blnsend und Seecen-
tauern, welche freudig Nymphen auf ihren Bücken tragen und
durch über ihnen schwebende Amnrine zu wilder Lust entzündet
werden. Sie bilden einen lebhaften Gegensatz zur schönen Gala-
thea, die den Blick ltlmlhOlWl-ÄPIS gewendet sich der Führung des
Guttes der edlen Liebe überlässt. Dieses Bild hat indessen zu ver-
schiedener Deutung Anlass gegeben, obgleich Rafael selbst in ei-
nem Briefe an den Grafen Castiglione seine Göttin Galathea nennt.
In des Markgrafen Hans von NViirzburg viAlcune rillessioni d'un
Oltrauiontano su 1a creduta Galatca, Palermo 18161: wird behauptet,
Rafael habe hier die Amphitrite nach der Schilderung des Apulejus
(lnrstelleri wellen, und zwar als erstes Bild einer neuen, nach
Vollendung der Deehenbilder mit der Fabel der Psyche begonne-
nen Eiolge. wvorin der Hiinstler das Gebiet der Apuleiisehen Fabel
auf die Welt verlegt haben wollte. Dass es nicht die Absicht des
Künstlers seyn konnte, in dem in mehrere Felder eiugetheillen
Saal ein vereinzeltes Bild auszuführen, findet auch Passnvant wahr-
scheinlich, spricht aber die Vermuthung aus, dass der tiiinstlrrr
hier einige Darstellungen aus Philostrat habe malen wollen. DIC-
ser Schriftsteller widerspricht aber unbedingt der Annahme deS
Markgrafen, dass die Entstehung der Galatht-a xiuch Vollendung
der genannten Deckenbilder falle, indem [hifael in dem Briefe an
Castiglione auch von seiner Ernennung zum Baumeister der St.
Peterskirche spricht, welche den 1. August 1514 erfolgte. Dümalä
Künstler
Lex.
ÄTI V.
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