Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

Santi 
Rafael. 
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dem Cnrton des Michel Angelo in Kupfer gestochen hatte. Pas- 
savrint glaubt daher, Nlarc Anton sei in jenem Jahre nach Rum ge- 
kommen und habe sogleich angefangen die viele Blätter nach lla- 
fachschen Zeichnungen zu stechen. Dieser Künstler stand damals 
eigentlich im Dienste RafaePs. und Baviera, einer der Diener des 
Meisters, besorgte die Abdrücke und den VePSCitlClSS. Diese 
dem Bnviera erwiesene Gunst war so einträglichj dass sich 
bald mehrere andere Künstler auf das liupferstcctien verlegten, wie 
Marcu rli Ravenna, Agustino Veneziann u.s. w., durch welche jetzt 
zahlreiche Blätter geliefert und fast alle lialiielschen Compositionen 
der Nachwelt erhalten wurden. Auch in Hellduimkel hat Hugo da 
Carpi einige Zeichnungen llafaeYs vercwiget, und zugleich diese 
Art der Drucke, welche in Deutschland schon früher bekannt war, 
in Italien eingeführt. 
Der Wirkungskreis RafaeYs erweiterte sich von nun an immer 
mehr, denn er musste auch die Architektur in denselben aufneh- 
men. Üeber diese Verhältnisse werden wir aber in einem späteren 
Abschnitte handeln, und somit knüpfen wir hier wieder den Faden 
an seine Mzilwerke an. Zuerst ist das Freseobild der Gnlathea zu 
nennen, welches Rafael zu Anfang des Jahres .151]; im [Hause des 
Agostinu ChigilFai-nesina) ausfiihrte, eines reichen Giinners un- 
sers Künstlers, In dessen Auftrag er auch die erwähnten Propheten 
und Sibyllen malte. Die Galathea malte er nach der Beschreibung 
des Philostrat welcher in seinem (Zyklopen dieselbe auf dem Meere 
in einer von Delphinen gezogenen Muschel einherfahren lässt, 
geleitet von einigen jungfräuliehen Tritonen, welche dienend die 
göttliche Nymphe ilmgeben. Diese hält ein purpurnes Gewand, 
welches der lNintl segelartig iiber ihrem l-Iaupte schwillt, und sie 
Zugleich beschattet etc. Auf ähnliche Weise sehen wir im "Rafael- 
sehen Bilde die reizende Gestalt der Galalhea vpn einem Purpur- 
gewand umgehen, wie sie in Lehensgrösse auf einer grussen Mu- 
schel steht und die vorgespannten Delphine ziigelt, w-Eihrexid Aninr 
sie durch die grünen Fluthen leitet. In ihreiu Gefolge befinden 
sich Tritonen auf Muscheln und Hörnern blnsend und Seecen- 
tauern, welche freudig Nymphen auf ihren Bücken tragen und 
durch über ihnen schwebende Amnrine zu wilder Lust entzündet 
werden. Sie bilden einen lebhaften Gegensatz zur schönen Gala- 
thea, die den Blick ltlmlhOlWl-ÄPIS gewendet sich der Führung des 
Guttes der edlen Liebe überlässt. Dieses Bild hat indessen zu ver- 
schiedener Deutung Anlass gegeben, obgleich Rafael selbst in ei- 
nem Briefe an den Grafen Castiglione seine Göttin Galathea nennt. 
In des Markgrafen Hans von NViirzburg viAlcune rillessioni d'un 
Oltrauiontano su 1a creduta Galatca, Palermo 18161: wird behauptet, 
Rafael habe hier die Amphitrite nach der Schilderung des Apulejus 
(lnrstelleri wellen, und zwar als erstes Bild einer neuen, nach 
Vollendung der Deehenbilder mit der Fabel der Psyche begonne- 
nen Eiolge. wvorin der Hiinstler das Gebiet der Apuleiisehen Fabel 
auf die Welt verlegt haben wollte. Dass es nicht die Absicht des 
Künstlers seyn konnte, in dem in mehrere Felder eiugetheillen 
Saal ein vereinzeltes Bild auszuführen, findet auch Passnvant wahr- 
scheinlich, spricht aber die Vermuthung aus, dass der tiiinstlrrr 
hier einige Darstellungen aus Philostrat habe malen wollen. DIC- 
ser Schriftsteller widerspricht aber unbedingt der Annahme deS 
Markgrafen, dass die Entstehung der Galatht-a xiuch Vollendung 
der genannten Deckenbilder falle, indem [hifael in dem Briefe an 
Castiglione auch von seiner Ernennung zum Baumeister der St. 
Peterskirche spricht, welche den 1. August 1514 erfolgte. Dümalä 
Künstler  
Lex. 
ÄTI V. 
23
	        
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