Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

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Santi 
Rafael. 
den Palastes nicht ausgeführt werden sei. Und dann fügt Buona- 
rotti noch hinzu vvßafnel hatte gute Ursache, denn was er von der 
Kunst wusste, wusste er durch mich! Diese Behauptung ist jeden- 
falls nur auf die grosse Reizbarkeit des Michel Angele zu schie- 
ben. Viele Verdrüsslichheiten zog ihm die Missgunst zu, in 
welcher er mit seinen Bunstgenossen lebte, während es Rafael in 
seiner Liebenswürdigkeit mit Niemanden verclarb, und gerne ei- 
nem Jedem sein Recht gönnte. Er sagte ja auch von Miehel An- 
gelo, dass er sich glücklich Sßhätzef zu dessen Zeit geboren zu 
seyn, da er durch ihn eine andere Art, als die der alten Mei- 
ster habe kennen lernen. Dass Indessen Bafhel als Nachahmer des 
Miehel Angele nie zu seinem grossen Ruhme hätte gelangen kön- 
nen, haben wir oben gesagt. 
Das Bild dieses Propheten ist jetzt in einem sehr betriibten 
Zustande.) indem ein Sakristan, der dasselbe abwaschen wglhg, es 
theilweise so sehr verletzte, dass Daniel da Vollerra den Auftrag 
erhielt, es wieder herzustellen. Dc-molmgeachlet sind noch einige 
Theile gut erhalten. 
In der Gallerie des Bclvedere in Wien ist eine gute Copie in 
Oel, welche dem An. Carracei zugeschrieben wird. Sie befand 
sich im Kloster zum heil. lireuz iu Wien, und wurde 1798 von 
P. Marian Reutter dem Kaiser für die Gnllerie überlassen. In der 
Ambrosinischen Sammlung zu Mailand ist eine andere, nachge- 
dunlaelte Copie, die ebenfalls aus der Schule der Carracci zu stam- 
men scheint. In der Gallerie zu Dresden ist eine vorzügliche Co- 
pie von Mengs, die griisste von allen, 8' 9" hoch. 
Dem Jahre 1512 gehören auch ein Paar merkwürdige mit der 
Kraft und Gluth eines Giorgione gemalte Bildnisse an, WUVQn d"; 
eine in der Pinakothek zu München als Portrait llafaePs, das 
andere in der Tribune zu Flnrenz bei den meisten Schriftstellern 
als jenes der Geliebten des Meisters gilt. Diesen Angaben tritt in 
neuester Zeit Passavant wieder entschieden entgegen , indem er in 
dem ersteren das Bildniss des Bindu Altoviti erkennt, in dem 
Frauenbildnisse jenes der von Vasari erwähnten Beatrice aus Fer- 
rara vermuthet. Das erstere dieser Brustbilder stellt einen in vol- 
ler Blüthe stehenden Jüngling dar, der über die rechte Schulter 
aus dem Gemälde heraussieht. Seine blonden, in schönen Massen 
bis auf die Schultern herabtallenden Haare bedeckt ein schwarzes 
Bereit, die rechte Hand hält er auf die Brust._ Dieses Bild befand 
sich 250 Jahre im Hause Altovitizu Flurenz bis es 1808 der Kron- 
prinz Ludwvig von Bayern um 5500 Zechixienerltaufle. und Zwar als 
RafaeFs eigenhiindiges Bildniss, da Bottari, wenn auch nicht ohne 
Widersprüche, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts es als soll 
ches erklärte, wofür auch viele diesen liebenswiinligeii Jüngling 
gerne ansahen. Die Hauptveraulassung zu seiner Behauptung fand 
Bottari in einer allerdings auffallenden Stelle Vasarfs, welcher 
sag-t; avÜem Bindo Altoviti machte er sein Portrait, da er noch jung 
warte, so dass sich das Possessivum auf Rafael und auf Bindo be- 
bziehen kann. In München erkannte man fast allgemein in diesem 
Bilde die Züge Iiataehs, und keinem hätte es mehr Iiummer geko- 
stet, sich von dieser Idee zu trennen, als dem grossen [Kenner v. 
Dillis. der es für Bafaefs Bildniss und für das Gegenstück zll 
dem genannten weiblichen Portaite hielt. Noch weiter grilT diese 
Meinung um sich,_als F. v. Piumnhr (Ital. Forsch. III. S. VIII.) 
mit solcher Entschiedenheit dem Missirini (Del vero ritratto di B. 
Sanzio, Rain?! 1821) entgegen sich für Bottari erklärte. Passavant
	        
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