Santi
Rafael.
durch einen Vorhang verdeckt. Im Besitze des General Menu zu
Berlin ist ebenfalls eine Copie mit einigen Aenderungen. Der
kleine Johannes sitzt rechts auf einem Kissen undreicht dem
Christkinde eine Blume. Den Hintergrund bildet ein Vorhang.
Das Frescobild in einem Bogen heim Coliseum zu Rom, dessen
Pungileoni erwlihnt. ist fast erloschen.
Um das Jahr 1511 malte Rafael ein grösseres Altarbild, wel-
ches unter dem Namen der Madonna di Fuligno bekannt ist.
INIai-ia ist aufWolkenin einer runden goldfarbex-ien Glorie, umgeben
von vielen kleinen Engelknaben im blauen Ton der Luft. Sie un-
terstützt das rechts bei ihr stehende Christkind mit der Linken
und hält es mit der Rechten an einer Schleife. Beide schauen auf
den Donator herab, der anbetend zur Rechten kniet und von dem
hinter ihm stehenden St. Hieronymus der Mutter Gottes empfoh-
len wird. Links steht Johannes der Täufer und vor ihm kniet in
himmlischer Begeisterung der hl. Franziskus. Zwischen dieser Gruppe
in der Mitte steht ein Engelknabe , mit beiden Händen eine
Tafel haltend, worauf ehedem die Veranlassung zur Entstehung
des Bildes diirfte gestanden haben. Den Grund bildet eine Stadt
in bergiger Gegend, nach welcher eine feuerige Hagel vom Him-
mel zu fallen scheint und über die sich ein Regenbogen ausspannt.
Dieses Bild liess Sigismonclo Conti, Geheiinschreiber des Pabstes
malen, wahrscheinlich Ex voto. Nach Vasari schmiickte das Bild
ursprünglich den Hauptaltar der Kirche Ara Coeli auf dem Cani-
tol, im Jahre 1565 licss es aber eine Enkelin des Donators, Anna
Conti, nach Fuligno bringen und in der Kirche der heil. Anna
des Klosters delle Contesse aufstellen. Durch die Franzosen im
Jahre 1798 nach Paris gebracht, übertrug Hacquin das Bild von
Holz auf Leinwand, und M. Roser aus Heidelberg hat es berge-
steiit. Nach dem Friedenschlnss von 1813. kam das Bild aus dem
Mnsöe Napoleon wieder nach Italien zuruck und ist jetzt im Va-
tikan aufgestellt, wo es als eine der großartigsten Schöpfungen
RafaePs bewundert wird. Passavant legt jedoch auch den Maass-
stab der Critik an dasselbe. ln der Madonna ist nicht sowohl der
Charakter einer Mutter Gottes dargestellt, als vielmehr der eines
zininnthigen Weibes; auch das Christkind ist gesucht in der Bewe-
gung. Johannes der Täufer zeigt zu wenig Adel der Seele, und
sein rechter Arm scheint durch die Herstellung verzeichnet. Eine
der lieblichsteii Gestalten, die Rafael je gemalt hat, ist aber der
Engellinabe mit dem Ti-ifelchen, voll himmlischer Freudigheit und
wahrhaft entzückend. Der Ausdruck seines blendend schönen
Iiiipfchens ist von engelreiner Bildung sei-
nes ganzen Körpers zeigt eine Schönheit die, oberirdisch und
doch wahr, nur aus Rafaehs edlem Geiste entspringen konnte.
Auch das l-Iellduxikel, durch einen Schatten auf dem untern Theile
seiner Gestalt bewirkt, übt zauberhaften Reiz und gehört zu den
schönsten Hervorbringungen dieser Art und Kunst. Üeberhaupt
ist das Colorit des ganzen Bildes von grosser Frische und Harmo-
nie; es zeigt, was der Meister zu leisten vermochte, wenn er ei.
genhiindig ein Werk ausfiibrte, und nicht. wie es nachmals häu-
fig geschah, einen grossen Theil der Ausfuhrung seinen Schülern
iiberlassencl, nur die. letzte Hand daranlegte.
Graf Giacomo Melerio in Mailand besitzt eine Cnpie, welche
dem Sassoferrato zugeschrieben wird.
An dieses Werk reiht sich wahrscheinlich das Frescobild der.
Propheten Jesajas in S._Agostino zu Rom, welches Rafael im Auf?
trage des Johannes Gorizius aus Luxemburg, auch Janus Corycius
genannt, ein grosser Freund und Beförclcrcr der liunst und