Santi
Rafael.
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aberjetztverschollen ist. Rafael malte dieses Bild (Iiuiestiick) für die
von Pnbst Sixlus lV. erbaute Iiirche S. Maria del Popolo, wo es. mit
dem Bildnisse llabst Julius II. lange gezeigt wurde. Sandrart sah
e; ngch 1575 daselbst, endlich aber kam dieses Gemälde in den
Yrivatbesitz. lm Jahre 1717 schenkte es ein Römer, Namens Gi-
rolamo Luttorio in den Schatz nach Loreto, Woher das Bild den
Namen hat. Nach Ilehbergk Angabe blieb es daselbst bis zur Be-
lagerung der Franzosen; diese xiahtuen aber das Bild mit sich und
liessen es in der französischen Akademie zu Rom zurück, wo es
Beliberg gesehen hat. Nach einer anderen Angabe wäre das Ge-
mälde schon vor der Ankunft der Franzosen entwendet worden,
und demnach befände es sich irgendwo versteckt. Die hell. Jung.
frau steht links gewendet hinter dem Lager des Christkincles, und
hebt den Schleier von demselben auf. Das auf dem Polster lie-
gende Bind ist lebhaft bewegt und streckt seine Aermchen aus.
Hinter Maria steht Joseph auf seinen Stab gestützt; den Hinter-
grund bildet ein Vorhang.
Von diesem beruhmten Bilde gibt es sehr viele alte Copien;
schon Vasari erwähnt deren zwei von Bastiano di San Gallo, wel-
clie sich zu seiner Zelt in Florenz befanden. Passavant kennt
folgende.
Im Pariser Museum befindet sich seit 1821 eine solche alte
Copie, die aber trocken in den Umrissen und schlecht modellirt
ist. Deniungeachtet wurde sie mit einigen anderen unbedeutenden
Bildern um 100,000 Frs. angekauft.
Das Exemplar der Gallerie Orleans, ebenfalls schwach, wurde
1792, in London von Hrn. Wille! um 500 Pf. St. gekauft. Im
Jahre 1855 unterlag es wieder der Versteigerung.
Nicht ausgezeichneter ist auch das Bild des Herzogs von Marl-
borough zu Blcnheim, vorzüglich schön ist aber die Copie der
Gallerie Miles zu Leight Court, aber ohne Joseph.
In der Gallerie der Brcra zu Mailand ist jene schöne alte Co-
pie, welche im Kloster zu Sassoferato war und daher Madonna
di Sassoferato genannt wird.
In der Gallerie des Cardinals Fesch war bis in die neueste
Zeit eine gute Copie aus BafaePs Schule, in der Carnation etwas
ziegelroth, vielleicht von Francesco Penni. Im Zimmer der Con-
servatoren auf dem Capitol ist eine mittelmässige Copie und zu
einem Altarblatte in S. Agustino zu Rom wurde diese Compu-
sition ebenfalls heniitzt, mit Hinzufiigung einiger Engel. Nach den
Rosen auf dem Leintucbe hat das Bild den Namen Madonna
delle Rose.
In der Sammlung des Cav. Carmine Lancelotti zu Neapel ist
eine, in den Umrissen etwas harte Cupie aus Bafaefs Schule, mit
folgender Schrift auf der Biickseite: Legatu del Sig. Principe
Burghese alla Signora Costanza Eleonora.
1m Museum zu Neapel ist die Copie, welche ehedem in der
Gallerie Monte Cassino sich befand. Man schrieb dieses Bild frii-
her dem A. del Sarto zu, jetzt gilt es'als Werk des P. del Vage,
was aber nach Passavant eine ebenso willkührliche Annahme zu
seyn scheint, da die Zeichnung sehr ruittelmiissig, die Carnation
sehr roth ist.
In der Sammlung des russischen Gesandten von Canicof zu
Dresden war eine gute Copie, wvclche dem Garofolo zugeschrie-
ben wird.
Die Gräfin Constanza Monti in Pesaro besitzt RafaePs Ent-
wurf in Stift, mit dem Verzeichniss der Propheten auf der Ruck-
selte von IlafaePs Hand.