Santi
Rafael.
den Hauptbildcrn gesteht aber Passavant keine bedeutende Mitwir-
kung anderer zu.
Unter den Bildern in Oel, welche Rafael damals ausfiilirte,
nennen wir vor allen das PortraitJulius II. im Kniestiirlt, obgleich
es nicht bestimmt ist, dass es früher gemalt wurde als eines der
folgenden. Der Pabst sitzt im Lehnsessel und legt beide Arme
auf, indem er in der mit drei Ringen versehenen linken Hand ein
Schnupftuyh hält. Den Iiupf bedeckt eine rothe Sammtmiitze, der
weisse Bart geht bis auf die Brust. Rafael malte dieses Bildniss
wahrscheinlich fiir den heiligen Vater selbst, der es in die Iiirche
St. Maria del Popolo schenkte. Es ist dies jenes Bildniss, von
welchem Vasari sagt, es sei so lebendig und wahr gemalt, dass
man den Pahst selbst zu sehen glaube und sich vor ihm fürchte.
womit aber nicht zu verstehen ist, als habe Rafael ihn als furcht-
erregentlen Herrscher dargestellt, sondern er zeigt ihn uns hier
in einem ruhigern Momente, obgleich daraus die ganze Individua-
lität seines kräftigen und unternehmendcn Charakters durchblickt.
Dieses Bildniss war noch zu Sandrarfs Zeit in der Iiirche und
wurde nebst der Madonna di Loreto an hohen Festtagen dem Pub-
likum gezeigt. Bildnisse dieses Pabstes gibt es viele, und man hat
sich daher öfters gestritten, welchesdas Original sei, da einige dieser
sicherlich unter PtafaePs Leitung ausgeführten Bilder vurtreHlich
sind. Passavant sagt aber, bei den Künstlern unterliege es keinem
Zweifel, dass das Originalportrait im Pallast Pitti zu Florenz sich
befinde. Er weiss indessen nicht anzugeben, wie es dahin gekom-
men, wenn das Bild des Pitti nicht dasjenige ist, welches aus der
Erbschaft des Herzogs della Ruvere von Urbino an Vittoria seine
Nichte, Gemahlin des Herzogs Ferdinando II. de' Medici, gelangte,
Es ist unter allen Bildern dieser Art am geistreichsteii gezeichnet
und iiiodellirt; die Nebendiiige, wie der leichte weisse Bart, die
sammtne Kleidung u. dergl. sind vortrefflich behandelt. worin sich
kein anderes mit ihiii messen kann. In Frankreich wurde das Bild
etwas verputzt, und in diesem Zustande kam es 1315 aus dem LWIu-
see Napoleon wieder zurück. Der Origiiialcarton, in sclnvarzer
Iireide ausgeführt, in den Umrissen zum Bausen durchstochen,
kam aus Rom nach Florenz in die Gallerie Corsini.
Es finden sich mehrere Copien, worunter Passavant ein Exem-
lar der Tribune zu Florenz ausgezeichnet nennt. Es _ist _vun pa-
stosem Farbenaufti-ag, in der Moclellirung derb und richtig, aber
ermangelt der Feinheit und des Lebens, vvelclies__im Original su
bewunderiingswviirdig ist. Die Hände mit länglichen kingern,
sing nachlässig gezeichnet, die Schatten der Cßrllüillärl 50b!" roth-
braun. Der rothe Kragen ist zu stark lasirt, eriiiangelt daher des
nöthigen, Lichtes. Die Beivverke sind etvvas steif behandelt, der
Bart zu schwer und massenhaft. Viel geringer ist eine zweite Co-
pie im Pallaste Pitti.
Im Pallaste Borgliese zu Rom wird eine Copie dem Giulio Ro-
mano zugeschrieben. Eine andere nicht ausgezeichnete, ist im
Pallaste Corsini daselbst; aber etwas besser jciie der Gallerie Tor-
lonia. Das Bild der Gallerie Giustiniani ist jetzt im Museum zu
Berlin, nach von Rumohr ein Werk des Sebastiano del Pionibo.
In der National Gallerie zu London ist jenes Exemplar, wel-
ches in den Sammlungen Falconieri und Angersteiii war. Auch in
der Gallerie Miles zu Leight Court bei Bristol sah Passavant ein
Bild von vorzüglicher Schönheit. In England ist auch das Exem-
plar der Gallerie Orleans.
In Paris wurde 1826 ein Bild verkauft, welches aus der Hill-