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Santi
Rafael.
lius II. dar, und in den ihm den Mantel haltenden Cardiniilen
portraitirte er Gio. de Medici, nachmals Pabst Leo X., und An-
tonio del Monte, Oheim Julius III. Weiter hinten steht Alessan-
dro Farnese, der späterhin als Paul III. den päbstlichen Thron
bestieg. Am Architrav unter den allegorischen Figuren zu den
Seiten des piibstlichen Wappens steht die Inschrift: IVLIVS. Il.
ILIGVR. PONT. MAX. AN. (II-IRIS. MDXI. PONTIFICAT.
SVI. VIII.
Unter diesen Gemälden zeigt jenes der drei allegorischen Fi-
guren RafaePs malerische Behandlungsweise noch ausgebildeter,
als in der Schule von Athen, obgleich die Anordnung, nach des
Meisters hohen Sinn für Symmetrie, nach Passavant vielmehr pla-
stisch zu nennen ist. Dieses Bild hat sich auch vollkommen er-
halten, während im Gemälde mit Justinian durch eine fehlerhafte
Mischung des Bcwurfs die Farben sehr geschwunden und unschein-
bar geworden sind. Auch die Ertheilung der Decratalen ist in der
Färbung verblichen.
Der Entwurf zum Bilde Justinianü befindet sich im Nachlass
Lawrence, jener zu dem zweiten der Hauptbilder in der Sammlung
des Baron X7erstolk von Soelen im Haag.
Die grau in Grau mit Gold gehühten Verzierungen in den
Fensterleibungen enthalten nach BafaePs Angabe candelaber-
oder grotteslienartige Verzierungen mit Figuren, ein kleines Bild
in der Mitte und ein griisseres im oberen Raum, heiligen und pro-
fanen Inhalts. Diese Malereien haben sehr gelitten, sind stark
erneut, manche ganz erloschen. Die zwei einzigen in diesem Zim-
mer noch erkennbaren Darstellungen befinden sich am Fenster der
Wand mit der Jurisprudenz: das Urtheil des Seleucus über seinen
Sohn, und Christi Jünger, welche zu ihm sprechen: Hier sind
Zwei Schwerter. Lucas 22.
Den Sockel dieses Zimmers umgab Rafael mit einem von Fra
Gio. da Verona gearbeiteten Tafelwerk, welches nachmals abge-
nommen und unter Paul III. durch Malereien von Perin del Vaga
(nicht von Polidoro) ersetzt wurde. Diese haben nun sehr gelitten
und wurden 1702 durch Maratti so zu sagen ganz erneut.
IlafaeYs weitere Bestrebungen neben den Arbeiten
der Stanze dellaSegnalura.
ißafael War, wie wir gesehen, schon in den ersten Jahren sei-
nes Aufenthaltes in Rum mit den grussartigslen, ideenreichsten
Werken beschiiftiget, in welchen er das Höchste im Christen- und
Heidenthume erfasste und abstrakte Ideen in lebendig ansprechen-
den Formen zur Anschauung brachte. Doch dieses ernste Streben
machte sein Herz nicht unempfänglich für die zarteren Eindrücke
des Lebens. Es erwachte in dem gefühlvollen Jünglinge die Liebe,
welche so tiefe Wurzel schlug, dass sie erst mit seinem Leben er-
losch. Diese liebenswürdige Erscheinung fesselte wahrscheinlich
schon während seiner Arbeit an dem Bilde der Theologie sein
Herz, denn es haben sich drei Sonetten erhalten, die erlauf ver-
schiedene Zeichnungen ocler Studien zu diesem Wandgemälde schrieb.
Ueber die Herkunft jenes Mädchens, welches in der Geschichte,
BafaeVs unter dem Namen iFornarinau erscheint, weiss man im-
merhin nach nichts Zuverlässiges; nur so viel ist gewigg, dass Ra-
fael sie geliebt. und dass sie in Rom bis zum letzten Athcmzuge
des Meisters in dessen Hause gelebt habe. Der Name Furnarina
ist nicht ihr ursprünglicher, sondern wahrscheinlich erst nach Mal-