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Bafae).
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Kunst erliffnetenrbeweisen von nun RafacPs Werke. Dieser Ein-
'fluss ist bereits im Gemälde der Schule von Athen bemerkbar, be-
sonders in der Statue des Apollo, zu welcher llafnel kein antikes
Vorbild nahm, sondern, wie es scheint, eine Statue des Michel
Angeln zum Grabmale Iulius Il., die Gestalt eines Sklaven, die
an Haltung und Bewegung augenfällig an die Statue der Schule
von Athen erinnert.
Leider hat dieses Frescobild mehr als die übrigen des Zim-
mers gelitten, was nicht allein dem vernachlässigten Zustande der
Stanzen bis zur Zeit des Carlo lYlaratti zuzuschreiben ist. der sie
1702 1703 mit Hiilfe seiner Schüler Bart. Urbani, Pietro de'
Pietri und Andrea Procaccini sorgfältig wieder herstellte, sondern
hauptsächlich dem häufigen Durchzeichnen muss beigemessen wer-
den, wodurch zuletzt der glatte Farbcniiberzug verletzt wurde. und
die Umrisse von ihrer Bestimmtheit und Schärfe verlieren mussten,
Der Originalcarton in schwarzer Iireidc ausgeführt ist in der
Sammlung der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand. Auch im
Prauifschten Cabinct vrar ein Entwurf zur Schule von Athen, an
dessen Echtheit Passavant zweifelt. In der {lorentinischen Samm-
lung ist der Entwurf zum Relief unter der Statue der Minerva.
Das Studium zur Gruppe des Pythagoras ist in der Sammlung des
Erzherzogs Carl, und jenes zur Gruppe des Bramante im Nachlass
ILawi-ence, wo neben andern auch der Entwurf zur Statue der Mi-
nerva und Blelieg unter dder Statue des" Apollo sich befindet.
Das vierte i (es tanza ella Secuatura ist der Juris ru-
denz gewidmet, und als kleines Uebtiigangshiltl dient das Uiiltheil
des Salomun- Die allegorische Figur der Gerechtigkeit, gleichsam
die Ueberschrift des grösseren Ytlantlbildes, hat eine lirone auf
dem Haupte, das Schwert und die YVaage in den lliindcn. Vier
kleine Genien halten die 'I'afel mit der Inschrift: aJus suum uni-
euique tribuensc.
Die darunter befindliche Wand hat gleich der, worauf der
Pnrnass gemalt ist, ein Fenster in der lYIitte, und Rafael theilte
daher den Raum in drei Theile, nämlich in einen flachen Bogen
iiber dem Fenster und in zivei Nebenfelder zu den Seiten dessel-
ben. Die Lunette enthält drei allegorische Figuren: die Stärke,
die Vorsicht und die ltlässigung, welche mit der darüber befind-
lichen Gerechtigkeit die Cardinaltugenden vorstellen. Die Vor-
sicht oder lilugheit, in der mittleren Figur bezeichnet, hat ein ju-
gendlich weibliches Gesicht, und wie Janus, auch das eines Alten.
Ihre Brust deckt die Aegis mit dem Medusenhaupte, ein Ge-
nius halt ihrem jugendlichen Gesichte den Spiegel der Selbster-
daenntniss vor, und ein anderer dem Alten eine Fackel, als
Licht zur Erkenntniss der Welt. Die Stärke gepanzert, hält einen
Zweig des Friedens, und die Mässigung einen Ziigel, um die
Strenge der Gerechtigkeit in den Schranken des Billigen zu hul-
ten. Die unter diesen allegorischen Darstellungen befindlichen Ge-
mälde beziehen sich auf die Sicherung der Rechtspflege durch Justi-
nian und Gregor IX. In dem Bilde zur Linken sitzt der liaiser
im Purpurmantel und mit Lorbeer bekrönt, dem vor ihm knien-
den '.l'riboxiian die Pandekten und den Codex iihergebend. Meh-
rere liechtsgelehrte, meist Portraite in der zur Zeit des Iiiinstlcrs
üblichen Amtstracht, umgeben ihn, und ztvei derselben hallen zwei
Bucher, die sich auf die durch denselben Kaiser gegebenen neuen
Qonstitutionen und Institutionen beziehen. ln dem Bilde gegw-
übe? sitzt der Pabst in Pontificalibus und gibt einem Advvliallf" d":
durch den Dominikaner Baimondo Pennafnrte auf sein Geheis ge-
sammelten Decretalen. Im I'abste stellte ltafael seinen Gönner Ju-