Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

Santi 
(Sanzif-ÖI 
läafael. 
Jüngling hinter ihtn soll unter der Gestalt des Herzogs Francesco 
Maria della Rovere von Urhino wahrscheinlich Etnpetlokles seyn, 
der jüngere dichterische Zeitgenosse des Anaxagoras. Links, dem 
Dunklen (oxorsivm) gegenüber, steht an eine Siiulenbasis gelehnt, 
wahrscheinlich Demokrit, der fünffaeh Bemiihte. der mit lauhbe- 
ltriinztein Haupte im Buche bliittert. Der hinter ihm stehende und 
ihn umfassende Jüngling, dürfte Nausiphanes, der nochmalige Leh- 
rer des Epikur seyn. Ob der ältere Mann, welcher ein Iiind zu 
Demokrit zu tragen scheint, nur einen Greis vorstellt, der den 
Iinahen in die Schule der Philosophen bringt, oder ob wir in ihm 
Zeno, das Haupt der eleatischen Dialektik zu erblichen haben, 
lasst Passavant dahin gestellt seyn, obgleich letztere Annahme ei- 
nen passenden Uebergang zu der dem Greise zunächst auf der obe- 
ren Stufe befindlichen Gruppe der Sophisten (Diagoras, Gorgias, 
liritias) bilden würde, gegen welche der ehrwürdige Sokrates in 
die Schranken trat. Wir sehen ihn hier vor dem gemischten Pub- 
liuum lehrend , und wie er einen Schluss um den anderen folge- 
recht an den Fingern ahzählt, bis zum schlagenden Punkte, wo- 
durch er seine Zuhörer unwiderstehlich zu den unerwartetsten Zu- 
geständnissen zwang. Der vordere vor ihm stehende junge Mann 
in kriegerischer Rüstung stellt den Alcibiades vor, und der Mann 
nach ihm scheint ein dem "Gewerbstand angehüriger Bürger zu 
seyn. Ein weiter ihm Hintergrund stehender Zuhörer des Sokra- 
tes möchte wegen des seine Locken deckenden Lauhkraxizes den 
älteren Aristipp vorstellen, den Stifter der Cyreneischen Schule 
dessen Motto Genuss des Vergniigens mit Geschmack und Freiheit 
des Geistes war. Neben ihm und am nächsten bei Sokrates steht ein 
mit dem Ellenbogen auf das nahe Gesims sich stützende-r Jüngling, 
in welchem Passavant höchst wahrscheinlich Xenophon vorgestellt 
glaubt, den Lieblingsschüler des Sokrates. Zu dieser Gruppe von 
Zuhörern gehört auch noch ein gemeiner Mann, vielleicht der 
arme Wursthändler Acschines, einer der anhänglichsten Verehrer 
des Sokrates, welcher später ein grosser Redner wurde. 'l'iefei' 
im Grunde hinter Sokrates erblicken wir einen anderen seiner Ver- 
ehrer, entweder den Euklid von lYlegara , den Stifter der dialck 
tischen Schule, oder Antisthenes aus Athen, den Stifter der stren- 
gen 'l'ugendsehule, die aber wegen der anstössigen Unbefangen- 
heit ihrer Anhänger die Cynische genannt wurde. In der Mitte 
der versammelten Philosophen stehen Plato und Aristoteles, die iin 
Streite über ihre philosophischen Systeme begriiiien sind, welcher 
gerade zu Rafaers Zeit wieder leidenschaftlich erwacht war. Plato 
der spekulative Philosoph, ehrfurcht gebietend und seinen Timiius 
in der Linken haltend, weisst mit der Rechten nach oben, zu Gott 
hin, während Aristoteles, der Lehrer der praktischen Philosophie, 
sein Buch der Ethik hält und die Rechte wie zur Erfassung der 
Gegenwart ausstreekt. Eine zahlreiche Schaar von Schülern jeden 
Alters umsteht diese Philosophen. Unter denen zur Seite des Plato 
dürften Speusippus, Menedemus, Äenokrates, Phädros und Aga- 
thon zu suchen seyn. Unter den auf des Aristoteles Seite stehen- 
den Schülern haben wir zunächst den Theophrast und Eudemus, 
oder auch Nikomachus. 'Dicäarch und Aristoxenus sind nach Pas- 
savant wohl in den hinteren Figuren dargestellt, und in drei vor- 
deren die Stoiker Zeno der Cyprier, Cleanth und Chrysipp. Durch 
die zwei hinter diesen wandelnden Philosophen wollte wohl Rafael 
auf die Benennung der Peripathetiker anspielen. In der Mitte auf 
den Stufen liegt Diogenes aus Sinope, der Schüler des Antisthe- 
nes, der es in der cynischen Ascetik noch weiter trieb als der Mcij 
szcr. Er ist ganz in Nachdenken versunken über das, was er auf
	        
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