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Santi
Rafael.
und zur anderen Seite der Täufer Johannes, auf den Messias deu-
tend. Etwas tiefer im weiteren Halbkreise sitzen ebenfalls auf Wol-
ken Patriarclien, Propheten und Nlartyrer. Rechts vom Heilende,
im weitesten Kreise erscheint St. Petrus als Machthaber Christi
mit Buch und Schlüsseln, neben ihm sitzt Adam in Hoffnung und
Erwartung, und dann folgt Johannes, der Lieblingsjiinger des
Herrn im Begriffe die Worte des Lebens niederzuschreiben. Da-
vid, der erhabene Sänger und Stammvater des Erlösers, reiht sich
an diesen an, ihm zur Seite ist der erste Blutzeuge Stephanus,
und zuletzt deutet ein halb durch Wolken verhiillter Heilige die
weitere Folge der Gemeinde der Heiligen an. Gegenüber, rechts vom
Beschauer, beginnt die Reihenfolge mitPaulus mit dem Schwerte, als
Zeichen seines Todes und der Iiraft seiner Lehre, und an ihn
schliesst sich Abraham mit dem Messer zu Isanlfs Opfer, als
Vorbild des Opfers Christi. Dann kommt Jacobus, der dritte
Zeuge der Verklärung des Herrn, und auf Moses mit den Gesetz-
tafeln folgt St. Laurentius, dem heil. Stephan entsprechend. Der
letzte des Reihe ist ein Held, in welchem man entweder den Jo-
sua oder den heil. Georg, den Schutzheiligen von Ligurien erken-
nen will, da sein Helm mit dem Drachen geziert ist. In der un-
teren Abtheilnng erscheint die Eucharistie in der Monstranze auf
dem Altare, und zu den Seiten desselben sitzen die vier liirchen-
lehrer, als Stützen der röiniscb-Isatholischen Kirche, während alle
übrigen Väter stehen oder knien. Der erste in der Reihe zur Lin-
ken ist St. Hieronymus mit der Bibel und dem Buche seiner Brie-
fe, zugleich als Repräsentant des beschaulichen Lebens. Gegen-
iiber sitzt der heil. Ambrosius, der begeisterte Dichter des Te
"Deum, und neben ihm St. Augustin, der einem Jüngling seine
Gedanken in die Feder diktirt. Gegenüber sitzt Pabst Gregor der
Grosse auf dem alterthiiinlichen Bischofsstnhle, und zu seinen Fiis-
sen liegt das ivLiber moraliuina, wie bei Augustin jenes ade civi.
tnte Deite. In dem Geistlichen, der sich im I-Iintergrunde zu Hie-
ronymus wendet, wollen einige den heiligen Bernhard erken-
nen, den letzten der Kirchenvater, und in dem langbärtigen Theo-
logen, der neben Ambrosius die Rechte erhebt, soll Rafael den
Petrus Lombardus, den Meister der Sentenzen dargestellt haben.
Er ist der Stifter der scholastischen 'I'heologie und der erste,
welcher viDe sacranientou geschrieben hat. Weiter entfernt ist der
Doininicaner Scotus und Thomas von Aquin. Hinter St. Augusti-
nus stehen Pabst Anaclet mit der Palme, St. Bonaventura im Bu-
che lesend, und auf der vorderen Stufe hält Pabst Innocenz sein
Buch über die Messe. Unter den hinteren Figuren rechts erkennt
man Dante, den mit Lorbeer bekränzten christlichen Dichter, und
den Sittenprerliger Snvanarola, welchen Alexander VI. als Iietzei
hinrichten liess. Ganz im Vorgrunde steht_ein nach der Weise altei
Philosophen geklcideter Mann, der einen jungen hrlensqben auf den
Jüngling verweiset, der die WVorte des hl- Augustin nieclerschreibt.
Auf der linken Seite des Altares erkennt man keine bestimmter
Charaktere, sondern nur allgemeine Repräsentanten christlicher Ger
meinden, selbst mit ihren lläresicn. Iii andern spricht sich 61m;
hcn und Gehorsam, Verehrung und Anbetung aus. In dem Dunii
nicaner der iiussersten Seite links will man den frommen lYlxilci
Angelico da Fiesole erkennen. Im landschaftlichen Hintergrund:
ist eine Birehe im Bau begriffen.
Die Disputä isft das erste_ der von Rafael in Vatikan ausgc
geführten Bllder, _1n der Welse der älteren Florentiner, in de
Disposition des Hunmels wxe bei Orcagna im Campu Saum, be