Santi
(Szmzio) I
Rafael.
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diesem herriihrend, durch Rafael's Beihiilfe vollendet seyu dürften,
wir erwähnen aber hier nur noch einiger Werke, weiche, wie das
obige Altarbild unvollendet blieben. Das eine, im Besitze des
Hrn. Solly zu London, stellt die heiligen Jungfrau mit dem Iiinde
in einer Glurie auf Wolken dar, wie sie dem Apostel Thomas ih-
ren Gürtel reicht. Neben ihr stehen noch die Apostel Paulus und
Philippus und der hl. Franz.
Dann ist auch jenc-s Bildchen zu erwiihnen, in welchem Jo-
seph, auf seinen Stab gestützt, auf die heil. Jungfrau niedersieht,
welche das auf einem Lamme reitende Jesuskind hält. Diese Dar
strllung kommt Öfter vor, für das Original hiilt man aber das un-
termalte Bild im Oratorium des Eseurial, da dem Charakter der
Zeichnung nach die Entstehung desselben in BafaePs florentinische
Epoche fallt. Passavaut erwähnt mehrere Copien dieses Bildes.
Eine solche war im Hause Gerini zu Florenz, welche der Sänger
Nicolo Tacclnnardi erstand. Eine zweite Copie ist in der Gallerie
des lllarchese Malaspina zu Pavia, eine dritte, unbedeutende, im
Pallaste Corsini zu Rom, und eine vierte, mit hinzugefiigtem Jo-
kanxies in der Gallerie zu Hessen Cassel. Ein solches Bild hatte
auch Herzog Albert von Bayern.
Auch von einem dritten, nur untermaltem Bildchen, gibt es
mehrere Copien, wovon das Original nicht mehr vorhanden zu
seyn scheint. Maria hält kniend das neben ihr auf einem Rasen-
hügel sitzende Christkind, welches sich nach dem kleinen Johan-
nes neigt, der in einem Pergamentslreifen aufmerksam zu leseri
scheint. Im landschaftlichen Hiutergrunde sind Gebäude von Bäu-
men umgeben. Unter den Copien nach diesem Bilde hebt Passa-
vant besonders zwei hervor, wovon die eine im Besitze des Für-
sten Esterhazy von Galantha, die andere in der Gemäldesamm-
lung des lnspektors Wendelstadt in Frankfurt a. M. sich befindet.
Esterhazy's Bild ist ein Geschenk des Pabstes Clemens XI. aus dem
Hause Albani an die Kaiserin Elisabeth, welche es nachmals dem
Minister von liaunitz schenkte. Passavant gibt dem Wendelstädt"-
scheu Bilde vor diesem den Vorzug, da es sich durch geistreichere
Behandlung auszeichnet. Es kommt aus Italien nach Deutschland.
Ein Federumriss zu dem Bildchen befindet sich in der flurentini-
sehen Sammlung.
Eine andere Composition RafaeFs, die ebenfalls nur in Copien vor.
hauden ist, kcnntnmu unter dem Namen der hrladonna mit der Nelke.
Maria, im Iinicstiick, hält auf ihrem Schuosse das lebhaft bewegte
Christkind und reicht ihm eine Nelke dar. Den Hintergrund bil-
det ein Zimmer mit einem Fenster, durch welches man ins Freie
blickt. Die alten Copien nach diesem Bildchen stimmen nach Pas-
savant alle darin überein, dass sowohl der Charakter des Madon-
nenkopfes, als auch der des Faltenwurfes die spätere florentinisehe
Epoche llafaefs bezeichnet. Die Copie des Cav. V. Camuccini in
Rom, ein zartes, aber in der Färbung kaltes Bild, dürfte nach
Passavant aus Ilafaefs Schule stammen. Es hat durch Retou-
chen mit" Oclfarben ein fleckiges Ansehen erhalten. Mit diesem
ganz übereinstimmend ist das Exemplar in der Gallerie des Baron
von Speck-Stcrnburg, welches aus der Sammlung Setta in Pisa und
Pries in Wien tstaunnt. Ein Gleiches verhält sich mit der Cupie des
Grafen Paolo 'l'osi zu Brescia. Andere Nachbildungen, alle 511
kleinem Formate, höchstens 18" hoch, sind in der Gnllerie Tor-
lunia und im Ballast Albani zu llom, im Hause Bourbon Sorbello
zu Perugia, in der Sakristei des Tesoro di Santa Casa zu Loreto
und im I-lause Ginvannixii zur Urbinu. Grüsser sind die Cllplctl