Santi
Rafael.
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Der Mann auf der linken Seite ist im Begriffe riichlings die Stu-
frn zur Grabeshöhle hinaufzusteigen, der andere der den Leichnam
unter den Beißen unterstützt, ist im Profil gesehen. ltlagilzilena,
berbeißilßnd erfasst die Hand, die sich so oft zum Segen erhoben,
und betrachtet im tiefsten Schmerze das göttliche Antlitz. Neben
illl" Slßigl Jvßßph von Arimathia zur Grabeshiihle hinab, während
Johannes hiinderingend iiber Josephs Schulter herab sieht. Maria
aber, in einiger Enltternnisig von tiefem Schinerze überwältiget, sinlit
bewuilluS in die Arme dreier Frauen. In der Ferne sieht man
Gßlsaita, und links an der Stute steht: BAPHAEL. VRBINAS.
PINXIT MDVII. Ueher der Haupttafel malte liafael iii einem klei-
nen viereclaigen Felde die halbe Figur Gott Vaters mit aufgehobe-
nen Hiinilen, flüchtig aber meisterhaft behandelt. Die Altarstalfel
besteht aus drei Feldern, jedes mit der halben Figur einer theo-
logischen Tugend in einem Bund, zu deren Seiten immer ein En-
gelhnabe, iler sich auf den Ilauptgegenstanrl bezieht, in einer Ni-
sche steht. Die Figuren sind grau in grau auf grünem Grund
gemalt.
Dass Rafael bei der Ausführung dieses Gemäldes alle seine Kräfte
aufgeboten, lSGWGISÜII die vielen uns erhaltenen Studien und Ent-
wiirfe. In der Sammlung Lawrence zu London ist der Federent-
Wurf zur Gruype der Frauen, mit und ohne zugesetzten Sltelctteii;
ferner der Federeiitwurf der zwei den Leichnam tragenden Figu-
ren. Im Nacllasse des Bildhauers Iianhs ist eine leichte Feder-
shizze des Leichnams Christi von einem Mann unter den Armen
gefasst. In der florentiiiischen Sammlung ist der mit der Feder
gezeichnete Entwurf zum ganzen Bilde, aber in einzelnen Thei-
len abweichend. Die Sammlung des Grossherzogs von Weimar
bewahrt den ersten Fetlerentwurf zur Frauengruppe in halben Fi-
guren. Ein Sttdiuin zum Gemälde, init dem Entwurf zur schönen
Gärtnerin auf der Buchseite, war in CrozuVs Sammlung. In der
Sammlung Lawrence sind auch noch abweichende Entwürfe: Cum-
position von g Figuren mit der die Hand hiissenrlen Magdalena,
drei Figuren zu derselben Compnsition, der Leichnam Christi he-
Weint in acht Figuren, die Grablegnng mit 5 Figuren, der Tod
dES Adonis genannt, aus Crozafs Sammlung. In dem Besitz des
Sir Th. Lawrince kam auch der ausgezeichnet schöne Entwurf
aus dem Cabinet Fries, so wie jener mit zehn Figuren aus De-
nuifs Saininlurg. Der leichte Federentivurf von fiinf Figuren aus
der Sammlung J. Barnard ist durch das Werh von C. Rogers be-
ltßnnt. Die Grablegung mit der hnieiidcn Maria aus dem Cablneli
(Jruzat besitzt Sam. Rogers in London.
S0 vortrefflich dieses Bild auch im Allgemeine: ist, so wurde
es dennoch auch der Critik unterworfen. Ileincclse, und Yoiiiig
Qtlley in sriner Scliuul of design p. 148. glauben, die Coiiipositiou
einem Stiche von lVIaiitegiia entnommen, welchen Rafael in sei-
"em Slillltllbuche abzciclinete. Dass Mantegna auf unseren Iiiiiist-
l" ElllllllfS gehabt habe, ist allerdings nicht zu läugnen, und
Mich auf die Grablegung ist diese Einwirkung unverkennbar. Er
hielt sich aber nicht streng an jene Coiiipusitiun, sondern vervoll-
Slillldigte und bildete sie nach seiner Individualität und nach sei-
nein höheren Sinne für Schönheit um, wie er dieses schon frü-
he!" mit einigen pompositionen des Meisters gethan. Die herrliche
gruPPe der dahin sinkenden Maria fehlt bei Mantegna, du dlfise"
Ale [Vllltlär Christi am Tragen des Leichnams Tdieilnehlußll hül-
Yiidere Wollen in der Figur Ghristi eine Nachahmung 18991" der
Iieta von Michelnngelo erkennen; allein liafacl bunute die Marmor-