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Sunti
Rafael.
Bildniss eines Jünglings mit blonden Haaren und blauen Augen.
der seinen Iiopf" ungezwungen auf rlen Ellbogen stützt und an-
muthsvoll in jugendlicher Unbefangenheit nach dem Beschauer
sieht. Dieses etwas flüchtig, aber mit Sicherheit behandelte Bild,
ist wohl in einer späteren, wenn auch noch in der Ilurenlinischen
Periode entstanden.
Von grösserer Bedeutung sind folgende Bilder, worunter wir
die tiir Domenico Canigiani gemalte heil. Familie zuerst nennen,
so wie dies auch Vasari tbnt. Maria sitzt auf einem Wiesengrund
mit einem Biichelchen in der Linken und mit der Rechten auf
ihrem Iinie das Iiind haltend, welches von dem ihm gegenüber
im Schooss der heil. Elisabeth stehenden kleinen Johannes einen
Pergamentstreifen mit den Worten; tEcee Agnus DClß empfängt.
Der mit Elisabeth sprechende und auf den Stab gestützte Joseph
gibt der Gruppe eine regelmiissige Pyramidalfornl. Im Hintergrund
ist Landschaft und eine Stadt. Oben in den WolLen befanden
sich ehedem immer drei Engelknznben auf jeder Seite, die nur mit
den Iiöpfen oder bis unter die Arme aus ihnen hervorsahen. Im
Iileidersaum an der Brust der Maria soll sich die Jahrzabl 1506 be-
funden haben, wovon aber ebenfalls keine Spur mehr erscheint.
Ueberhaupt wurde dieses Bild stark verwaschen. Die Engel halte
der Düsseldorfer Galleriedirektoi" ausgeschlitfen, weil sie in ihrem
verdorbenen Zustande ihm nicht gefielen , und mit einem Luftton
iibermalt. Das Bild kam bei der Vermählung der Tochter Co-
sim0's III. mit dem Churfiirsten Johann Wilhelm von der Pfalz
als Brautgescheltk in die Düsseldorfer Gallerie , und von da nach
München. Der Entwurf mit der Feder für die beiden Frauen und
die Iiinder ist in der Sammlung des Erzherzogs Carl zu Wien.
Es gibt auch mehrere ältere Copien dieses Bildes. Die ausgezeich.
netste, aber iibermalte, ir-t im Hause des Marche Rinnccini zu Flo-
renz. 1707 von den Antinori da S. Gaetano um 10.000 Scudi erhauft.
Die Inschrift: A. D. DXVI. DIE XXXVII. MEN. MAN. glaubt
v. Iiumohr nicht Sicht und auf 'I'iinschung berechnet. Eine andere
alte Cnpie befindet sich in der Sakristei der Kirche S. Frcdianu
zu Florenz; eine dritte, von Sassoferrato, war in der Gallcrie
von Lucian Bonaparte. Im Magazin der grossherzuglichen Gemälde
zu Florenz ist eine kleine Copie in Wasserfarben,_ und im Nach-
lasse des Grafen Sternberg-Manderscheid eine ähnliche in Wasser-
farben colorirte Zeichnung, die aus der Sammlung des Kaisers
Rudolph II. kommen soll.
Wichtiger noch für BafaePs sich entvvickelndes Talent war der
Auftrag, welchen Atalanta Baglioni zu einem Bilde der Grablegung
Christi für die Franziskaner zu Perugia ihm ertheilte, als er sich
nach der Wiederbesetzung der Stadt durch Gio. Paolo Baglioni
kurze Zeit daselbst aufhielt. Rafael machte zu diesem Bilde viele
und ernsthafte Studien, um, wie Vasari sagt. eben so verdienten
Ruhm zu erwerben, wie Leonardo da Vinci und Micbcl Angeln.
Das Gemälde führte Rafael in Perugia aus, denn er reiste mit dem
Cartun dahin, wie Vasari ausdrücklich berichtet, und der iiberdiess
noch dieses Bild mit ausserordentlichem Lobe erhebt. Er sagt von
ihm: vUnd in Wahrheit, wer den Fleiß, die Liebe, die Kunst
und die Grazie dieses göttlichen Werkes betrachtet, hat alle Ur-
sache darüber zu erstaunen, sowohl wegen des Ausdrucks in den
Figuren, als der Schönheit der Gewänder, und überhaupt wegen
der ausserordentlichen Güte in allen Theilen; die im höchsten
Grade Bewunderung erregenu. Den Leichnam tragen vermittelst
einer unterlegten Leinwand zwei junge Männer nach der Gruft.