Santi
Rafael.
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men befinde, allein es scheint jetzt ausgemacht zu seyn, dass
sich Crespi geirrt, und das Oelhild dafür angesehen habe.
Im Jahre 1506 malte Rafael wahrscheinlich auch das kleine Bild
der drei Grßlißrl, die nach antiker Art fast nackt zusamnengruppirt,
alle drei sich einander mit der einen Hand über den Schultern um-
schlingend in einer hcrgigen Landschaft stehen. Um ihren Reiz
zu erhöhen, schiniielite sie Rafael mit Iiorallenschniiren in den
Hil-"lrflechlen und um den Hals. Rafael dürfte nach Passavant die-
ses liebliche Bild fiir einen seiner gelehrten Freunde in Urhino
gemalt haben, und zwar nach der Zeichnung, welche er nach ider
antiken Gruppe in der Lihreria des Doms zu Siena gemacht hatte.
ES WM früher in der Gallerie Borqhese, dann kaufte es llr. läc-
houl und durch die Gebrüder Wondhurn erwarb es Sir 'l'honius
Lawrenee. Aus dem Nachlasse des letzteren erstand es der nun
auch verstorbene Lord Dudley in London.
Rafael"; lliiclaltehr nach Florenz.
Nachdem Rafael schöne Tage in Urbino verlebt hatte, lsehrte
er nach dem lcunstreielien Florenz ziiriicli, nach der gewöhnlichen
Ältllüllllle. um lVIichel Angelds berühmten Carton der Badenden
bei der Schlacht zwischen den Floreiitinern und Pisanern kennen
zu lernen, welcher damals allgemeines Aufsehen erregte, und noch
letzt in der Kunstgeschichte als eines der wichtigsten Ereignisse
jener Zeit betrachtet wird. NIlClTCl Angele vollendete seinen Car-
Ivn im Jahre 1506, und Vasari ist daher im Irrthuin, wienn er
sagt, Rafael habe um 15071 in Siena die Lobeserhetiungen dieses
und des Cartons von Leonardo da Vinci vernommen. Auf dem
YVege dahin dürfte Rafael im liluster Vallomhrosa eingekehrt, und
daselbst die Bildnisse (Köpfe) zweier Mönche gemalt haben, da
diese seit 1815 in der lloreutinisehen Gallerie bßlllldllßllßll Bilder
fast! däei Jahrhunderte in jenem Kloster aufbewahrt waren, und
auei er Behaudlunw nach in 'ene Zeit vesetzt werden müssen.
Passavant erkennt in" diesen Genliälden selidin den Meister der Dis-
Pfml iin Vatiltaii, da sie mit den Köpfen in diesem Wandgemälde
eine grosse Uehereinstiminung im Maehwerlie zeigen. Sie sind in
Tßmpera gemalt, da er im Iiloster kein geeignetes Oel gefunden
liabegwtlliirfte. Beide iiheraus lebendig und individuell dargestell-
ßii l nisse sind von der schärfsten Zeiclmunir und überaus
Studirtdn der Modellirung, die häufig durch Schrgflirungen sehr
geistreich behandelt ist. Nacl-i der Aufschrift der Bilder zu ur-
lhßllßn. stellt das eine den Ordensgeneral Don Blasio, das andere
dml Mörlßh Don Balthasar dar. Beide im Profil gegen einander
gerlchßßt, wenden den Blick nach oben, woraus zu sehliessen ist,
dass Sie urspriinelich zu den Seiten eines Crucilixes oder eines Au-
dachtsbildes ihreaStelle einnahmen,
h] Florenz angekommenysoll Rafael für Dorn. Canigiani eine
B_- amilie gemalt haben; wir ei-wahnen aber hier zuerst ziveier
llflmssjß, Wovon vielleicht das eine oder das andere noch früher
56'316" ist, als die heil. Familie. Das erste dieser Portraite, in
Leichnung und Haltung sehr an die Beliandlungsweise des Leo-
nardo da Vinci erinnernd, stellt einen jungen Mann vor, wie er
Efslh auf. ein Gesims anflehnt, und ernst sehwermiithig aus dein
S1 de sieht. Die gescheitelten Haare fallen zu den Seiten auf die
Cltllllßrn und sind von einem schwarzen Barett bedcclii- De"
GPlHid bildet Landschaft mit eini reu Hiiusern u d Biiumen. Die-
Ses schön beha d lt 5- -n B'ld befindet
sich in n e e, ]etzt aber etwas ubeimalte _l 1
1 Museum zu Paris. In dieser Sammlung ISC auch d-"li