310
Santi
(Sanzio) ß
Rafael.
weise des Bildchens entspricht nach Passavant der aus dem An-
fang des 16. Jahrhunderts, so dass das Ciemiiltle nach einem älte-
ren Vorliilrle genommen ist. Im Pallaste Alhani zu Urbino ist
eine spätere Nachbildung in Lehensgrösse. Ein I-iupferstich nach
demselben ist in der Historia di Girolnnio lVlntiu Giustinupolitano
de' fatti di F. di Montefeltro. Venetia 1605. Dann wird in der
Bibliotheca italiaua Mai 182g. p-Qtlhdeni llafael auch ein Bildnis:
des Erhprinzen Fraiicesco Nlnria delln liovere von Urbino beige-
legt. Es stellt einen edlen Jüngling dar, der links gewendet fast
vom Rücken gesehen ist. den Iiopf nach aussen dreht und in der
Linken den GrilT eines Schwertes hiilt. Dieses köstliche Bild bc-
sitzt Graf Suardi zu Bergamt), es hat aber nach Passavant nicht
die geringste Achnlichkeit mit diesem Erbprinzen, wie dessen Por-
trait in der Schule von Athen heweiset. Der genannte Schriftsteller
glaubt auch, es habe früher mit mehr [lecht als Werk des Gior-
ione e olten.
g sitiiifr aber zeichnete Rafael in Urbino das Portrait des Pietro
Ilembo mit schwarzer Kreide. Wir wissen dieses durch den Ano-
nymen des Morelli, es ist aber diese Zeichnung wohl nicht auf
unsere Zeit gekommen.
Erhalten hat sich dagegen Ralaeks eigenes Bildniss, Welches
er 1506 als Andenken seinen VCPWüflLllEIl in Urbino hinterlassen
haben dürfte. Wenigstens befand es sich daselhst, bis es in die
unter Sixrus V. durch Federico Zuccliari 1588 erijffnete Akademie
von S. Luca nach Rom kam. Es ist dies ein ßrustbild. rechts ge-
wendet in drei Viertelansicht. Auf schlapkem Hals richtet sich der
Xinpf etwas empor und ist mit einem schwarzen Barett bedeckt,
unter welchem die kastanienbraunen Haare leichVgekriiinint auf
den Nacken herahfallen. Ueber dem einfachen, knapp anliegen.
den schwarzen [ileid ragt ein schmaler Hemdsauin hervor. Im Aus.
druck tiefer Schwermuth blickt er nach dem Beschauer, und mit
einer Anmiith im Munde, die Passavant entzückend findet. Die
Gesichtsfarbe ist etwas blass, die Augen sind braun. die Nase ist
fein und leicht gebogen, der Mund von jugendlicher Fülle, das
Iiinn rundlich und etwas lang. Der Grund hat einen grünlich-
grauen Ton. Leider hat dieses köstliche Bild durchs Reinigen
und Herstellen etwas gelitten. Der Cardinal Leopoldo de' Medici
erwarb es mit anderen aus der Akademie von S. Luca, indem er
dagegen für die Erbauung der Facade der Kirche vuii St. Martina
und St. Lucia eine beträchtliche Summe gab. Seit dieser Zeit ziert
es die Sammlung der Selbstbildnisse der Künstler in der Gallerie
zu Florenz, aber nicht alle haben es als wirkliches Bildniss des
Künstlers genommen, besonders seit Bottari das berühmte Portrait
aus dem Hause Altoviti, welches in der Pinakothek zu München
sich befindet, als RafaePs Bildniss erklärte, 011d C. v. Rumchr
dieselbe Behauptung zu verfechten suchte. Der Verfasser der Ita-
lienischen Forschungen hat jetzt an Passavalnt einen neuen Gegner,
und auch wir (Rafael als Mensch und Iiunstler S. 124), da Im!
Bottarfs und Bumolifs Ansicht die richtigere schien, so wie allen
uns bekannten Münchner Iiunstfreunden, die sich sicher nicht
erne von ihrem Glauben trennen.
g Von dem Bilde in Florenz gibt es auch mehrere alte Copien.
Eine derselben ist in der Gallerie Borghese zu Rom , welche dem
Timoteo Viti zugeschrieben wird.
Ein anderes Bildiiiss Rafaefs, von ihm an die Mauer gemalt,
soll sich im Pallaste Albani zu Urbino befinden. Luigi Crespi
schrieb nämlich 1760 an Bottari, dass sich in demselben Pallaste ein
von Rafael auf die Mauer gemaltes Bildniss unter Glas und Rah-