Santi
Rafael.
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ches Bildniss aus jener Zeit. jenes einer jungen Florentinerin.
welches vor dem Wiedererscheinexi obiger Bildnisse als das der
Madalena Duni ausgegeben wurde, nun aber namenlos ist. Die
Dame legt die rerhte Hand auf eine Brüstung, und die Linke
auf den rechten Vorclerarm. lhr gescheitelles, auf den Nacken
herahfallender. Ilaar umschliesst ein braunes Netz. und um den
Hals hängt eine überaus schön behandelte, goldene Hette mit einem
lireuzclicn. Dieses, jetzt sehr verwaschene Bild, weis't sich zwar
Sßglßich als ralhelisch aus, allein es sind doch nur einzelne Thei-
19: an denen der Meister mit Beslimnxtheit erkannt werden kann.
Meisterhaft behandelt und vortrefflich erhalten ist aber noch
ein driktes lirauenbilainiss, iwelches erst seit wenigen Jahren im
Paiiastc Pitti wieder zu gebührenden Ehren gelsmmhen ist. Sie
lässt nach Art cier jungen Frauen, die guter Iloilfnnng sind, ihre
linke Hand auf dem oberen Theil des Leibes ruhen, während sie
mit der Ihzchten einen Handschuh hält. Ihr lang herabhiingendes
Haar ist in ein golddurchwirhtes Netz geikxsst. Passavaut schreibt
dieses Bild im ersten Theil dem Raphael zu, im Verzeichnisse der
Bilder desselben im zweiten Theil übergeht er es.
Rafael in Bologna.
Vasari wusste nichts von einem Besuche dieser Stadt, so wie
er auch zwei daselbst befindliche, bedeutende Bilder Batäels, eine
Verlaiindigung und eine Anbetung der Hirten, nicht kennt, dass
aber der liiinstler, vielleicht von Giovanni Bentivoglio, dem Be-
herrscher der Stadt dahin berufen, wirklich in Bologna gewesen,
scheint llafaeVs genaue Bekanntschaft mit Francia und dessen VVer-
Iren zu beweisen. Für Bentivoglio malte er eine Geburt Christi
oder Anbetung der Hirten, (Pressepe), vermuthlich in deniersteix
Monaten des Jahres 1506. denn im Herhste wurde Bentivoglio von
Pabst Julius ll. vertrieben. Von einer Anbetung der Hirten schrei-
ben Baldi und Malvnsia, der sich im Leben Franciafs auf Baldi
beruft. Noch mehr aber gilt ein eigenl-ilindiger Brief RafaePs. wel-
chen er den 5. September 1508 mit der Zeichnung eines anderen
Presepe an Francia schickte, und in dem er bemerkt, dass diese
Composition von einer früheren, die dem Frnncia so sehr gefiel,
ganz verschieden sei. VVohin das Bild des Gin. Bentivoglio ge-
kommen, ist nicht bekannt; nur Mothmassungen herrschen. Pas-
savant vermuthet, dass die: jenes Bildchen seyn diirlite, welches
Frau von Humboldt im Zimmer der lufautin lVLn-ia in S. Ildefonso
In Spanien sah und irn Programm zur Jenaer Literaturzeitizug
1ß09- V. beschreibt. Maria sitzt auf einer niedrigen Stufe und das
hlfld V0? ihr, welches Johannes unmrmt. Elisabeth steht mit der
Slllndel l" der Hand hinter ihr, und Joseph zwischen dem Hirten-
kflahe", der "Yanbcn bringt und der Jungfrau einen Schritt zu-
ruCli- _Eine andere männliche Gestalt istim Begrilfe mit einem Stier
und einem Esel in den Stall herein-zugehen. G. F. v. Huniohr III.
174. glaubt, dass das schöne Bildchen einer Anbetung der liänige
In der Dresdener Gallcrie eine freie Nachahmung des Francia nach
dein Presepe von Rafael sei. Üieser Ansicht stimmt Passavant nicht
llfel- Francia könnte aber eine Darstellung solcher Art nach Ra-
ÜICVS Zeichnung gemalt haben, indem er selbst in dem oben
fnfähntexi Brief schreibt, er schicke dem Francia eine andere
(Zeichnung, nämlich die jenes Presepc, welche von jener Compu-
Smo", die Francia friihcr so sehr bewunderte, bedeutend äbWiCll-
Dann fügt Passavant noch die Nachricht bei, dass sich in Urbino
eine Anbetung der Hirten befunden habe, die ein erfahrner liunst-
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