Santi
(Sanzio) v
Rafael.
Rund, in der Nähe einer Fäeherpalme auf der Bank, und hält das
Christkind auf ihrem Iinie mit einem Ende ihres Schleiers uinwun-
den. Links sitzt Joseph und reicht ihm Blumen, wonach es
mit beiden Händen greift, indem es mit bezaubernder Lieblichkeit
nach dem Pllegevater blickt. Der Vcrgruxid ist nach Art Leonar-
do's reich mit Pflanzen und Blumen geschmückt; die Ferne zeigt
ein weites mit Biiuizien bewaclisenes Tlial. Dieses Bild zeigt schon
entschieden Ilafaefs Eigenthümlictikeit aus seiner flurentinischen
Periode, verräth aber auch noch Anklänge an die Pcruginische
Behandlung. Es ist jetzt von Holz auf Leinwand übertragen und
in einem ziemlich schlechten Zustande, indem es Hcckig und zum
Theil verwachsen ist. Man erzählt, es sei früher in einer Erb-
schaft zweien alten Jungfern zu gefallen, welche, als sie sich nicht
anders verständigen konnten, das Bild hätten zerschneiden lassen,
damit jede eine Hälfte bekäme. In diesem Zustande sei es nach-
lier in Eine Hand verkauft und dann wieder zusammengefügt wor-
den. Im Nachlasse Lawrence zu London ist der Entwurf zur
Madonna mit dem Kinde und zum I-iopt" des Joseph, in Stift ge-
zeichnet.
Bafael malte während seines Aufenthaltes in Florenz auch ei-
nige Portraite, worunter man jene des Kaufmanns Angelo Doni
und seiner Gattin Maclalena Slrozzi als die frühesten nennt. Der
Iiaufherr, ein Mann von etlichen dreissig Jahren, mit einem
schwarzen Barett auf dem Kopfe, sitzt an einer Balustrade, den
Arm auf das Geländer gelehnt, die rechte Hand in den Schooss
gelegt. Den Hintergrund bildet eine hügelige Landschaft mit
dunklen Bäumen und klarblauer Ferne. Die Carnation hat nach
Passavant einen etwas rüthliehen Ton, mit bräunlich-grauen Schat-
ten und hellen Lichtern. Die Zeichnung ist nicht immer correlst,
auch fehlt ihr noch die Scharfe und Feinheit, die wir bald bei
llafael gewahr werden.
Die schöne Madalena Doni sitzt in einem Sessel und hält
ihre rechte Hand auf die Linke. An einer feinen Schnur um_ den
Hals hängt an einem Schlosse, mit zwei Steinen eine hirnförmige
Perle. Ihr auf den Rücken herabfallendes Haar uinsehliesst ein
Netz. Den Hintergrund bildet ebenfalls hügelige Landschaft mit
einem freistehenden Bauinchen. Die Carnatiun ist irveiblich klar,
die Haare sind, wie bei Angeln, in die Luft einzeln gemalt. Die
Zeichnung ist zwar mit mehr Sorgfalt behandelt und feiner cm-
pfnnden, indessen erkennt man nach Passavant auch noch in die-
sem Bilde den noch wenig geübten, leicht verlegenen Portraitmaler.
Demohngeachtet ist dieses Bildniss von außerordentlichen] Reiz
und sichtbar mit vieler Liebe behandelt. Beide Portraite sind
schon auf früher bemalte Tafeln gemalt, indem Sich auf den Rück-
seiten von anderer Hand mythologische Gegenstände befinden.
Diese Gemälde befanden sich bis 1758 lmllause Doni zu Florenz,
aber nach dem Tode des Pietro Buono di Franeesco Doni kamen
sie als Erbschaft an die Nachkommen Sßlues Bruders Gio. Battista.
und so an die Marquise de Villeneuve nach Avignon. Im Jahre
1823 brachte sie der älteste Sohn derselben zum Verkaufe nach
IHoi-enz zurück, doch erst 1826 erstand Sie der Grossherzog Leo-
Pold II. von Toseana um 5000 Scudi. Damals hatten sie durch
unsägliche Sprünge im Firniss etwas von ihrem Ansehen verloren,
der liestaurateur Domenico del Potestzi frischie Sie aber wieder 5„
gut auf, dass sie jetzt eine interessante Bereicherung des Palazzo
Pitti ausmachen.
In der 'I'ribune zu Florenz ist auch noch ein zweites weibli-