Santi
Rafael.
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len ist. In der liirche St. Vittoria zu lWailand befand sich eine
Cnpie davun, wahrscheinlich jenes Bild, welches 1017.! in der licrzug.
Lexichleubergdschcn Sammlung zu Nlünchen aufbewahrt wird. Sodann
spricht LUIDDZZO von einem zweiten St. Georg, der auf ein Da-
inenbrctt. gemalt, friiher in Fontainebleau sich befand. Dieses Bild
ist ]etzt im Museum zu Paris, aber nicht auf ein Damenbrelt gemalt,
wie Lumazzu benachrichtet. Diess ist aber mit dem St. Michael
dfr Fall, der als Gegenstück in derselben (Sellerie sich befindet.
111110 Zweite Darstellung dieser Art sieht man in der herzoglich
Iscuchtenbergschcn Gallrrie zu München, welche aber Passavant als
bupie erklärt, da sie, wie der hl. Georg derselben Sammlung, ei-
ne? Etwas bräunlichen Ton hat, und bei aller Giite der schönen
Zeichnung und der zarten Ausführung Rafacfs ermangelt. Diese:
Bild muss indessen von einem anderen, späteren schönen Bilde des
heiligen Georg unterschieden werden, welches wir weiter unten
erwähnen. Iii dem früheren Gcniäildc hat der hl. Georg, geher-
nischt auf einem weissen, Pferde einherslarengenxl , gegen den
Drachen schun seine Lanze zersplittert, und ist su eben im Be-
griffe, ihm einen tödlichen Streich mit dem Schwerte zu versetzen.
1m Grunde der felsigen Landschaft flieht die liönigstochter, m
welcher die Prinzessin Cleotlelinile vurgestellt seyn soll, die St. Georg
zum Christeulhnine behehrte. Noch ergreifender ist Rafaehs Phan-
tasie in dem Bilde des Erzengels, der in jugendlicher Fülle und
Schönheit prangend, wie St. Georg in Eisen gepanzert und mit
Schwert und Schild versehen, siegreich das fürchterlichste der ihn
umgebenden Ungeheuer bekämpft. ln der nächtlichen Felsen-
gegend sind kleinere Ungethiime, Gebilde, die an Dante's Hülle
erinnern, wie Passavant 1.5. 79 aus einigen Stellen der Divina Co-
media zu erweisen sucht. In diesen beiden sorgfältig behandelten Bild-
chen, erliennt er lnoch entschieden das Gepräge Peruginrfs, von
welchem sie sich nur durch einen höheren Grad der Phantasie und
Schönheit in der Darstellung, durch eine geistreichere Behandlung
und durch jene dem Rafael eigenthiimliche, leuchtende Färbung
unterscheiden. Der leichte, aber geistreiche Federcntivurf zum hl.
Georg ist in der ilorentinischcn Sammlung. In jener von Crozat
war eine ausgeführte Zeichnung zum hl. Michael.
RafaePs
erster
Aufenthalt
in
Florenz.
In Urbino erwachte RafaePs Verlangen, Florenz zu sehen, wo
damals Leonardo da Vinci mehrere seiner berühmtesten Werke
ansfiihrle. Auch noch andere Umstände mögen seine Sehnsucht
nach jener Stadt erregt haben, die aber bald gestillt wurde, da
Sieh gerade die Herzogin Johanna della Roverc, Schwester des Her-
zogs von Urbino, in Urbino befand, die dem Künstler ein Em-
Plßhlnngsschreiben an Pietro Soderini, Gonfaloniere von Flo-
"lll; üuslertigte. Dieses ist vom ersten Oktober 1504 dalirt und
somit wissen wir die Zeit, in welcher Rafael nach jener Stadt sich
begab. wo seiner ein neues Leben harrte, genährt durch die Be-
lsnnntschalt mit den Nleisterwerken der flurentinischcrl Schule und
durch den Umgang mit den lebenden Meistern, welche das lSei-
Spiel des Leonardri da Vinci und des Miehel Angele zu regem Stre-
ben vereinigte. Zwei Meister waren es, deren VVel-lrie er hier V0?-
Zugsweise studirte, jene des Masnccit) und das Leonardo, WQVO"
der erste von der geistlosen Manier des Giotto sich losgerlsßell
und über ein halbes Jahrhundert früher den Weg gezeigt hatte,
auf Welchem dann Leonardo da Vinci bei tieferem Eindringen