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Santi
Rafael.
Eine andere, geringere Copie sah Passavant in der Augustinerlair-
ehe zu Ciltä di Castello, und eine Dritte, sehr beschädigte he-
svnhrt das Museum in Berlin. Die ähnliche Compositiun des Pe-
rugino zu einer Altarstalfel von 147g in S. Maria Nuova zu Fanu,
wovon das Originalstudiunl in der Sammlung des Erzherzog Carl
in MannsfelcPs Facsimiles bekannt gemacht ist, wird im Handel
irrlg als Skizze von Rafael bezeichnet.
In dieselbe Zeit, wie das Sposalizio, setzt Passavant auch ein
Bildchen des Grafen Lochis zu Bergamo, das Brustbild eines be-
kleideten zart vollendeten St. Sebastian mit dem Pfeile in der
Hand. Den [Iintergrund bildet eine sorgfältig ausgeführte Land-
schaft. Diese Vollendung nimmt Passavant II. 31. als Grund zur
Widerlegung der Behauptung v. RumohrsUtal. Forsclmlll. S. dass
dieses Bild Fragment eines grösseren sei. Am Himmel und unter
der Nase sind einige Ausbesserungen. Aus dem Hause Zurla in
Creme lwm CS 505911 5000 Lir. mil. an den berühmten liupferste-
cher Longhi , und dann in den Besitz des Grafen.
RafaePs letzte Arbeiten in Urbino.
Da Rafael sich nun auf der Wanderschaft befand, so scheint
es ihn um so mehr gedrängt zu haben. wieder einmal seine Winter-
stadt zu sehen, als nach vielen Gefahren Herzog Guidubnldu nie-
der in seine Lande zurückgekehrt war. Rafael malte für ihn ci-
nige kleine Bilder, worunter vor allen der Christus auf dem Oel-
berge zu nennen ist, welchen schon Vasari als ein Bild von sol-
cher Ausführung rühmt, dass eine Miniatur nicht sorgfältiger he-
handelt seyn könnte. Und in der That, sagt Passavant, zeigt die-
ses noch vnrtrelflich erhaltene Bild eine so gewissenhafte Durch-
führung aller einzelnen Theile, dass es in dieser Beziehung das a].
lerdings mehr auf eine Totalwirkung berechnete Sposalizio hei wgi.
tem übertrifft. Im Uebrigen erinnert es noch ganz an Peruginu,
dessen ähnliche, aus der liirehe La Calza stammende, nun in der
llurentinischen Gallerie befindliche Tafel ihm zum Vorhilde diente.
Nur hat liafaeYs Schönheitssinn das Ganze besser geordnet und
grössere Feinheit in den Charakteren entwickelt. Auch hier liegen
im Vorgrumle die drei schlafenden Jünger, und hinter ihnen er-
hebt sich ein Hügel, auf welchem Christus kniet, während ihm
der Engel den Leidenskelch darreieht. Alle diese Gestalten sind
höchst edel und ausdrucksvoll, weniger gelang es ihm in den
anderen Figuren gemeine und selbst teuflische Charaktere darzu-
stellen.
Dass Rafael dieses Bild fiir Guidubaldo gemalt habe, wis-
sen wir aus Vasari. Später wurde es von der Herzugin Leonora,
Gemahlin des Herzogs Francesco Maria. bei Gelegenheit der Taufe
eines jungen Prinzen an die Carnaldolenser Don Paolo Giustiniani
und Don Pietro Guirini, welche das Sakrament versehen. geschenkt.
Seit zwei Jahrhunderten treffen wir es im Besitze der Familie Ga-
brielli, seit der Zeit als Beate Forte de Gabrielli dem Camaldolen-
ser Kloster als Prior Vorstand. Im Jahre 1329 wuydg es dem Prin-
cipe Gabrielli in Rom durch einen Diener entwendet und verkauft,
und wenn der Fürst nicht noch zur rechten Zeit Nachricht davon
erhalten hätte, so wäre das Bild verloren gewesen. Man hatte es
lange Zeit vergeblich aufgesucht, jetzt aber kennen wir durch Pas
savant nicht nur den Besitzer, sondern haben auf dessen 'l'afel
X. auch eine Abbildung davon. Im Nachlasse Lawrence ist ein
Studium in schwarzer Iireide zu zwei der schlafenden Jünger.
Noch erwähnt Lumazzu, Trattato etc. 48, einen hl. Georg, den
"Rafael für den Herzog von Urbino rualte, welcher aber verschul-