Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

Santi 
Rafael. 
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Composition des Pinturicchio. Dieser Annahme widerspricht B. v. 
Buniohr, und auch Passavaxit stimmt ihm bei, wenn er die jugend- 
liche Gestaltneben dem Pinturicchio in der Heiligsprechung der Ca- 
tharina von Siena als RafaeYs Bilclniss bezeichnet. Passavant be- 
züclniget aber diesen Schriftsteller eines Irrthunls, wenn er zur 
UHlerSliiU-ung seiner weiteren Behauptung, dass das Portrait aus 
dem Hause Altuviti (in München) das des Rafael sei, sagt, 
derselbe habe blonde Haare und blaue Augen, da beide in allen 
ächten Portraiten unsers Meisters braun seyen. Diese Gruppe kann 
indessen kaum von Rafael selbst herrühren, denn er schaut in ei- 
nem gewissen Gefühl von Selhstbewusstseyn ruhig aus dem Bilde, 
Während Pinturicchio etwas zur Seite hinter ihm stehend, ihn so- 
zusagen bewundcrnd betrachtet. Diese Gruppe dürfte daher Iren 
Pinturicchio hinzugesetzt seyn, der hier seinem jungen Mlläßhlllßl" 
ein oftentliches Denkmal seiner Anerkennung setzt. 
llafaePs zweiter Aufenthalt in Citta di Castello. 
Zu Anfang des Jahres 1504 treden wir Rafael, jetzt wohl förm: 
lich aus der VVerkstätte des Perugino getreten, Wieder in Cillä d! 
Castello, und hier nun malte eri das unter dem Namen dßS SP 0' 
salizio bekannte Bild der Trauung Mariä in der Brera zu Mai- 
land, welches durch LonghPs Stich und durch die Lithographie 
allgemein belsannt ist, Rafael nahm hier im WVesentlichen das 
1.195 von Perugino fiir den Dom in Pcrugia gefertigte, jetzt zu 
Caen in der Normandie befindliche Sposalizira zum Voibilde. er- 
laubte sich aber auch manche Aenderizngen. S0 ordnete "er die Män- 
ner- und Weibergruppen auf die entgegengesetzten Seiten und 
gab dem Tempel eine schönere Form, an wllchem Vasari mit Recht 
die wohlverstandene Linearperspelctive riihmt. Im Allgemeinen 
trägt das Bild noch ganz den Charakter des Perugino. S0 (11155 
also Rafael 1504, womit das Gemälde bezeichnet ist, noch von je- 
dem anderweitige!) Einfluss fern war. 
Indessen sind Ausdruck und Bewegung bereits feiner und le- 
bendiger, als bei Peruginu, die Töne der Cnrnation haben zartere 
Uebergiinge, und. überhaupt leuchtet BafaePs Eigenthiimlichlseit 
schon überall durch. In den Gewändern findet Passavant ll. 24). 
einige von des'Perugino Art abweichende Färbungen, und zum 
Theil Färbestolife angewendet, welche, wie das Grüne am Gewand 
der vorderen weiblichen Figuren lillliS, sehr nachgedunltelt haben. 
Die Ausliihrurlg ist nicht wie bei den hleinern Bildern BafaeYs 
auf den äussersten Grad der Vollendung getrieben, sondern mehr 
auf die allgemeine Wirkung berechnet, wie es einem griisseren 
Vverlte angemessen ist. Die Linien des in Perspektive gezogenen 
Tempels sind dunkel eingerissen und durch den dünnen Farbenauf- 
"a5 noch sichtbar. Dieses Bild blieb fast dreiJahrhundertedielZierde 
der Kirche S. Francesco, bis der General Graf Giuseppe Lechi aus 
Brescia, Befehlshaber einer französischen Truppenabtheilung, es sich 
mit dem Degen in der Hand , am 29. Jänner 1798 vom Magistrate 
der Stadt als ein Geschenli darbringexi liess. Von ihm kam es an 
den Grafen Salazar, der es dem Ospidale maggiore in Mailand 
vermachte, und von diesem erstand es mit noch einigen unbedeu- 
tenden Bildern die Pinakothek der Brera um 53,000 Frs. 
Vün Studien zu diesem Gemälde ist bis jetzt nur der Kopf 111? 
heil. Jungfrau in schwarzer lireicle bekannt, welcher sich in der 
Sfmmlung Wicarß zu Lille befindet. Dagegen finden sich alte C_0- 
Plen nach dem Gemälde. Eine solche, von Andrea Urbani,_ 15! 
"Mill Pungileoni seit 1606 im Oratorio S. Giuseppe zu Urblnu-
	        
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