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Salm
liafa cl,
Scudi romani für das k. Museum zu Berlin erworben. Es ist aber
daselbst nicht öffentlich ausgestellt, da ganze [Vlassen abgeblättert
sind. lVlan sieht an diesen Stellen, wie der Künstler mit einer
Ptohrfeder oder einem spitzigen Pinsel den Entwurf mit Tinte auf
die Leinwand gezeichnet hat. Nach einer Notiz bei Iüingileoni,
p. 18 hat Jacopo da Norcia eine gute Cupic des Bildes gentacht.
Um kein volles Jahr später bestellte Madonna lVIaddalena degli
Oddi ein grosses Altarbild fiir die Franziskaner Kirche zu Pßrugia,
Rafael stellte da die Krönung der hl. Jungfrau dar, ganz in der her-
kümmlichen VVeise der Umbrischen Schule, so dass weniger Geübte
schon zu Vasari's und auch in neuerer Zeit bemerkten, das Bild
sei von jenen Peruginxfs nicht zu unterscheiden. Indessen erkennt
Passavant darin doch schon entschieden den vorwärts strebenden
Genius des zwanzigjährigen Künstlers; denn nicht nur haben die
zwölf um das mit Blumen gefüllte Grab der Maria stehende Apu-
stel in ihren Stellungen etwas Bewegtcrßä I jugendlich Effektvolle-
res. als die Figuren Perugimfs, sntirlern es tragen auch die vier
musicirenden Engel im oberen 'I'heil des Bildes , wo die hl. Jung-
frau von Christus gekrönt wird, mit Bestimmtheit das Gepräge Ila-
fael's und unterscheiden sich merklich von denen in der Schule des
Perugino üblichen. S0 haben auch die Köpfe der Hauptfiguren
schon eine ganz rafaelische Individualität, und durchweg sind die
Charaktere lebendiger, bedeutsamer. die Formen zarter, die Ge-
wänder in den Einzelnheiten besser durchgebildet. Rafael malte
dieses Bild wahrscheinlich 1592, da die Familie Oddi 1505 aus Pe-
rugia vertrieben wurde. Es blieb bis 1797 eine Zierde der Fran-
ziskaner Kirche, dann aber wurde es nach Paris gebracht und,
vom miirben Holz auf Leinwand ilbertragen, im Nlnsce Napnlöon
aufgestellt. Bei der erwähnten Operation und beim Reinigen wurde
das Bild hie und da heschädiget, im Wesentlichen ist es aber gut
erhalten. Seit dem Friedenschluss von 1815 sieht man es in der
Sammlung des Vatikan, mit der langen Altarstafliel, auf welcher
die Verkündigung, die Darbringung, im Tempel und die Anbetung
der Könige dargestellt sind. zierliche Bildchen, die immer durch
kleine phantastische Arabesken, roth auf schwarzem Grunde, von
einander gesondert sind. In der Kirche zu Civitella Bernazzune
zwischen Gubbio und Perugia ist eine alte Copie der Krönung
Mariä, mit der Inschrift: MDXVIII. DE MEN. IVLII. Die Ver-
kündigung der Predella hat Sassuferato copirt. Im Hause des Cav.
Angele Maria ßicci zu Rieti sind seit 1656 Cüpien alle? dfßl Bildchen-
Dann haben sich auch einige Studien zu diesem Altarbilde
erhalten, deren Passavaut II. 22. nennt. Sie finden sich im brit-
tischen Museum, in der Akademie zu Venedtg, in der Sammlung
'Wicar's zu Lille und im Nachlasse des Malers Lawrencc. Letzte-
rer besass auch den Originalentwurf zurtürrltiindigutig an der Pre-
della. und im Pallast Dunini zu Perugia ist jener zur Anbetung
der Könige, beide als Bausen (lienend.
Um dieselbe Zeit, wie die Kriimiup; Nlariä, ist auch das köst-
liche Madonnenbildchen entstanden, Welches Ilafael liir den Gra-
fen Stuffa malte, und das alle Perugia besuchende Kuustfreunde
im l-lause (las Conesiabile dclla Staifa bewundert haben. Es zeigt
die Madonna in jungfriinlicher Zartheit in einer Friiltlingsland-
schaft wandernd, wie sie sinnend in einem Biichelchen liest. in
welches auch das Jesusltintl auf ihrem Arme ltiileinblickt. In den
Ecken der quadraten Tafel sieht man auf schwarzem Grunde ini-
mer drei airabeskenartige, phantastisch verschlungene Figuren vnn
rother Farbe. Das Bild ist noch in dem alten reich verzierten Rahmen