Santi
(Sanzio) ß
Rafael.
und liess es auf Tafel VI. in Iitipfer stechen, da früher kein
Stich davon existirte.
Spätere Bilder in Peru gino's Manier.
Nach Vollendung dieser Werke kehrte Rafael wieder nach Pe-
rugia zurück, und führte da mehrere kleinere und grösserc Bil-
der aus, die alle noch das Gepräge der Schule Peruginds tragen,
und öfters sogar Vorbildern des Meisters entlehnt sind. Die Bil-
der dieser Epoche sind daher nach Passavant nur durch eine leise
Beimischung von BafaeYs Eigenthumlichkeit, durch mehr Geist und
durch eine feinere Auffassung des Lebens zu unterscheiden.
Zu den nach Peruginischen Angaben eingeführten Bildchen
rechnet Passavant vor allen zwei, die Taufe Christi und die Anfep.
stehung, welche König Ludwig von Bayern 1813 aus dem Hanse
Inghirami zu Volterra erstand. Die Figur des auf dem Rande des
Grabes stehenden Heilandes erinnert nach Bumohr Wieder an ver-
wandte Motive des Perugino, aber das Antlitz ist beseelter, und in
den Formen des nackten Oberleibes, besonders in den Händen ist
mehr unmittelbare Beobachtung und Iienntniss der Natur, als in
den besten WVerken des Pietro sich je verräth. Wenn die schla-
fenden Soldaten ihm frei nachgeahmt sind, so ist doch der fliehende
im Mittelgrunde neu, die Landschaft reicher, mehr [iraft und Klar-
heit in der Carnatiou. Auf dem Schilde des einen Wächters zei-
gen sich Spuren der VVorte: RAPHAEL SANTIVS. die aber nicht
ächt seyn könnten, wie v. Bumohr bemerkt. Das zweite, gleich
grnsse Bild stellt die Taufe Christi vor, und beide scheinen, ihrer
öligen Ueberziige ungeachtet, a tempera gemalt zu seyn. Man
weiss nicht genau, woher diese Bildchen stammen. Longhena p. 11.
sagt, sie seyen dieselben Compositioneu, svie der Predella von Pe-
rugino aus S. Pietro LVIaggitire, ]et'r.t in Rouen. Auch Buinohr
hiilt sie für Ueberreste einer Altarslaifel von besonders sorgfältiger
Behandlung und ungewöhnlicher Höhe.
In der Bildergallerie des k. Schlosses Christiunsburg zu Copen-
hagen ist eine Anbetung der Könige, welche nach Buinohr llI.
S. 41. dem Bilde der Predella zur Krönung Mariii imVatil-zan ähn.
lich ist, und vielleicht als Beivverk einer der von Rafael gemalten
Tafeln zu Citta di Castello gedient hat, und somit ein Jugendwerk
Haiaefs ist. Dieses Bild ist jetzt sehr glatt gerieben und seiner
Velaturen beraubt. Es stammt aus der Sammlung des Cardinals
Valenti in Bom. In der Sammlung Crozat _war ein Entwurf Ra-
fael's zur Anbetung der Könige, vielleicht die Skizze zu dem ge-
nannten Bilde.
Cav. Vincenzo Camuccini besitzt die jetzt sehr beschädigten
Fliigelbilder zu einem von Perugino gemalten Bilde der Madonna,
welches verschwunden ist. Sie stellen die heil. Catharixia und eine
Maria Magdalena dar. Figuren und Landschaft sind ganz in der
Weise des Perugino behandelt. und 1m Ausdrucke des sehnsuchts-
voll gcwendeten Kopfes der Magdalena erkennt Passavant entschie-
den Bafaefs Individualität.
Sicher ein Motiv des Meisters benutzend hat Rafael nach Pas-
savant das höchst zarte Madouuen-ßildchen der Gräfin Anna Al-
fani zu Perugia ausgeführt, nur fügte er nach Ar; seines Vater;
noch zwei Cherubimköpfchen in den Ecken des dunkulblauen
Grundes bei, die beide voll himmlischer Seeliglseit auf die Mut-
ter mit dem göttlichen Binde herabschauen. Diese; sieht; auf dem
Schoosse der in halber Figur sitzenden Madonna, und fasst den
leichten Schleier derselben. In die Verzierung des Brustsaumes
sind die Buchstaben R. D. V. verschlungen. Das Bild ist noch