Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

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Santi 
Rafael. 
Bafaelk früheste Arbeiten, unter Leitung des' P. Pe- 
rngino ausgeführt. 
Zu den friihesten Arbeiten, welche Rafael in der Schule des 
Perugino ausfiihrte und die sich bis auf unsere Zeiten erhalten 
haben, gehört jenes Bildchen des Cliristuskindes mit dein kleinen 
Johannes, welches er einer nun verschwundenen Almrmfel de; P9- 
rugiiio in S. Maria de' Fossi zu Perugia entlehnte. Rafaefs Bild 
wird in der Sakristei der l-iirche S. Pietro Nlaggiore zu Perugia 
aufbewahrt. Es enthält fast unbekleidete Figuren unter Lebens- 
grösse auf Golclgrund in 'l'einpera gemalt. Dann bediente sich 
Periigini) der lVIithiilfe seines genialen Schiilers wohl in dem Bilde 
der Geburt Christi. welches aus der Kirche der Minm-i yifm-"myi 
delta Spineta bei Todi in die Vatikanische (Sellerie kam. Der Iiupf 
des hl. Joseph ist nach Passavant entschieden von Rafael, was auch 
dessen Handzeichnung im brittischen Museuni bestiitiget. Bedeu- 
tender tritt schon Rafaefs fliilfe in dein Bilde der Auferstehung Cliri- 
sti hervor, welches aus der Franziskaiierliircfie zu Periigia ebenfalls 
in den Vatikan gebracht wurde. Passavant glaubt, Perugino habe 
die Ausführung dieses Bildes nach seinen Angaben und unter sei- 
ner Aufsicht dem Rafael ganz allein überlassen, indem die Studien 
zu den zwei schlafenden und fliehenden Wiichterii von des letzte- 
rcn Hand sich im Nachlasse des Sir Thomas Lawrence befinden, 
Auch der auferstandene Christus zeigt viel mehr des damaligen 
Schillers als des Meisters Behandlungsweise. In dem älteren schla- 
fenden Wächter brachte Rafael das Bildniss des Perugino an. und 
in dem jungen sein eigenes. Noch ausgezeichneter ist der Altar in 
sechs Abtheilungen, welchen Periigino für die Carthause in Pavia 
übernahm, und woran nach Passavant ein wahrhaft rafaelisclier 
Geist weht. Man sieht aber an alter Stelle nur noch den Gott 
Vater des oberen Feldes, das lVIittelbild mit der liiiienden heiligen 
Jungfrau, welche das Iiind anbetet, und die Seitenflügel mit dein 
Erzengel Michael, dann mit Rafael und dem kleinen Tobias, ka- 
men 1797 zur Zeit der französischen Herrschaft in Italien in den 
Jlcesitz {les Duea Mclzi zu Mailand. Die beiden kleineren Bilder 
der Verkündigung sind verschollen. Dass Rafael wirklich an die- 
sem Werke Theil hatte, beweiset auch die Studienzeichiiung nach 
 dem Leben zum Erzengel Rafael und dem kleinen Tobias, die in 
Lawronctfs Sammlung dem Rafael beigemessen wird. Den grossen 
Vorzügen des VVerkes nach, muss nach Passavant übrigens ange. 
nominen werden, dass, wenn Rafael wirklich daran Theil hat, die- 
ses nicht vor 1505 könne geschehen seyn, indemflie Bilder, wel- 
che er in Citta di Castello gemalt, bei weitem hinter der Durch- 
bildung des Einzelnen bei den Bildern aus der Carthause zurück- 
stehen. 
Ucbcr die Zeit der Entstehung dieses Altarbildes findet sich 
indessen nichts Urkundliches; wenn aber Rafael diese ßilder nißht 
vor 1505 malen konnte, wie oben bßlllßrlit, so sind sie nicht zu 
den frühesten Werken des Künstlers z_u zählen, sondern zu de- 
nen, welche er in der letzten Zeit seines Aufenthaltes bei Per-u- 
giiio ansfiihrte. Es gibt auch alte_Copien dieser genannten Bilder. 
Als solche bezeichnet Passavaimt die halbe Figur des Erzengels Mi- 
chael im Museum zu Darmstadt, und den Erzengel Rafael mit T0- 
bias, gleichfalls halbe Figuren, im Cabinet Savier zu Strassburg, 
die als Geschenk des Grossherzogs von Frankfurt dorthin kanicii. 
Diese Copien kamen nach Passavant durch den Kunsthiiiidler Rie- 
ciardi in die Bheingegenden. 
Andere Jugend-arbeiten Bafaefs sind in Citta di Castello, wo-
	        
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