Santi
Rafael.
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Sache ins Reine bringen und die Goldkörner enthalten, welcheTas-
snvant ausstreute. Meine Gönner und Leser fordern dieses von mir,
da dieser Schriftsteller in der Vorrede zum ersten Tbeile XXI, aus-
spricht, er habe durch seine Forschungen nicht nur einen ltlaren
Ueberblick im Allgemeinen gewonnen, sondern auch eine solche
Masse von Notizen über das Einzelne erhalten, dass nur wenige
Punkte im Leben llafaePs ihm nicht in wiinschenswerther Klar-
heit vor Augen stiinden. Der schwierigste Theil seiner Schrift war
die Darstellung der Jugendzuit ilafaePs. Besonders klar stellt sich
das Vcrhiiltniss zu Perugino und den anderen Malern in Umbrien
und Florenz heraus. Eben so konnte Passavang die Reisen des
Iiunstlers in diesen Gegenden und nach Ürbinü genau verfolgen,
und die Zeit der Entstehurm des wichtigsten Theiles seiner Jugend-
werhc mit Sicherheit bestiiinnen. Auch in den Abschnitten über
läafaefs Wirksamkeit in lioin findet man bei Paissavant manche
Berichte und neue Ansichten. Die nachgewiesenen "Verbindungen
IiafaePs mit vielen Personen von Bedeutung diirtten ein neues Licht
auf sein Leben werfen, und besonders die Darstellung seines VVir-
kens bezeugen, wie er sich zu immer höherer Vollkommenheit aus-
hildete, wie im Gedränge iiberhliufter Arbeiten und der mannigfa-
chen auf ihn einstiirmentlen Ansichten, die nach der Vielseitigkeit
seiner grossen Anlagen nicht ohne Einwirlsung auf ihn bleiben
konnten, dennoch sein hoher Genius während seines ganzen Le-
hcns mit klarem Bcwusstseyn, mit gleicher Iiraft die höchsten und
edelsten Bestrebungen festhielt, und zugleich das Studium der äus-
seren Natur mit gleichem Flcisse fortsetztu. Auf diese YVeise möchte
nach Passavant zur Anschauung gebracht seyn, wie Rafael im höch-
sten Grade jenes Durchdringen zweier Elemente, nämlich der gei-
stigen Erhebung und des Studiums, in sich bewirkte, welche der
Grund und das lYIittt-l sind, aus welchen allein Gebilde vollende-
ter Kunst, oder einer verklärten Natur hervortreten können. Dann
zeigt Pussavant auch, wie in der Umgebung RafaePs, am päbstli-
chen Hufe selbst, durch das Vorherrschen der antiken Ansichten
über die christlichen, auch die sinnliche Seite der ersteren manch-
mal bei Rafael, obgleich auf die edelste VVeise hervortrat, bei sei-
nen Schultern aber allgewaltig wurde, und wie die späteren Nach-
folger haltungslos einem Zerrbild von Ideal folgten, wodurch ein
gänzlicher Verfall in der bildenden liunst herbeigeführt wurde.
Eine der niiihsamsten Arbeiten enthält der {zweite Theil von
PassavanPs Werk. Es ist cliess das Verzcichniss der Werke Ba-
ißePs und die Angabe der linpferstiehe nach denselben , welche in
keinem früheren iVVerlse genilgten. Pussavant glaubt, dass von Ge-
malden höchstens noch einige unbekannte aus RafaeYs Jugend auf-
tauchen dürften, von seinen Zeichnungen könnten aber noch man-
che aufzufinden seyn. Schade nnr, dass wegen des hohen Preises
das Buch Passavanfs nur in wenigen Händen ist.
Bei der Bearbeitung dieses Artikels folgten wir aus den eben
angegebenen Gründen iim Allgemeinen den Angaben Passavanfä,
SlfChten aber in so ferne beide Bünde zu verbinden, dass wir im
blsl-UYISCHED Zusarnmenhanwe des Ganzen dem Verzeichnisse. de?
YYei-lse RafaePs, welches Pässavant im zweiten Bande gibt, iVRS i"
Iinrze zu wissen nothwcndig ist, entlehnten, während Passavant
Sefne Daten trennt, und den Leser des ersten Theils durch die
Iällläßhaltungen im zweiten unterbricht. Wir geben ebenfalls ein
lefleichniss der Werke Ilafaehs nach dem Inhalte der Bilder, ver-
welsßll aber dabei gewöhnlich nur auf die Pagina uusers Lexicßllß-