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Santi ,
Giovanni.
Martini Nelli, Antonio di Matten, Antonio di Guido Alberti aus
Ferrara, Francesco di Antonio Prinris, Pietro da Reggio, Fra Ja-
como da Venezia, der Dominikaner Bartulomeo Corradini, Fra Car-
nevale genannt, etc. Aulfallend aber ist es, dass er gleichfalls den
trefflichen Meister Justus von Gent mit keiner Sylbe erwähnt, da
dieser doch in Urbino um 1474 die ausgezeichnete grosse Tafel mit
Christus, welcher den Jiingern die COHJIIHIIIlOD austheilt, malte,
und von Jan van Eyck und Rogier vun Brügge mit su grosseiu
Lobe spricht. Passavant möchte glauben, dass Santi mit Meister
Justus nicht im besten Einverständniss gelebt habe, da dieser un-
zugänglich war, und aus seiner Iiunst in Oel zu malen ein uner-
forschliches Geheimniss gemacht haben dürfte. Sicher ist, dass we-
der G. Santi, noch die anderen Maler der Urngegend bis zu Ende
des 15. Jahrhunderts in Oel zu malen verstanden. Lebend erwähnt
Giovanni dagegen die meisten Namen der besseren Nlaler seiner
Zeit, welche Toskana und Venedig, die Lombardei und die Mark
Ancona verherrlichten, und deren Werke er gekannt zu haben
scheint. Diess ist wohl sicher der Fall mit der berühmten Altartafel,
welche Gentile da Fabriano für die llomita di Val di Sasso malte,
und mit dem schönen Madonncnbilde von Fra Angclico da Fiesule
in Forano bei Osimo. Der gründliche Panlo Uccelli aus Florenz
malte 11168 selbst in Urbino für die Brüderschaft Corpus Domini,
und der ausgezeichnete Meister Yietro della Francesca di Borgo
San Sepolcro wohnte sogar im Jahre 1469 in Ginvantiis Haus, da
er für die erwähnte Briiderschaft eine Altartafel malen sollte, was
aber unterblieb. Dagegen malte er in Urbino das Bildniss des Her-
zogs Federico und seiner Gemahlin ßattista Sforza, welche jetzt in
der florentinischen Gallerie zu sehen sind. Allein alle diese Maler
riihmt Giovanni nur mit wenigen Worten, nur den Andrea Man-
tegna erklärt er als denjenigen, welchem der Himmel die Pforten
der Malerei eröffnet habe. Ferner sagt er, dass Melozzo aus Forli
seinem Herzen besonders werth sei. lYIelozzo war ein Schiiler des
Pietro della Francesca, bildete sich aber, seinen Werken nach zu
urtheilen, hauptsächlich nach Andrea Mantegna. Die Werke des
Gio. Santi dagegen zeigen nirgends eine Verwandtschaft mit Pietro,
weder in der Bildung seiner schlanken Gestalten, noch im Culorit.
welches in den Schatten meist ins Graue füllt, noch in der Art zu
malen, die bei dunkeln Umrissen etwas hart ist, Eigenthiimlich-
keiten, welche in Pietrtfs Werken nicht erscheinen. Dagegen ist
in Giovannfs späteren Bildern der Einfluss Mantegnfs nicht zu
verkennen.
Zu den frühesten Werken Giovanni's dürften nach Passavant
mehrere der Madonnenbilder gehören, die sich ehedem häufig in
Urbino und in der Umgegend vorfanden, nun aber untergegangen
oder verschollen sind. Auch die lriirchenbilder aus Giovannfs frii-
herer Zeit sind durch Geringschätzung und Raub während des Re-
volutionskrieges in Urbino verschwunden.
Dagegen finden sich in der Mark Ancona noch Werke von
ihm. In S. Maria nuova zu Fano ist ein eutschiedenes und be-
deutendes Jugendwerk des Meisters im Besuche der Maria bei Eli-
sabeth zu erkennen. Noch vor wenig Jahren war diese Tafel an
der Wand über der Orgel angenagelt, zuletzt aber wurde sie auf
dle Klage d" dßrtigen Kunstfreunde zum Schmuck des ersten Al-
tares auf der linken Seite aufgestellt. Die Figuren sind von etwas
mehr als halber Lebt-nsgrösse, sind sehr schlank, haben schmale
Hände und Fiisse, die aber, wenn auch öfters steif, doch brav ge-
ztichnet sind. Der Ausdruck der Iiöpfe ist immer würdig und an-