Santi,
Giovanni.
275
Die Familiennaehrichten der Santi wurden schon von Tira-
lmsehi und [ianzi in Zweifel gezogen. allein in Ermangelung einer
besseren Belehrung folgte man doch immer jener Genealogie, wel-
che ein von Bottari erwiihntes Bihlniss eines Antonio Sanzio im
Pnllastel Alhani gibt. Man liest nämlich auf dem Blättchen, wel-
ches Sanzlo in der Hand hält, dass Julius Sanctius, der Nachfol-
ger eines Antonio, der Stammvater jener Familie sei, nquae aglhuc
Urhini illustris exstatdt Von (llUGQttl sollte mittelst eines Sehastiano,
und nncher eines Glil. ßattista, Gio. Sanctis stammen, ex quo or-
luf CSl llüttllßel, qui pinxit a. 15H). Auch steht dort, dass Seba-
stiano einen Galeazzi) zum Bruderhatte, egregium picturem, der
Vater dreier llrlaler war, eines Antonio, Vincenzo und Giulio, wel-
Cller SYXDIIKlIIILIS PlCiOFK genannt wird. Der Beiname Sanziu sollte
nah agris dividentlisi: kommen, einem Amte des Julius Sanctius;
allein diese ganze Geschichte ist aus der Luft gegriffen. Wir wis-
sen nach Passavant urkundlich nur, dass iin Städtchen Colhordolo,
wo Giovanni geboren wurde, um die erste Hiiltte des 14. Jahrhun-
derts ciu gewisser Sante gelebt habe, von welchem scine Nachkom-
men den Familiennamen del Santa oder Santi erhielten, wel-
cher späiterhin, zu Vasarfs Zeiten, nach italienischem Sprachge-
brauch, aus dem lateinischen aSanctiusu in v-Sanzioa iihersetzt wurde,
wie wir ihn nun (irriger VVeise) allgemein angenommen finden.
Der alte Sante hatte einen Sohn Piero oder Pietro, dessen
Söhne Peruzzolo und Luca hiessen. Der erstere heirathete um 1418
Gentilia, die Tbchter des Antonio Urhinelli, und zeugte mit ihr
einen Knaben, den er Sante nannte, und zwei Töchter, welche
Jacupa und Francesca hiessen. Peruzzolo hatte in Culbordolo ein
Haus und Grundstücke, erlitt aber 1446, als Sigismondo Malatesta
das Land des Grafen Federico von Urbino mit Krieg überzog,
grossen Schaden, was ihn 1450 bewog, mit Frau, Iiiudern und
seinem Enkel Giovanni sich in Urbino nieder zu lassen. Ander-
wärts wird unser Künstler der einzige Sohn des Peruzzolo, eines
YVnrsthiinzllers, genannt, Passnvant [Bind aber nur von Sante, dem
Sohne Peruzzolds Nachricht, der zwei Söhne hatte, Giovanni und
Bartolomeo, dann zwei Töchter. Margherita und Santa, die alle
mit Peruzzolo in einem Hause zur Miethe wohnten. Letzterer starb
1457, und nun lag dem Sante die alleinige Sorge ob. Es hatten
sich aber seine Vermögensunistiinde gebessert, indem er als Hocke
und Zwischenhändler mit Landeserzeugnissen zuletzt wieder ein
Haus und Grundstücke erwarb. Ersteres liegt an der vom Markte
Zum Berge führenden Strasse (contrada del Monte), und hier war
es, wo Rafael geboren wurde.
Giovanni Santi war von Jugend auF Zeuge der Iiunstliebe des
Herzogs Federico von Urbinu, und diese dürfte auch vor allem
die Neigung desselben angeregt haben. Wer sein Meister war, ist
unbekannt; WIiEllPiCiAI; irgend ein lylziler in Urhino, cla er nicht
das Glück hatte in einer der Schulen zum Iiiinstler erzogen zu
werden, welche unter Squarcione und Verocchio zu gründlichen
Studien leiteten. Namentlich könnten nach Passavant die Fresken
1111 Oratorium der Bruderschaft des heil. Johannes des 'l'iiufers, wel-
Clte Lorenzo und Jacopo di San Severino 1416 ausfiihrten, auf
59111 empfiingliches Gemüth Eindruck gemacht haben; allein es lässt
SlCll weder aus diesen VVerken, noch aus einer anderen Malen"
der Gegend ein bestimmter Einfluss auf seine Kunst nachWßlSeTl-
Auch nennt Giovanni in seiner Reimchrunilt, auf welche wir un-
ten ausführlicher zurückkommen, jene Meister eben so fvemgnals
mehrere andere, die vor, oder zu seiner Jugeudzeit in ÜFlWUO
Inallcherlei nun untergegangene Werke ausführten, wie Ollavlanß
18 '