Sandrart ,
Joachim
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Dann pflegte Sandrart auch ein eifri es Studium der antiken Denk-
niüler ttniiis, was sein Hauptwerk, die deutsche Akademie bewei-
set. Einen anderen Theil seines Wissens verdankte er dem Gali-
lüi, dessen Vßrf-ilgung ihm 1633 sehr nahe ging. Von Rom aus
begab sich Suiirlrart nach Neapel. wo er viele Zeichnungen ent-
warf und interessante Ansichten malte. Er war Augenzeuge vom
Ausbruchs: des Vesuv, welchen erzeichnete. Auch die Buicca del
Infßflw und die Elisiiischen Felder des Virgil zeichnete der Künst-
ler._ Qannsah sich Sandrart auch in Sicilien um, und ent-
warf hier_ eine grosse Anzahl voii Zeichnungen. Er zeichnete den
Äetlm, die Scylla und Cliarybrlis u. s. w. In M. Zeilefs Itinera-
riuiii Italiac sind die genannten Zeichnungen von Merian gesto-
chen. Auch in Gottfricd's Archontologia cosinica hemmen sie vor.
Vun Siicilicn segelte Sandrart nach Malta über, um die Merkwür-
digkeiten jener Insel zu zeichnen, endlich aber hehrte er durch
Apulien wieder nach Ruin zurück, wo er sich 1635 zur Reise nach
Deutschland aiiscliiclste.
in diesem Lande wüthete damals der drcissigiiihrige Krieg,
und in Folge desselben war für die Iiunst wenig Heil. Einem
liüiistlxer, wie Sandrart, dessen Huf auch wiihrend des Krieges fort-
Cilttr, huniite es aber nicht an Beschäftigung fehlen. Dieses be-
weisen die zahlreichen Werke, welche er ausfiihrte, deren man
noch in vcrsCliiiMleiii-ii tiirclieii findet, dann die Bildnisse und allego-
rischen Geiiiiilrle, welche sehr" zahlreich waren. Nach seiner Bück-
kchr aus Italien war Frankfurt der Ort seiner 'I.'hiitigheit. Er wurde
da mit grussen Ehren empfangen, und die Elzuiilie de Neufville
machte es sich zur besonderen Angelegenheit, ihni eine Verwandte,
die Juhanna von iWIilcliau auf Stocliau, als Braut zuzu-
führen. Der liüiistler führte in Frankfurt ein glückliches und thä-
tiges Leben, welches aber endlich die Iiriegsunrulien trübten, so
dass er init seinem Schüler lViath. lVIerian nach Amsterdam zog.
Sandrart fand hier zahlreiche Aufträge, namentlich von Seite der
Churfürsten von Bayern und der Pfalz. Für Nlaximilian I. Von
Bayern malte er die 12 hlonate, welche man jetzt in der k. Pina-
huthek zu München findet, und die allegurische Darstellung des
'I'ages und der Nacht, in der Gallerie zu Schleissheirn. Die Mo-
nate sind durch hnlbe Figuren und Scenen des ländlichen und städ-
tischen Lebens ini Charakter von Rubens und Snyders vorgestellt.
Nachdem ihin durch Erbschaft das Landgut Stochuu bei Ingol-
stadt zugefalleii war, verkaufte Sandrart in Amsterdam seinen gan-
zcn [iunstvorrath und erlöste daraus nach Hüsgen 22621 Gulden
(nach Ücscamps 4862161. Jetzt licss er sich in Stochau nieder, wo
früher die Feinde übel gehaust hatten, aber kaum hatte er seHi
Landgut wieder in guten Stand gebracht, so wurde es 1647 von
den Franzosen riiinirt. Nach hergestelltem Frieden baute er das
Schloss schöner und bequemer wieder auf, da der Iiünstler übri-
gens in guten Verhältnissen lebte. Der Pfalzgrnf Wilhelm Philipp
von Pfalz-Neuburg besuchte ihn öfter auf seinem Landsitze, und
der Künstler, der jetzt den Titel eines pfalz-neubui-gßchen Fiathes
führte, malte auch das Bildiiiss dieses Fürsten, welches, ehedem
in Schleissheiin, jetzt in der Pinahuthels zu Nlünchen aufbewahrt
wird. Auch für den Churfürsten Ferdinand Maria von Bayern malte
er mehrere Bilder. Im Jahre 1646 erhielt er für. ein Gemälde, wel-
ches Christus init den Jüngeru in Eniaus vorstellt, 225 Blhl- im
Weizenfehfschen Verzeichnisse der Bilder der Gallerie in Schleiss-
lieiiu (H75) sind viele Werhe von Sandrnr! beschrieben. und ff?"
unter der Tod der Maria init lebensgrossen ganzen Figuren. E106