Bllgendns,
Georg
PhiIiPPF
15
früher als die vortrefflichsten Bilder erklärte, dieje der menschliche
Geist erfand. Auch stach er mehrere Thesen. Um diese Zeit malte
er die Schlacht bei Narwa, in welcher Carl XII. von Schweden
mit 8000 Mann 30,000 Bussen schlug. Aber (las Gemälde war
noch nicht vollendet, als er durch dzis Bombardement von Angs-
bnrg (1705) sein Hans in Asche Verwandelt und seine Habe ge-
raubt Sßh- Im Laufe dieser Belagerung bewies Iiugendas den
W111"! und die Uncrschrocltenheit des Kriegers; den Gefahren tro-
lend tvflgte er es in der Niihe zu sehen, was er bisher nur aus
seiner Phantasie schöpfte; er beobachte die schrecklichen VVirltun-
gen de!" Kugeln und Bomben, die Angriffe des Fnssvollas und der
Iieiterei, die Griiuel der Bestiirmnng einer Festung, und zeichnete
mit Iialtbliitiglteit von Gefahren des Blutbades selbst umgeben.
Für seine Iiuiist waren aber diese Scenen des menschlichen Elen-
des eine nicht unbedeutende Ernte. Selbst im Auslancle wurden
seine Darstellungen gesucht. Sechs radirte Blätter stellen die merk-
würdige Belagerung seiner Vaterstadt vor. Das folgende Jahr gab
die denkwürdige Schlacht von Blendheim seinem 'l'alente Stoff zur
Begeisterung. Jetzt öffnete sich dem Künstler endlich auch eine
andere Quelle. Ein Mann von Geschmack und Iiunstliebe, der
liupfersticlihändler JETGITIiHS XVolf, brachte es dahin, dass in Augs-
burg eine Zeichnungsaltademie errichtet und Iiugendas als deren
Direktor von der protestantischen Seite ernannnt wurde (1710).
In diese Zeit fiel es , dass man von ihm die Vhrstellttng der Ge-
fangennehmung des schwedischen Generals Steinbock durch die
russisch-sächsischen Truppen, Verbündete des dänischen Königs,
verlangte. Ilugendas, anhänglich an Schweden, vorzüglich aber
an die Person seines grossen Chnrfürsten. bemühte sich jedoch unter
jedem Vorwande, diese Arbeit abzulehnen. Vergebens, man be-
stand darauf, und seine Familie, des hohen Preises tiediirftig, ent-
schied ihn, sich der Arbeit zu unterziehen, die er nur mit Thrä-
Den beenditgte und immer bereute. Indessen wurden Iiugendas
Familienverhältnisse durch die zunehmende Zahl seiner Iiinder
und die üble AulTührung einiger, immer driickender; der grösstc
Fleiss konnte den Bedürfnissen nicht mehr be egncn. Unbesieg-
bar in seiner Iiraft, vertziuschte er zum anderen alle! den Pinsel mit
der Radirnadel. So fertigte er in sehr grussern Formate 70 Blätter
Jagd-Pferde- und andere Stiiclte der Art, die grossen Beifall und
ziemlichen Abgang fanden; endlich unternahm er es noch, von
Zwei Söhnen unterstützt, auch Thesen wieder zu stechen, und be-
schäftigte sich damit bis zum Jahre 1755. Nach zwanzig Jahren.
"llfscr anstrengenden Arbeit gewidmet, schwand endlich die Iiraft
seiner Hände und er ward noch einmal zur Stalfeley berufen. Das
Misslingen der ersten Versuche erschrccltte ihn aber so, (lass-er
den Pinsel zum Fenster hinaus warf. Doch in Folge seiner Wil-
lensstärke daran nicht verzweifclnd, wiederhollt der alte Mann
seine Versuche unablässig. und noch ehe er von hinnen schied,
sollte ein Strahl des Ruhms hoch empor ihn heben und rühm-'
lich seine Tage enden, wie seine Jahre einst begonnen hat-
ten. Er rief, über diese Entdeckung vor Freude entzückt, 501116
Kinder um- sich und sagte: nIcb habe nichts vergessen, ich bin
noch Rugenrlasie. Doch nicht lange mehr; er unterlag 1745 wie"
derhoilten Schlaganfällen.
Was seine Kunstleistungen betrifft, theilte er seine Werke selbst
In drei Iilassen ein. Meine ersten , sagte er. täuschen durch Cllß
Farbe und den Geschmack der Tinten, die Zeichnung ist mittel-
mäßig; in den zweiten habe ich mir die Natur zum Bulätlitlieüill"