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Saftleeveu ,
Hermann.
Radirungen des Meisters.
Die radirten Blätter dieses Künstlers sind von 1640 --1Ö69
datirt, und somit stammen sie alle aus der besten Zeit des Mei-
sters. Sie sind auch alle von gleichem Verdienste, Erzeugnisse ei-
nes im Hadiren vollkommen geübten Künstlers. Bartsch erklärt
zwar das Blatt Nro. 52 als ersten Versuch; allein dieser Schrift-
steller hatte nur einen Contre-Druck oder eine Copie vor sich.
Das äusserst seltene Original ist eben so vortrefflich als die übri-
gen Bliitter. In diesen lieferte er landschaftliche Gemälde in schön-
ster Wirkung des Helldunkels und in feinster Abstufung der Pläne
und Gründe. Sein Verfahren ist ein ganz eigenthümliches; er
hat keine bestimmte Methode in Führung der Nadel. sondern
gebraucht sie nur, um gleichsam damit zu malen. Er sah nur auf
Wahrheit der Darstellung, und bediente sich jedes beliebigen Mit-
tels, um dieselbe zu erreichen. In einigen seiner Blätter ist auch
die Behandlung der Lüfte zu bewundern, was bei malerischen Ra-
dirnngen selten der Fall ist. Die Maler haben weder Geduld noch
Uebung genug, um den Schwierigkeiten zu begegnen, welche die
Bau forte entgegensctzt.
Bartsch P. gr- UI- 241 H". beschreibt 56 Blätter von Saftleven,
getraut sich aber über die Vollständigkeit des Werkes nicht auszu-
sprechen. Man kennt jetzt um etliche Blätter mehr, die wir un-
ter Nro. 57, 38 und 59 beschreiben. Auch Zusätze zu Bartsclfs
Pointre-graveur sind nuthwendig geworden. Solche verdanken
wir H. Weigel, welcher 1845 Supplcments au Peintre-graveur de
A. ßartsch (I. art. Neerlandais) herausgab. Diese beiden Werke,
so wie die theilweise ausführlichere Beschreibung der Abdrücke im
Cataloge der RigaPschen Sammlung, liegen unserm Verzeichnisse
zu Grunde. Wir fügten auch ein unbekanntes Blatt bei.
1) Das Portrait des Hermann Saft-leeven, halbe Figur mit ei-
ner kleincn Rolle in der Rechten, welche aus dem reichen
Mantel herausreicht, in welchen er gehüllt ist. Im Rande
unten steht: Herman Saftleven, und links, etwas tie-
fer: D. Saftleven pinx. IÖÖO. H. 5 Z. ohne 11 L. Rand,
Br. 4 Z. 2 L.
I. Abdrücke vor der Schrift.
II. Mit derselben.
Die neuen. sehr guten Abtiriicke haben starkes Papier.
Dann gibt es auch Abdrücke auf dünnes und briiunliches
Papier. Die Platte soll in England seyn.
2) 10) Verschiedene männliche und weibliche Figuren, Folge
von Q Blätter, mit dem Monogramme und der Jahrzahl 1647
bezeichnet. H. 1 Z. 10 L., Br. I Z. 4 L.
Diese Folge ist sehr selten, sowohl in den alten als neue-
ren Abdrücken.
2) (l) Bedrieger (Betrüger). Ein Hränzer mit Waa-
ren im Horbe. nach rechts gerichtet.
5) (2) Waerheyt (Wahrheit). Ein stehender Mann
im_Pr-nfil nach rechts, mit langem Barle, rundem
Hut und kurzem Mantel.
I!) (5) Gorttentelder (der Einfailtigel Ein sitzen-
der Bauer im Profil nach links, der die Iiömcr in
den Topf zählt.
5) (4) Hennetaster (Hiihnergreifer). Ein Bauer. fast
vom Rücken gesehen, nach links gewendet, sitzend
mit der Henne auf den Knieen.