Sadelev,
Egidius (Aegidixxs,
Gilles) .
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Sadeler, Egidius (Aegidius, Gilles), Maler und Kiipfevsieeher,
geboren zu Antwerpen 1570 (nach Sandrart irrig 1588). genoss
den Unterricht seines Oheims Johann, und fand zuletzt an der
Iiupferstechcrei solches Behagen, (lass er der Malerei ganz ent-
sagte, Er begleitete diesen lYIeister und seinen Vater Rafael auf ihren
lieisen in Deutschland, hielt sich einige Zeit zu Frankfurt und zu
München (1595) auf, und ging mit ihnen auch nach Italien, wo
er mehrere Blätter stach, welche einige der schönsten Gemälde
Roms und Venedigs vervielfiiltigten. Diese Arbeiten gefielen allge-i
mein, und lenkten besonders die Aufmerksamkeit des Kaisers Ru-
dolph II. auf ihn. Dieser Itunstliebende Fürst berief ihn nach
Prag, gab ihm einen wahrhaft kaiserlichen Gehalt und iiberdiess
noch ansehnliche Geschenke. Diese Grossmuth bestimmte den
Künstler, nur für den Iiaiser zu arbeiten und alle anderen Aufträge
zuriicltzuweisen. Nach Iiurlolplfs Tod trat er in Dienste des liai-
scrs Mathias, und dann in jene Eerdinancfs II., welchem er eben-
falls seine ganze Thätiglteit weihte.
Gilles Sadeler hinterliess zahlreiche Blätter, wovon die einen
mit nngemeiner Zartheit, die andern mit Breite und Iiraft behan-
delt sind.. Besonderen Beifall erwarben ihm die Bildnisse und die
Landschaften. Man glaubte sogar, dass er es in beiden Theilen
am weitesten gebracht habe; man muss aber heisetzen: unter
den Saclelern. Man nannte ihn indessen zu seiner Zeit den
Phönix der Stecherlaunst, was sich auf die ihm zuerlsannte Su-
perioritäit bezieht, die man ihm in Prag einräumte. Diese besteht
aber nur in einer gewissen Meisterschaft des Grabstichels; in der
Zeichnung und in den Massen des Lichtes gebricht es ihm. Indessen
hat E. Sadeler auch Blätter geliefert, die im Allgemeinen grosses
Lob verdienen. Auch einige Malereien finden sich von seiner
Hand. In der k. k. Gallerie zu Wien ist ein kleines Gemälde,
welches St. Sebastian am Bnume von drei Pfeilen durchbohrt vor-
stellt. Dieser Kiinstler starb zu Prag 162g. J. de Jude stach sein
Bildniss, und zwar nach dem eigenhiindigen Gemälde des Meisters.
Man {indet es in C. de Bie's Guldenlsabinet. Auch G. Edelinls hat
sein ßildniss gestochen, mit Papier und Grabstichel in den Händen.
1) Kaiser liudulph II. auf dem Triuinphwagen von einem Adler
und Liiweti gegen Himmel gezogen, nach eigener Erfindung,
' folio. i
2) Rudolph II. zu Pferde, in der Ferne eine Sahlacht, nach
A. de Vries , s. gr. fol.
5) ltudolph ll. in Itiistung, das IIaupt mit Lorbeer bekränzt.
Iiniestiicls, fol. Im früheren Druclse ohne Adresse des Mar-
cus Sadeler.
14) Itudolph IL, Brustbild im Oval, mit allegorischen Figuren
und anderem Beiwerk mitgeben, nach J. von Achen, 1603
gestochen. Ein sehr schönes und seltenes Blatt, in gr. fol.
5) liaiser lYIntthias. Iiniestiicli. Matthias Dei gratia etc. 1616.
gr. fol. lin ersten Drucke vor Marc Sadelers Adresse.
Ü) Derselbe Kaiser, Biiste mit allegorischen Figuren, römischen
Iiniserbiisten und lnschriften, Egid. Sadeler del. et. sc. 1614-
Schön und selten , gr. fol. -
T) Die [Kaiserin Anna, Gemahlin des Matthias. Anna Romßr
norum Impcratrix, lÖlÖ. Iiniestiick, gr. fol.
Im ersten Drucke vor der Adresse des Marco Sadeler-
8) Kaiser Ferdinand II. zu Pferde. mit allegorischen Figuren
und lnschriftcn: Divum Caesarem Ferdinandum II. etc. 162g-
In zwei Blättern.