Volltext: Rubens, A. - Santi, Rafael (Bd. 14)

man seinem vielversprechenden Talente im Allgemeinen zollen 
musste, man würde aber im Irrthume seyn, wenn man noch jetzt 
mit den Verfassern des genannten Werkes behaupten wollte, dass 
später sein ehemaliger Ruf grösstentheils verschollen, und dass die 
Schwingen seines Geistes, von jener Gaucltelei vielmehr gelähmt, 
ihn nicht höher heben konnten. Die Zeichnungen, welche der 
Iiünstler damals ausfiihrte, werden in ihrer Art immer als originell 
bezeichnet werden, so wie sie denn, besonders die vollendeten, 
in Italien noch immer ihrer Bewunderer finden. Man lobt darin 
d. glückliche Auffassung, und die schulgerechte, wenn auch im- 
mer etwas manierite Behandlung. Sabatelli konnte sich in Folge 
seiner oberfliichlicheren Studien nie zur vollen Reinheit und Wahr- 
heit der Darstellung erheben, und man wird daher nicht umhin 
können, ihn in die Reihe der neueren italienischen Manieri- 
sten zu setzen, bei welchen das Schwülstige vorherrschend 1st. 
Dass zu Anfang unsers Jahrhunderts der Künstler einen grßßäßß 
Theil seines jungen Rufes verloren hatte, verursachten seine nicht 
glücklichen Versuche in der Oelmalerei, die er damals in Venedig 
vurnahm, wohin er sich begeben hatte, um im Angesichte der 
Meisterwerke jener Schule seinen Sinn für das Colorit zu schär- 
fen. Sabatelli unternahm da grosse Bilder zu malen, verfiel aber 
dabei ins Biesenhaft-liarikaturmässige, wie es in Giithes Winckelmann 
heisst. Allein sein eminentes Talent besiegte bald die Schwierigkei- 
ten, welche sich ihm in dieser Hinsicht dar-boten, und er malte 
noch in Venedig Bilder, die man eines Tintoretto würdig erklärte, 
namentlich sein eigenes Iiildniss und den colossalcti Iiopfdes rasen- 
dcu ltadatnisten. Es war somit auch in kurzer Zeitsein Bufals Maler ge- 
gründet, da ihm der Grossherzog von Florenz, der mittlerweile den 
Künstler an seinen Hof beriefund ihm die Stelle eines Professors der 
Ddalerei an der Akademie übertrug. die umfassendsten und ehren- 
vollsten Aufträge ertheilte. Zuerst erhielt er den Auftrag in einem 
Saale des Palazzo Pitti die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben 
des Americu-s Vespuccius, und später acht Darstellungen aus Homer's 
Ilias zu malen, die als glänzende Proben eines reichen '.I'alentes er- 
hliirt wurden. An der Decke stellte er den Olymp dar, Allesin Freslto, 
und 1324 vollendete er die Arbeit. Neuere Freskomalereien, erst 1340 
vollendet. sind in der prachtvollen Tribune des naturhistorischen 
Museums zu Florenz. abgebildet in BosinVs descrtziotte drlla tri- 
buna etc. Fireuze 1841- In der Iiirche St. Croce zu Florenz sind 
Bilder lteiligen Inhalts von Sabatelli, dergleichen nicht die grösst-e 
Zahl der Werke dieses lNIeisters ausmachen. Dagegen aber behan- 
delte cr mehrere Scenen aus der vaterlüntlischen Geschichte, wo- 
runter sein Bild des Grafen von Ugolino mit seinen Söhnen im 
Thurtne dem Hungerlode preisgegeben eines der früheren ist, ein 
Gegenstand, der seiner Neigung zur Ueluertreibung besonders zu- 
sagte. Das Sujet ist aus Dante Int". XXXIII. genommen. Ein Ge- 
miilde von Bedeutung ist jenes, welches Pier Capponi vorstellt, 
wie er als Abgeordneter der Republick Florenz in Gegenwart des 
Iiönig Carl VIII. die Friedcnsbeclingutigett zerreisst. Dieses Werk, 
das vorzüglichste der {lorentinischerv Iiunstausstellung von 1831, 
jetzt im Besitze des Marehese Capponi, hat neben vielen Vorzü- 
gen auch manche Fehler. Im Iiuzistblatte desselben Jahres heisst 
es, Gruppirung und Anordnung des Ganzen sei sehr gelungen, 
die Massen seyett harmonisch verbunden, die Charaktere. Walti's 
die Leitlenschaften sprechend ausgedrückt, die Zeichnung meist 
cm-reht und das Colorirt in einzelnen Theilen schön. Dageqell I?" 
scn wir aber, im Streben nach Effekt sei hier und da das Nalufllj 
che untergegangen und die Geberden seyeu zum Theil allzu hel- 

	        
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