Guido.
Verse u. clgl. suchte er zu unterdrücken, da sich dieses mit sei-
Bescheidenheit nicht vertragen wollte. Auch. forderte er nie einen
Preis für seine Gemälde, da nach seiner Ansicht die Kunst nicht
lilKiPl, Sondern nur honorirt werden konnte. Auch lebte er in sei-
nem Hause sehr einfach und züchtig; er hatte nur das nothwen-
digste Hausgeriithe, denn er meinte, diejenigen, die ihn besuchten,
kämen um seine Bilder, nicht um seine lYIobilien zu sehen. Er
bezog jede Huldigung nur auf die Kunst. Und dieser einerseits
so würdige Mann liess sich dann wieder ganz von der Leiden-
schalt des Spieles beherrschen; um seine Spielschulrlen zu be-
zahlen, enttviirrligte er sogar nicht selten die ihm so heilig gehal-
tene Kunst durch flüchtige, flaue Arbeiten. Lange Zeit reicher
als der griisste Theil seiner Kunstgenossen zusammen, sah er end-
lich die Tage seines Glückes schwinden, und die Zahl seiner
Freunde sich immer mehr vermindern. Nur die Gläubiger hieltev
fest an ihn, bis er 1642 in Bologna durch den Tod von ihnen be-
freit wurde.
Schliesslich bemerken wir nachlVIalvasia noch, dass der Künst-
ler auch modellirt, und selbst Statuen veriertiget habe. Er nennt
darunter besonders einen St. Petrus in S.Cristoi'oro zu Bologna.
Die Urtheile alle zusammen zu stellen, Welßhß Über Guido
Reni in zahlreichen Schriften mehr oder weniger richtig gefällt
wurden, würde Bogen erfordern, da er schon seinen Zeitgenossen
ein Gegenstand der Kritik, der Erörterung und des Lnhesnwar. Es
erschienen sogar zahlreiche Gedichte, die schon 1652 lfl einem ei-
genen Bande gesammelt wurden. Passeri (Vite de' Pittori etc. mor-
ti dal 10-11 iiuo al 1675) hatauch das Leben dieses Künstlers beschrie-
ben, untlschon dieser Schriftsteller, so wie Malvasia, (Felsina pit-
trice, Bologna 1673), B. Mengs (Opp. an einigen Stellen), Lanzi
(Storia pittorica della Italia, in mehreren Ausgaben, deutsch von
G. v. Quandt und Wagner), Fiorillo (im ersten und zweiten Bande
von dessen Geschichte der Malerei in Italien), Watelet (Dictionl
Itaire des ANS de peinmre etc.), Göthe und Meyer (Winckelmann
und sein -Jahrhundert), Landon (Vues et Oeuvres etc. mit Umris-
sen) n. s. w. haben sich viel in Gemiildebeschreibungen und Schön-
heitseriirtcruxigen eingelassen, was nnthtrendiger Weise folgen
musste, da man sogar den Sitz der Schönheit und Grazie in Gui-
do's Finger setzte. Indessen lassen auch die neuern Kunstge-
schichtsschreiber dem Künstler Recht angedeihen, nur werden seine
Verdienste strenger geprüft.
Wir heben hier vor allem eine Stelle aus der neuesten Be-
schreibung Ronfs von Bunsen, Gerhard u. a, l. 545 li- hervor, da
hier, ausserdem dass das. Ürtheil aus eigener Anschauung kommt,
Guido mit Düminichino verglichen wird, der neben unserem Künst-
ler als Schüler der Carracci gleichen Buhm erwarb. Da heisst es,
Guido sei ohne Zweifel mehr als Dominichino von der Natur he-
gabt gewesen, er scheine aber seine Kunst meistens mit Leicht-
sinn behandelt, sich nur selten die zum vollkommenen Gebrauche
nothwendige Anstrengung gegeben zu haben, und wenn er auch
einige vortreffliche Werke geliefert habe, die, wie die Aurora im
Casino Bospigliosi, dieForderung der Kunst in bedeutendem Grade
betriedigen, so entsprächen die meisten seiner Gemälde bei vor-
urtheilsfreier Betrachtung wenig dem grossen Rufe des Künstlers-
ln seinen dramatischen Compositionen zeige er weniger dramati-
schen Sinn als Dominichino, auch erscheine bei diesem der Aus-
druck der Gemüthsbewegtmgen ächter und xiatürlicher als bei Guido,
bei dem derselbe oft ins Sentimentale (alle. Der in manchen Künst-
bücliern so gerühmte Ausdruck der Frömmigkeit in seinem" betenden
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