Beynolds ,
Joshua.
73
Bom an. Reynolds verweilte da drei Jahre, besuchte die Schulen
der vorziiglichsten Meister, malte aber, ausser einigen Bildnissen,
nichts von grosser Bedeutung; denn das grosse Gemälde, in welchem er
die Schule von Athen copirte, darin aber, statt der Philosophen Ra-
fael's. die damals in Bom lebenden Engländer carrikirt haben soll,
Wollen Wir, wenn wirklich ein solches Bild von ihm herriihret,
gerade nicht zu den Hauptarbeiten damaliger Zeit zählen. FÜSSlY
erwähnt eines solchen Bildes, wir möchten aber lieber glauben,
dass in Reynolds die Begeisterung fiir Rafael nie in dem Grade
erlosch, dass er ein Werk desselben zur Carrikatur herabzog.
Venuti (Ilisposta alle Iliflessioni crittiche del Sig. Marchese d'Ar-
gens, Luca 1755, p. 206) nennt auch wirklich einen anderen eng-
lischen liiinstler. den Maler Ptevel, der eine solche Copie nach
der Schule von Athen gefcrtiget hat. Indessen war Iieynoltis einer
der ersten, die Mengs zuwider Rafachs Werke jenen des Michel
Angeln nacliselzten, und zur Erneuerung einer schon dalnals veral-
teten Frage Veranlassung gaben, welchem von den erwähnten grus-
seu Meistern die Superitirität gebiihre, wobei sich viele, nament-
lich Engländer, auf die Seite Buonurtittfs neigten, an deren Spi-
tze Reynolds als begeisterter Lobredner stand, obgleich er selbst
kein Nachahmer Michel Angeltfs ist.
Gegen Ende des Jahres 1752 kam der Künstler ins Vaterland
zuriick, wo sich sein Iluf schnell verbreitete. Schon das erste
Werk, das Bildniss des Lord lieppel, machte die früher gefeier-
ten Namen eines Lely , Riley und lineller fast vergessen, und als
er auch einige hohe weibliche Schönheiten gemalt hatte, wollte
man nur mehr dem A. van Dyck den Rang vor ihm lassen. Die
nach seinen Bildern IlIGllWGiSC trefflich gearbeiteten Mezzotinto-
blätter machten den liiinstler auch im Auslande bekannt, und mehr
als ein fremder Hof wollte ihn an sich ziehen. Allein Iieynolds
blieb im Vaterlande, unternahm nur 1781 und 178.3 kurze Reisen
nach Flandern und Holland, und lebte fortwiihrexicl hochgeachtet,
nicht nur als Iiiinstler, sondern auch als Mensch von hoher Bildung
und feinen Sitten. Im Jahre 1760 veranstaltete er die erste Anstel-
lung seiner XVcrke; von dieser Zeit an fehlten die öffentlichen Schau-
stellungen nie mehr, und die Kunst gewann dadurch sichtlich. Den
26._.liinnet' 1755 gründete Honig Georg III. eine eigene Mßleralta-
deinie, die aber erst den 10. December 1'Z6_8 unter Clßtn Präsi-
dium Pteynclds eröffnet wurde. Dieser bekleidete jetzt fast dreis-
sig Jahre die Stelle eines ersten Präsidentenwlieser Anstalt, und
machte sich durch sein seltenes Malertalent, so wie durch "die geist-
reichen Vorträge in der Akademie, und durch die freundlichste Zu-
vorkoinmenheit dieser Auszeichnung im hohen Grade werth. Nach
ltarnsayk Tod, im Jahre 178d, ernannte ihn der König auch zum
ersten Hofnialer, bis er endlich 1792 einer langwierigen und schmerz-
haften Krankheit erlag.
Reynolds ist vornehmlich im Fache des Portraits gross, und
seine besten Bilder dieser Art nehmen, auch mit den Leistungen
anderer Schulen verglichen, eine holte Stelle ein. In dem feinen
Gefuhl für Formen und dem kräftigen Vortrage ist er von keinem
seiner Landsleute übertroffen wurden; und auch in der Färbung
erreichte er oft eine überaus grosse Frische. Er strebte in der Fär-
bung Rembrandt nach, sein Colorit ist aber selten so gesättigt.
Auch Titiaifs Lokultöne und das Farbenspiel des Rubens suchlß
er zu vereinigen. In der Art des Fnrbenauftrages nahm er beson-
ders Curreggio zum Vorbilde, in der freien Behandlurfgswßiie 198W
er aber den Grund zu jener Breite und Freiheit, welche von sei-