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Retzsch ,
Friedrich
AugusfMoritz.
seine Bildnisse schätzbar macht. Besonderen Beifall fanden sein
Gemälde, welche nach L. M. Fouquäs Dichtung Genofeva un.
Undine vorstellen, welche im Morgenblatte _von 1814 Bilder V01
grosser Lieblichkeit genannt werden, wovon über letzteres ein
eigene Zauhertinte ausgegossen sei. Von seinem Erlkönig, den e
zuerst im Iileineni, und dann im grösseren Maasstabe für di
Prinzessin Amalia von Sachsen malte, hiess es, der Meiste
habe Ergreifendercs in dei-"gespenstigen Dunstgestalt, Vollendete
res im Helldunkel, in Färbung und Ausführung früher kaum her
vorgebracht. Im Jahre 1824 fertigte er ein eben so furchtbar schü
nes Seitenstüek, den Ritter Sintram nach Fouqutifs Erzählung dar
stellend. Gemälde fröhlicher Art sind zwei mythologische Scenen
zwei Satyrn, die mit einander ringen, während ein Schäfer dit
Nymphe entführt, und ein Satyr, der auf dem Weinsehlauche sitz
und trinkt, während die eine von den schelmisch lteranschleichen.
den Nymphen mit einem Jagdspeere den Schlauch durchsticht, beidt
Bildchen ausgezeichnet wegen der heitern Laune, und der. schöner
Färbung, die sich darin kund geben. Ein reizcndes Bildchen wir:
auch jenes genannt, welches lVlignon vorstellt, wie sie die Guitarrt
spielend zu den Iiiissen des Wilhelm lVLeisters sitzt. In Vier an-
, dem Gemälden wiersinnlichte er die vier Hauptstationen des mensch-
lichen Lebens, zugleich mit den vier Stationen des Jahres, und den
vier Tageszeiten. Dieser Cyclus von Gcmiildeil ist in BottigeNs No-
tizenhlatt Nr. 8. ausführlich erläutert. Iletzsch componirte viele sym-
bolischeläililer, von welchen aber die meisten in Zeichnungen vor-
handen sind. Einen grossen Schatz von solchen Zeichnungen ent-
hält das Album der Gattin des iiiinstlers, von welchem Mrs. Ja-
meson: Visits and shetches at home and abroad etc. London 1854,
und Iiunstblatt deselben Jahres Nr. (Dr. Vogel), mit Bewun-
derung spricht, und behauptet, dass Königinnen sie um eine sol-
che Huldigung beneiden möchten. Alle diese Compositionen sind
eben so viele Beweise von der tiefen Sittlichkeit des Charakters un-
sers Iiiiitstlers. Ausserdem spricht lVIrs. Jamcson noch von vielen
anderen köstlichen Bildern dieser Art, die der Künstler Phantasie-
gcmiilde nannte, welche aber die geistreiche Verfasserin in den Vi-
sits andsketches noch richtiger kleine moralische und lyrische
Poesien in crfassbarer (palbable) Form nennen möchte, die in der
allgemein verständlichen Sprache des Auges zu dem Herzen der
Menschheit sprechen. Ungemein interessant ist jene, wie der Ge-
nius der Menschheit und der Träger des Bösen um Menschensee-
len Schach spielenÜDer letztere ist schon im Vorgefiihle seines
teuflischen Triumphes, da er bereits einige Hauptltiimpfer gewon-
nen: die Liebe, die Demuth, die Unschuld und zuletzt auch die
Gemüthsruhe; aber der Genius der Menschheit gibt sein Spiel noch
nicht verloren, denn er hat noch den Glauben, die Wahrheit und
die Kraft, und erwägt so seinen nächsten Zug. Der Engel des
Gewissens steht als Schiedsrichter da. Diese sinnrciche Allegorie
ist in der Zeichnung geblieben, in einem grossen Gemälde ausge-
fiihrt aber jene, welche den Engel des Todes vorstellt, welcher zwei
Kinder in die Gefilde der Scligen entführt. Dieses WVerls ist in
Wien, die erste Idee zu diesem ernsten, aber in sanfter Ruhe den
Beschauer aublickenden Todesengel ist aber im Besitze des liiixist-
lers, eiuwunderbarer Iiopf, von welchem LWIrs. Jarneson Sagt. (W55
er sie zuriiekschaudern machte, aber nicht vor Schrecken, denn
er ist vollkommen schön, sondern aus einer gewissen ehrfurchts-
vollen Scheu. Aeusserst lieblich is-t aber der Iiopf eines Engels,
den sich der Künstler zu einer Zeit schuf, als er oft von diistern
Phantasien und finstern Ahnungen verfolgt wurde, die ihm sein