Volltext: Rhenghiero, Rhenghieri. - Rubens, P. P. (Bd. 13)

Rubens , 
Peter 
Paul. 
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gelassen bestimmte Gegenden zu malen, und solche Bilder gehö- 
ren, wie die Gegend des Escorinl in Dresden, nicht zu seinen 
Yorziiglichsten. Desto ergreifender aber sind seine mit Zuziehung 
einiger Motive aus der Natur, aus freier Phantasie hervorgegange- 
nen Landschaften, welche uns Gewitter-Stürme, genug die Ele- 
mente in ihrem furchtbarsten Aufruhr zeigen. Zu den vorzüglich- 
sten VVerll-en dieser Art gehören: Die Landschaft in der h. k. Gal- 
lerie zu Wien, welche vorstellt, wie auf Jupitefs Geheiss das Ver- 
derben iiber die Gottlosen hereinhricht, Welche ihm und Merkur 
die gastliche Aufnahme verweigert hatten, Blitze (lurchziiclsen das 
zerrissene Gewölh, ein reissender Wasserstrnm iiberschwetnmt das 
weite 'l'hal und führt Thiere mit sich. Auf einem reich bewach- 
senen Hügel stehen Philemon und Bnucis in ruhiger Sicherheit und 
sehen dem furchtbaren Strhauspiele zu.  Eine Landschaft im Pal- 
laste Pitti, welche eine vor einem hohen Gebirge um Meere gele- 
gene Stadt vorstellt. worüber sich eine schwarze Gewitterwollte 
entladet.  Ein sturmbcwegtes Meer, mit einem Schiff, WBlClICS 
gegen eine Klippe geworfen wird. Im Vorgrunde sind Schiff- 
brüchige. 
In anderen Landschaften spricht sich wieder ein idyllisches 
Gefühl aus, und solche Bilder machen uns meist die Natur seines 
Vaterlandes anschaulich. Den Eindruck der Einförmiglseit dieser 
Gegenstände weiss er meist auf eine bewunderuxigswiirtiige Art: 
durch die Beleuchtung aufzuheben, die jederzeit sehr entschieden 
gemalt ist. Bisweilen wird die Wirkung noch durch einen Regen- 
bogen erhöht. wie auf zwei Bildern zu Paris und Nliinchrnftitler 
das sinlsentle Abendroth und der aufgehende Mond machen sich 
den Bang streitig und bilden einen schönen Gegensatz, wie auf 
dem Bilde in Petersburg, ehedem in Hougtunhall. Merkwürdig 
ist ein Bild, worauf Iinhens das Schneien vorgestellt und sogar 
einzelne Flocken angegeben hat. 
Rubens malte auch eine Anzahl vortreFFlicher Genrehilder, die 
sich vor den meisten Kunstwerken dieser Art durch eine geistrei- 
cheren Auflassung, eine freiere Behandlung auszeichnen. ln meh- 
reren derselben spricht sich wieder die Lust am Dramntischen, in 
anderen der Sinn für die behaglichen Zustände des ländlichen 
oder häuslichen Lebens aus. Unter den ersteren sind die beson- 
ders anziehend, welche Vorgänge aus dem Mittelalter darstellen. 
Darunter nennt Waagen vor allen ein Bild, welches im neuen Pal- 
laste zu Madrid sich befindet und in ungefähr  Lebensgrösse die 
Geschichte BudulpHs von Ilabshurg mit dem Priester vorstellt. 
Der Graf leitet mit llnbßtlßCltlßlh Hnupte das Pferd am Zügel. 
wiihrentLder Priester mit dem Allerheiligsten vor sich auf dem 
Pferde sitzt. Hinter beiden reitet der Capellan auf einem Grau- 
schimmel. der vrin dem Knappen des Grafen geführt wird. Ilu- 
dolph's Gesicht ist von gesanuneltem, frommern Ausdruck, Stellung 
und Ausdruck des Geistlichen sehr launig: wie er erschrocken die 
Fiisse einzieht, und über dem Hals des Pferdes greift; der Capß]- 
lan hält eine Laterne. Alle Physiognomien sind wion sehr bestimm- 
ter Inclividualitiit und die Ausführung von seltener Genauigkeit. 
Nächst diesem ist das Bild im Museum des Louvre zu nennen, 
worauf in der Nähe des Schlosses ein Tuurnier vurgestellt ist, wel- 
ches sich durch ausserordentliche Lebendigkeit" in den Motiven 
und der meisterlichen Behandlung gleich sehr auszßichßet, Im 
Jahre 1825 wurde dieses Bild mit einer ätzgnclen Flüssigkeit he- 
spritzt, ohne gerade sehr viel zu schaden. Andere Bilder dieser
	        
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