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Bubens ,
Peter
Paul.
rührende Bild nicht lange nach der Kreuzabnahme in Antwerpen
gemalt eeyn. Dafür spricht das Edle im Gefühl._ das Geinässigte
in der Färbung. Mit reuigein Ausdruck steht die Sunderiri, die
ruhige Würde Christi zu ihrer Rechten bildet einen ergrcilenden
Gegensatz mit der gemeinen Sinnlichkeit eines diclsivanstigen Prie-
sters, und der kalten, abgefeiinten Bosheit eines langen hageren
Pharisäers auf der anderen Seite. Diese beiden werden irrig als
Luther und Calvin bezeichnet, und ein dritter Mann sull die Züge
des Otto Vennius tragen. Dieses Bild soll für die Familie van
linyf zu Antwerpen gemalt worden seyn. Im dahrß 1780 befand
es sich wenigstens in der Sammlung des Cannnicus van Iinyf da.
selbst, und in der Versteigerung von Heinrich Hupe 1316 wui-dg
es mit 2000 Pf. St. bezahlt.
Am höchsten unter allen Bildern dieses Kreises steht indess
die berühmte Hreuzabnahme im Dorn zu Antwerpen. Alle Figuren,
auf das eifrigste um, Christus bemüht und auf _ihn bezogen, streben
zu einer grossen Gruppe zusammen, welche die trefflich zusammen-
gehaltenen Lichtmassen noch mehr als ein Ganzes erscheinen las-
sen. Hiezu kommt eine wahrhaft leuchtende und doch nicht über-
triebene Färbung, ein genaues Studium der einzelnen Tlieile und
eine ungleich surgfältigere Ausführung" als gewöhnlich, ohne da.
durch die Frische und Ursprünglichkeit der Gedanken zu beein-
trächtigen.
Nichts ist aber nach Waagen charakteristischer für die auf das
Dramatische gerichtete Geistesart von Rubens, als die Wahl der
Gegenstände, welche er aus dem Iireise der Mythologie der Grie-
eben und der alten Dichter getroffen, und nirgend erscheint er so
als freier und eigenthüriilicher Dichter, als in der_ Behandlung der.
selben. Unter diesen erwähnt Waagen zuerst des Raubes der Leu-
cippiden in der k. Pinakothek zu München. Auf zwei muthigen
Bossen sind die Dioscuren im Begriff die beiden Mädchen zu ent-
führen. Die ruhige kraftvolle Anstrengung der Männer, und das
äusserste, aber doch ohnmächtige Widerstreben der Mädchen bil-
den einen ergreifenden Gegensatz. Obgleich die Dioscuren hier
nichts anderes sind, als zwei derbe kräftige Männer, die nackten
Mädchen nur gewöhnliche und dabei etwas starke Formen und nie-
derliindisclie Gesichter haben, ist die ganze Vorstellung durch die
geistreichen Motive, durch die Gewalt der Phantasie, welche sich
darin ausspricht, durch die treflliche Färbung und Haltung von
so hinreissendcr Wirkung, dass es keinem unbefangenen Beschauer
einfallen wird, hier antike Formen und Charaktere zu verlangen.
Als das schönste Bild aus diesem Kreise erklärt Waagen die berühmte
Amazonenschlacht, für van der Geest gemalt, dann in der Gallerie
zu Düsseldorf, jetzt in der Pinakothek zu München der aber ein
grösseres Bild in Brüssel entgegensteht. Auf eine höchst geistreiche
Weise hat der Künstler den Moment so gewählt, dassdie Amazo-
nep von den Griechen über den Tlierinodon zurückgedrängt wer-
den, so dass der Iianipf auf einer Brücke statt findet. .Das Schreck-
liche des Vorganges wird dadurch auf das Höchste gesteigert. Wäh.
rend auf der Brücke im wülliendsten Gefechte sich zwei Pferde
beissen, eine Amazone vom Pferde gerissen, eine andere von ih-
rein schwarzen Pferde geschleift wird, stürzen zwei andere über
einander mit: ihren Pferden in den Fluss, in welchem wieder an-
dere schwimmend sich zu retten suchen. Auf der andern Seite ist
eine Amazone, welche, mit ihrem Pferde in das Wasser setzend,
noch im Umsehen ihren Verfolger verwundet, daneben mehrere
getödtete Amazonen, die schon beinahe nackt, noch ihrer letzten