Rubens;
Peter
Paul.
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Hindus: der italienischen Meister kund gibt. Höchst wichtig, um
sich eine anschauliche Vorstellung zu machen, in welcher Weise
er ungefähr um 1610 dachte und malte, ist nach Waagen das
berühmte Bild in der Pinakothek zu München, welches ihn und
seine Frau vorstellt, nach dem jugendlichen Ansehen beider zu
schliessen, bald nach ihrer Verheirathung gemalt. Die sittsam-
trauliche Weise, wiedie beiden Gatten in einer Geishlattlaube mit
einander verweilen, der ruhige Ausdruck von Iiraft und geistiger
Bildung im Iiopfe von Rubens, die heitere, gutrnüthige Zufrieden.
heit in dem der Frau, machen dieses Bild im hohen Grade anzie-
hend und gemüthlich, und lassen eben so wenig den Künstler in
seiner späteren eigenthümlich rubensischen Weise erkennen, als
die bestixnmteren Umrisse das durchaus Gemässigte in der Farben-
gebung und die sorgfältige Ausführung der so sauhern und zierli-
chen Anzüge, so wie der Laube und der liräuter im Vorgrunde.
Zu jener freien. glänlemlßrß", phantastischen, aber auch etwas
flüchtigcren liunstweise ging Rubens nur sehr allmählig über, und
selbst in seinen späteren Werlien finden sich noch bisweilen An-
klänge an jene edlere, feinere, sanftere Bmpfindungsweise. In
einem seiner allerberiihmtesten Werke, in der lireuzabnehinung
dextCathedrale zu Antwerpen, finden sich nach VVaagen auf eine
merkwürdige Art noch beide, die frühere wie auch die spätere
liunstweise nebeneinander. Die Entstehungsgeschichte dieses Bil-
des kennen wir durch Gachet. Rubens halte 1610 eine Baustelle
von der Schützengesellschaft zu Antwerpen gekauft, und um einen
wegen-einer Mauer entstandenen Streit beizulegekn, machte sich
der Künstler ariheisehig, für ihre Gapelle ein Bild zu malen. Die
Register der Gesellschaft ergeben, dass der. Vertrag darüber 1611
geschlossen wurde, und dass Rubens nach -einer Hauptquiltung von
1621 ungefähr 9000 Livr. erhalten hat. Rubens sollte vertrags-
mässig den heiligen Christoph, den Schutzpatron der Schützen,
verherrlichen, er nahm ihn aber nur als Träger Christi, und stellte
ihn daher unter diejenigen, die den Leichnam abnehmen. St Chri-
stoph trägt den Leichnam; diess aber war vielen von der Gesellschaft
nicht verständlich, und somit musste ihn der Künstler auf einer
der Aussenseiten in colossalen Verhältnissen malen, neben welchem
er aus Aerger eine Nachteule anbrachte. Auf den inneren Seiten
der beiden Flügel malte er die Heimsuchung und die Darstellung
im Tempel.
Durch Werke, iwie diese Iireuzahnahme, war der Ruf von
Rubens so gestiegen," dass, als Maria de Medici den Pallast Lu-
xembourg hatte bauen lassen, sie denselben nicht schöner schmü-
clsenvzu können glaubte. als durch einige Werke vun Rubens. Im
Jahre 1620 berief ihn die Königin nach Paris, und trug ihm auf,
in 2,1 Bildern die merkwürdigsten. Begebenheiten ihres eigenen Le-
bens darzustellen. Rubens malte die Skizzen sogleich in Paris, so
wie die Bildnisse der Königin und ihrer Aeltcrn. Bestellungen S0
umfassender V-Art, die denn doch in verhältnissmässig kurzer Zeit
beendigt seyn sollten, machten es aber Rubens fortan unmöglich.
alles selbst auszuführen. Er liess mithin häufig seine Schüler S0-
wohl untermalen, als manche Nebensachen ganz ausführen. Im
März des Jahres 1625 begab sich Rubens mit den Nlqlereien der
ersten Gallerie nach Paris, und zwei Gemälde führte er daselhsl:
aus. Die Königin sah ihn gerne arbeiten, aber dennoch erlill Seine
Bezahlung hernach manche Schwierigkeit. Auch mit der Beschrei-
bung den Bilder war er nicht zufrieden, die ein gewisser Wlvfiwl
in einem Gedichte: Porticus Maedicaea, 1626 davuir gab. Aus dem