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Bouxf,
Jakob
Wilhelm
Christian.
Von jeher aber hatte er sich mit dem Gedanken getragen, durch Hiilfe d.
Wechsels der Technik ein für allemal der Farbe eine zuverlässig
Gedierenheit und längere Dauer zusichern. Nach langem ve'
geblichen Bemühen, die Versuche seiner Vorgänger mit einigei
Erfolg wieder aufzugreifen, nicht selten auch zwischen antike
und moderner Technik schwanlsend, war er endlich so gliiclslic!
das Geheimniss aufzufinden, wodurch das VVachs ein llrauchbarx
Bindemittel wird, und richtete nun sein ganzes Streben dahin, ur
beliiimmert um Griechen und Moderne, seine Entdeckung durc
eine vielseitige Praxis zu bewähren und ihrer Vollendung nijhq
zu bringen.
So entstand nach und nach eine Reihe von Gemälden, in wel
ehen vorzugsweise dasWachsals Bindemittel angewendet ist Hie
her gehören: 1) Kopf einer Venus nach Titlan, auf Holz gcmal
nach Art eines Miniaturgemlildes, einer der ersten gelungenen Vei
suche in dieser Art. 2) Portrait des Iiirchenrathes Paulus auf I-Inlz
grund, ein in jeder Hinsicht treffliches Bild, in sprechender Wahr
heit geistvoll gedacht, und von der gediegensten l-ulle des Culu
rits. 5) Ein junges Mädchen mit ruthem Shawl dramnrt, ein weis
ses Fuch turbanartig um den Kopf geschlagen. In der Hand hiil
sie eine Zeichnung, Wenn die Wachstechnik m dem vorgenanu
ten Bilde die marluge Iiraft einer männlichen Carnatum bewährt, s:
zeigt sie sich hier geschmeidig genug, um jede Zartheit der weib
liehen Form auszudrücken, Derleicht verhauchtc Schmelz der Farben
ihre sanft leuchtende Klarheit muss auch den Nichtltenner er
freuenrlt) Andreas Dmia, nach einem wenig beltanntßxi Licmüld:
Tiziaifs, auf Leinwand gemalt. I-lier ist die Wirkung des Ti
tianischen Gemäldes vollkommen erreicht. 5) Die heilige Magda
lena in einem einsamen Walde, ähnlich motivirt, wie das bc
kannte Bild des Curreggio, auf Holz gemalt, nicht minder er
freulich durch Reinheit der Carnation und harmonische Haltnm
der Farbentöne. Beiwerli und Hintergrund dient zugleich zu];
Beweise, dass die Wachstechnih auch fiir die Landschaftsmalere
anwendbar ist. Ö) Ein weiblicher Iiopf, auf eine nicht grundirtt
Thontalel gemalt. Die Farben, welche in diesem höchst merluvijl-
digen Bilde mit Wachs gebunden wurden, bestehen aus farbiger
Fritten, (verglasten Farben). 7) Ein weiblicher Ifitspf, alla Prim;
gemalt. Ausser diesen sind noch andere Wachshiltlcr von Rom
vorhanden , darunter ein ausgezeichnetes Portrait des Compnnister
Händel, welches in den Besitz eines Privaten übergegangen ist. Di
unübersehbaren Schwierigkeiten, die zahlreichen Berufsgcschäfte
welchen Roux mit der griissten Gewissenhaftiglseit uhznliegen ge
wohnt war, die häufigen Bestellungen im Fache der Purtraitmai
lerei, die Thätiglseit eines ausgebreiteten zahlreich besuchten Zeieht
nungsunterrichtes hinderten den iiiinstler an der Vullendung eine]
ärösseren Anzahl Gemälde in dieser hunst. VVas die Wahl de;
argestellten Gegenstände betrifft, so irviire es einem Iiiiustler
der Lieht und Schatten gar wohl in seiner Gewalt hatte, und iihcr
diess 50 glücklich gewesen war, ein Mittel zu finden, welche;
von Natur schon eine gewisse Klarheit besitzt, ein leichtes gewe
sen, mit einem Schaus und Prachtstück vor das Pnhlilulln zu m;
ten, aber eben dadurch, dass Roux den ansprnchluscsten, aber
schwierigsten Stoff gewählt, dass er seine Erfindung an Gegenstiin
den versuchte, wo die Farbe, zugleich als die einfachste und cum
plicirtestc, Eins ist mit dem zarten psychisch-mganisclieii Leben
an der Carnation, gerade dadurch ist die sicherste Burgschaft [ü
die Gediegenheit seiner neuen Technik geleistet.