Rosso
de
Rossi.
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Baues alte Räume weichen mussten, wobei Primaticcio Gelegenheit
zur Bemalung vdn neuen fand. '
Diese grossen Wandbilder, die sehr reich mit Stucco und Ver-
goldungen decorirt sind, zieren eine Gallerie, welche eine Seite des
zweiten Hofes (de la fohtaine genannt) einnahm, und den Beina-
men der kleinen oder jener Franz l. führte. Das erste Gemälde
der kleinen Gallerie stellt den liünig als Verbreiter von Wissen-
schaften und liiinsten dar, indem er im Begriffe ist, einer Schaar
von Blinden den Tempel des Jupiter zu öffnen. Auf dem zweiten
hält er, von seinen Feldherren und Iläthen umgeben, einen Gra-
natapfel, den ihm ein Bind knieend überreicht, womit auf die
Wohlfahrt undStärke des Reichs durch die Einigkeit der Stände
gedeutet seyn soll. Die anderen Bilder stellen dar: Cleobis und
Biton. welche ihre Mutter nach dem Tempel der Inno ziehen,
Danaii, welche den goldenen Regen empfängt, den Tod des Ado-
nis, den Brunnen der Jugend , in dessen Mitte die Schlange des
Aesculap erscheint, den liampf der Lapithen und Centauren, Ve-
nus, welche Amor wegen seiner Liebe zur Psyche bestraft, Chiron
als Lehrer desAchilles, den nächtlichen Schiffbruch und Unter-
gang von Ajax, den Tod der Scinele, den Brand von Troja, einen
Triumph durch einen Flephanten und einen Storch dargestellt, zu
dessen Seiten der Raub der Europa und der Amphitrite, und end-
lieh die Vollhringung eines grossen Opfers. llosso bediente sich
bei der Ausführung der Gemälde in Fontainebleau der lliilfe des
Lucu Penni, des Gio. Bat. Bagnacavallo (Bartolomexfs Bruder) des
Dom. clel. Barbieri n. a. Oelgeiniiltle kann llosso in Frankreich nur
sehr wenige hinterlassen haben. da die Fresken in Fontainebleau,
und die Zeichnungen zu Ornamenten u. s. w- seine volle Zeit in
Anspruch nahmen. Das Diluscum des Louvre bewahrt indessen
zwei Werke 'von ihm, deren eines der späteren Zeit des Meisters
angeliüret, nämlich eine Grablegung mit einfiirniigen, antikisirten
Iiöpfen von kalt-outrirtem Ausdrucke, wie Waagen, Kunstwerke
etc. III. 452, bemerkt. Die Lichter sind kreidig, die Schatten grau,
das Ganze widrig ninuierirt. Das zweite Bild des Louvre stammt
aus der besten Zeit des lllleisters, welches er sicher noch in Flo-
renz ausfiihrte. ln der Art der Anordnung erkennt Waagen den
Einfluss des Frate, in den mehr lieblichen als betleutenden Cha-
rakteren und der Färbung den des Andrea del Sarto. Diese reiche
Composition stellt die HcimsuchungkIei' Elisabeth dar, Joseph und
Zacctiarias im Gespräche. In der _Gallerie Orleans, welche 1791
in England Vcrltnuft-Wllfilß, war die Darstellung der Ehebrccherin
vor Christus. Sie wurde um 52 G. verkauft.
Rosso genoss am französischen Hofe ausgezeichnete Achtung, nicht
nur als liiinstler, sondern auch als Mann von-feinen Sittetn- Er
hatte Tisch und Wohnung in der Residenz, ÄQO" Thaler Gehalt
aus der Cassa des liiitiigs, eine Chorherrenstelle, Cllß ihm 1QQQThlp,
cintrug, und auch an Geschenken fehlte es nicht. Prosso lebte wie
ein Edelmann, nahm aber ein unglückliches Ende. Er nahm 15-741
Gift und starb daran. Die Ursache, welche ihn zu dieser unseli-
gen That bewog, wird verschieden angegeben. Wahrscheinlich hat
Malvasia Hecht. wenn er sagt, Rtisso habe sich vergiftet, alsdhm
der liönig den Drilnaticcio, welchen llossds früherer Iiunstneid 'ent_
fern; hatte, endlich Vorzug. Der tiiinig war llldesseniüber sei-
nen Tod sehr betrübt.
Es gibt auch verschiedene, meistens seltene Blätter, nach den
Werken dieses Meisters, die einen Beweis von der Fruchtbarkeit
diese: Künstlers liefern. Viele gehören auch zu den interessante-