Bosselli ,
Matteo.
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Meister einzig kennen lernen kann. Da ist das kleine Bild einer
Grablegung, vrelches im Ganzen noch an die alterthiimliche FtlClP
tung Fies0le's erinnert, aber in der Gestalt der Maria bereits einc
hohe Schönheit und Würde zeigt. Ein grosses Altarbild stellt die
Maria auf dem Throne von Heiligen umgeben dar. Dieses Ge-
mälde hat ebenfalls etwas schlicht Alterthiimliches, aber in den vol-
leren Formen des liindes, in den Gestalten der Kindlein von Beth-
lehem, die in ihren argen VVuuden im Vorgrunde stehen, findet
Iiugler, der die Bilder des lsgl. Museums beschrieb, (Berlin 1858)
eine entschiedene hlindeutung auf die neuere Zeit. Ein drittes Ge-
miilde dieser Sammlung zeigt in einem Runde die Madonna mit
dem Iiinde, den hleinendohannes und St. Franz, ein Bild, wel-
ches durch das feierlich Anmuthige in der Gestalt der Madonna,
durch die Fülle und freie Bewegung des liindes anspricht. Eine
zweite grosse Altartafel des Museums , auf welcher die heil. Jung-
frau in ihrer Herrlichkeit, von Engeln umgehen und unten eine
grossc Schaar hnieend Anbetendcr dargestellt sind, gehört der völ-
lig entwickelten Zeit des Künstlers. In diesem treHlichen Bilde
bemerkt man nach Iiugler eine auf's Mannigfachste ausgeprägte
Individualität in den Hüpfen. Bemerkenswerth sind die Engel, de-
ren besondere Darstellung Studium der antiken Iiunst verriith. Eine
dritte Altartafel , die Krönung der Maria mit vielen Heiligen und
musicirenden Engeln hat ebenfalls noch manche Vorzüge, beson-
ders was den Ausdruck der Demuth in der Gestalt der Maria an-
betrifft; in der lYIchrzahl der Gestalten aber findet Iiugler bereits
eine mehr handwerksmiissige Manier.
Cosimo Russelli hatte auch Schüler. Einer derselben, Piero di
Cosimo genannt, half ihm zu Rum in der Sixtina, wo er im Bilde
der Predigt Christi die Landschaft malte, die liir das Beste des
ganzen Gemäldes gilt. Ein anderer Schiller war Andrea di Cosimo,
der Grottesken malte. Cosimp halte auch einen Sohn, der Bau-
meister war. Vasari besass in seiner Sammlung das von Agnolo
die Donino gezeichnete Bildniss des Meisters. Im Holzschnitte
findet man Cosimsfs Bildniss vor dessen Lebensbeschreibung _von
Vasari Nro. LXVI.
BOSSCÜI, MEIILIGO, Maler von Florenz, einer der vorziiglichsten
liiinstler seiner Zeit, wurde 1578 geboren und von Pagani und
Passignano unterrichtet, denen er aber nicht nachahmte, so wie
denn llosselli noch mehr den Alten verdankt, die er in Florenz und
llom lleissig studirte. Auf solche Weise wurde er ein tüchtiger
Meister. daher an die Höfe von Moclena und Florenz berufen
und von ihnen viel beschäftiget, obgleich damals auch andere
Künstler thätig waren. die ihmim Malen gleichkamen und an Viel-
seitigkeit ihn sogar übertrafen. Er hatte keine reiche fhantasie,
und sein milder und ruhiger Geist war nicht sehr geeignet, ein
vielbewegtes Leben aufzufassen. Er ist aber vortrefflich In einzel-
nen grossen Charakteren. Es finden sich Bilder von Greisen und
Apostelköpfen von ihm, die so im Cnrracexschen Style behandelt
sind, dass Iiunstliebhaber dadurch getäuscht wurden. Er ahinte
die Natur mit grösster Treue nach, sah aber nicht immer auf eine
schöne Wahl derselben. Ueber seine Bilder ist aber eine gewisse Har-
monie und Friede verbreitet, so dass sie trotz dem sehwermüthi-
gem Anstriche, den sie haben, doch neben den heitersten und
lebendigsten angenehm sind. Er ist nämlich in der Färbung dem
Guercino verwandt. Einige seiner Bilder sind daher in der dunk-
leren Weise desselben colorirt, und auch wenn-ein: in der Färbung
blühend sind, so erinnern sie in dieser Hinsicht an die helleren
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