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Rosa ,
Salvatoro.
England, wo vielleicht drei Viertel seiner Bilder, und darunter- die
besten, vorhanden sind, in einem viel höheren Lichte erscheinm
Es findet sich in seinen besseren Werken neben einem tiefen (je_
fühl für die Einsamkeit einer grussariig-ivililen, fhantastiselmn
Natur eine klare, oft selbst frische Farbe, während nnzi behaurh
tet, dass Rosa sogar in der Luft nur selten etwas lebhafte färbe
anbringe, geschweige denn gar, dass er die Wirkungen des grus-
sen Planeten darstellte, welcher die Erde erlieitert. Es finden sich
in England Bilder, die sich auch durch sorgfältige und geistreiche
Ausführung auszeichnen, aber auch solche, die an Frechheit der
Behandlung und an Schwärze der Schatten auch aiiderwiii-is ihres
Gleichen finden. In diesen Bildern, so wohl _in Landschaften als
in historischen Darstellungen. prägen sich die Grundsätze eines
Spagnoletto und Carravaggiu aus, von deren Einfluss euch der oi-igi-
iielle Rosa _nicht frei blieb. Lanzi u. a. nennen ihn daher den
gefeiertesten Schüler dieser Meister, die er aber an Iiuhnheit noch
weit iiberbot.
Rosa malte grösstentheils Landschaften, und diese haben ei-
gentlich seinen Ruf begründet. In den histnrischetl Arbeiten ist
er weniger anziehend, obgleich er auch hierin thcilwexse Ausge-
zeichnetes geliefert hat, wie in einigen Altartafeln, und in der Ver.
schwörung des Catilina in der Gallerie Mnrtelli zu Florenz, welche
Buttari zu seinen besten Wlerlsen zählt. Die Urtheile über ein-
zelne VVerl-te und über das Gesammtverdienst des Künstlers sind
unzählig; denn nicht allein in den lsunsthistorischen Schriften ei-
nes Passeri, Domcnici, Bottari, F. Baldinucci, Lanzi, Fim-illo,
iVatelet, Taillasson etc., sind die Werke dieses Künstlers Gegen-
stand weiter Erörterung, sondern auch in zahlreichen Reisebe-
schreibungen werden die verschiedensten Ansichten laut. Die
schärfste Charakteristik zog Waagen aus der Betrachtung der zahl-
reichen Bilder, die sich von Salvatur Rosa in England finden, mit
deren Aufzählung wir hier beginnen.
England. In der Gallerie des Herzogs von Devonshire ist
eine Landschaft mit dem schlafenden Jakob und der Himmelslei-
tcr, höchst poetisch in der Composition und der Beleuchtung, und
dabei in allen Theilen klarer und fleissiger als so häufig. Unter
den sieben anderen Bildern dieser Sammlung rühmt man noch eine
Landschaft mit einem Baumstamm, an dessen Fusse zwei Krieger
weilen und ein verhüllt dasitzender Soldat, den Rosa anch radirt
hat, mit einer Frau, welches sich mit dem Iiinde entfernt. Die iib-
Eigen Bilder sind frech in der Behandlung und schwarz in den
chatten.
In der Villa zu Chiswick ist ein grosses Bild mit gewaltigen
Felsen am Meeresufer, welches von Fischern belebt ist, poetisch
in (ler Erfindung, warm und klar in_ der Färbung, geistreich in
der fleissigcn Ausführung.
In der Grosvenorgallerie, welche dem lllarquis von Westmin-
ster gehört, findet man zwei seiner grössten historischen Bilder,
Democrit in tiefster Einsamkeit, von Slaeletten, Statuen uncl an-
(lorcn Gegenständen umgeben, überlässt sich seinen philusophi-
schüll Betrachtungen. Nur ein miissiges Licht hellt die allgemeine
Dunkelheit in etwas auf. Dieses Bild ist für den Gang des Phan,
tnstisch-Grandiiisen dieses Meisters, welches ihn so beliebt in Eng-
lnnd macht, sehr charaltteristich. Das Gegenstück , Diogenes, wel.
eher die Schaale wegwirft, als er den limiben aus (leeHancl trin-
ken sieht, zeigt den Rosa von seiner Cyllistill-l]l1m0l'lSllSCltßn Seite