Volltext: Rhenghiero, Rhenghieri. - Rubens, P. P. (Bd. 13)

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Bosn , 
Salvatore. 
dern in geisltreiehen, flüchtig gezeichneten und colorirtcn Compo. 
sitionen zu geben. Salvator, der nun das Malen_als Handwerk er- 
griffen hatte, betrat nicht Akademien und Arbeitsstuben, er hielt; 
sich zu der Schule, wo kein Meister dem aufstrebenden Genie 
Gesetze vorschreibt, kein Zögling sklavisch dessen lähnienden Dik- 
taten folgt,  der Schule der Natur. Achtzehn Jahre soll er a]; 
gewesen scyn, als er seinen Giro (Wanderung) bßglmn- Obgleich 
alle seine Lebensbeschreiber auf diesen frühen und sonderbaren 
Giro angespielt haben, sind doch nur wenige nähere Umstände 
davon der Nachwelt aufbehalten worden. So viel scheint aber aus 
den Portraitscenen, welche seine einzelnen Landschaften, Seean- 
sichten, Heiden, Bergschlösser, alte Ruinen und wilde Küsten 
enthalten, hervorzugehen, dass er die Basilicata, Apulien und Cai- 
labrien durchsti-ichen und dessen wilde Natur stndirt habe. Die 
Gegenstände, welche sich ihm auf. seinen Wanderungen durch 
Apulien und längs den Küsten des adriatischen Meeres darstellte und 
die in einzelnen Gestalten in seinen Werken so oftnwieder erschei- 
n'en, waren die Vorgebirge und die mit Burgen bekrontcn Felsen des 
Monte Gargano, der romantische Hafen von Bari, die von der 
See uinspielten Iilippen von San Vito, die Grotten von Polignano, 
das Canusium und Brundusium Horazens und die Zauberhöhlcn 
von Otrauto. Auch die benachbarten Gegenden von Piistum und 
Salerno werden als Punkte bezeichnet. wo Salvator am lieb- 
sten weilte, und er soll in vielfachen Wiederholungen die Scene- 
rie von La Cava, einer Gegend voll wilder Erhabeiiheit, darge- 
stellt haben.   
Eine Begebenheit, welche die Ziige Salvatofs in den Abruz- 
zen ganz besonders bezeichnet, war seine Gefangenschaft unter 
den Banditen und seine einstweilige, wie man sagt, freiwillige 
Vcibindung niit diesen furchtbaren Menschen. Dass er eine Zeit. 
lang unter diesen Auswiirflingen, deren Portraits er endlos verviel- 
tiiltiget hatte, lebte, ist kaum einem Zweifel unterworfen, und ob- 
gleich nur wenige seiner Lebenshcschreiber auf diese Begebenheit 
anspielen, Andere, Wie Fiorillo, sie läugnen, so gibt doch die 
Ucberlieferung dieser Sache eine Bestätigung, welche noch zu- 
fällig durch mehrere seiner besten Gemälde verstärkt wird, z. B. 
durch das grosse und wundervolle Schlachtgeiniiltlc im Museum zu 
Paris. Seine Verbindung mit den Banditen scheint anfangs ein 
blosser Zufall gewesen, dann aber zur Nuthwchr geworden zu "scyn. 
Es gibt einen liupferstich, welcher. obgleich höchst flüchtig gear- 
beitet, doch so ganz und deutlich die Geschichte der Gefangen- 
schaft des wandernden Künstlers zu erzlihlcn scheint. Wie lange 
Salvator unter diesen Wegelagerern lebte, hat nie ausgemittelt 
werden können, und unter welchen Umständen er Wieder in die 
gebildete Welt zurückkehrte, haben uns die Biographen eben so 
wenig aufbewahrt. So viel ist nur gewiss, dass, nachdem er 
durch die unzugänglichstcn Gegenden des Königreichs Neapel 
unter jeder Iiümmemiss, welche bei solchen gefährlichen und 
mühseligen Unternehmungen die stete Begleiterin der Armutli ist, 
gewandert war, er zu einer Zeit in Neapel ankam, welche durch 
den dortigen Aufenthalt des berühmten Lanfi-anco und die Intri- 
guen der Schule Spagnoletlcfs, die bald darauf sogar den Cha- 
rakter politischer Wichtigkeit annehmen, sich auszeichnete. 
Der Zustand, in welchem er seine unglückliche Familie fand, 
stürzte ihn in Verzweiflung. Wenige Tage nach seiner Rückkehr starb 
Vito Antonio in den Armen seines Sohnes und hinterliess dein 
Schutze und der Ernährung eines selbst hiilflosen dünglings von 
18. Jahren eine hiilflose, und, wie einer seiner Biographen sagt,
	        
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