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Robusti ,
Jacopo.
Lanzi, und schon frühere italienische Schriftsteller zeigen denWpq.
aufwelchcm RobustiscineStudienmachte,und derihn nachdieserllicih
tuvng bringen musste. Er copirte anfangs unermüdlich die Werke Ti_
vtian's, und stixdirte und zeichnete mit gleichem Eifer Gypsabgiissevim
florentinischen Standbildern, so wie später antike Bildwerke. Ein
Kopf des Vitellius soll ihm -der Gegenstand des unermiidlichsten
Studiums gewesen seyn. Er pflegte oft die Modelle bei Laternmb
lichte zu zeichnen, um stärkere Schatten zu bekommen und sich so
ein sehr starkes Hclldunkel anzubilden. In derselben Absicht macht;
er Modelle aus Wachs und Iireide, die er sorgfältig bekleiden,
und in kleine Pappcn- und Bretthiiuser setzte, wo er durch die
Fenster kleine Lichterchen anbrachte , Welche Licht und Schatten
bestimmt angaben. Eben diese Modelle henkte er auch an Fäden
an die Decke in dieser oder jener Stellung, und zeichnete sie von
mehreren Standorten aus, um die Perspektive zugewiiltigen, yyel-
ehe seiner Schule noch nicht so bekannt war, wie derlombardisehelh
Auch die Anatomie vernachlässigte er tiicht, zeichnete so viel Inögv-
lich Nacktes in allerlei Verkiirzungext und verschiedenen Bewegufi
gen, um die Coinposiliotiexi mannigfaltig zu machen. E; iSt alsq
übertrieben, wenn Hirt (Bemerkungen auf einer liunstreise S_ 69)
sagt, Tintoretto habe sich ohne tiefere Studien in die Praktik gß
wvorfen, und die vcuetianische Schule zu Schanden gemalt. Di, _
ser Meister ist freilich in einer sehr unglücklichen Richtung befau-
gen, er ist bei bedeutenden Verdiensten nicht von erheblichen
Mängeln frei, aber er hatselbstbei seinem übertriebenen Streben nach
Ostentzitiun noch sehr Erhebliches geleistet. Sein schönes Talent
entwickelte sich nur da in seiner vollen Bedeutung, wo er durch
das Vorbild der Natur gefesselt war; wenn ihn sein auf Leiden-
schaft und dramatische Bewegung gerichteter Sinn tortriss, üben
schritt er nicht selten das Maass, besonders in grössercn, oft ge_
waltsam überfüllten Cqmpositiianen. Vasari konnte sich daher nicht
eines scharfen Tadels enthalten, besonders bei Gelegenheit des Ge_
miildes des Weltgerichtes in St. Maria dell Orto, wo Vasari seine
Fehler gegen die Besonnenheit und die malerischen Üebertreibun-
gen tadelt. In anderer Hinsicht konnte ihm aber auch Vasari die
Achtung nicht versagen und musste das Gewicht seines urhriiftigen
NGeistes anerkennen. Ja selbst dar grosse Titian zollte ihm Hewun,
derung. Die Meinung, dass man in diesem Meister die Bewegung
studiren müsse, war zum Sprichworte geworden. Als Beispiel sei-
ncr bewuntlerungswiirdigen Leichtigkeit dient das Gemälde der ßi-u-
dcrschaft des heiligen Bochus zu Venedig. Es wurde desswegen
eine Art Concurs eriidxict, an welchem ausscr Tintorett auch Paolu
Veronese, A. Schiavone, Salviati und F. Zucehern Thcil nahmen,
Jeder dieser Maler lieferte bis zu "einem bestimmten Tage eine
Zeichnung, nur Tinturetto brachte zum Staunen der Anwesenden
ein Vollendetes Gemälde, welches er der Bruderschaft zum. Ge-
schenke machte. Alle Maler liessen ihm Gerechtigkeit widerfah-
ren, und nannten ihn „il turioso Tintorettu, un fullnine di pe-
nello". Auch Annibale Carracei erkannte das Verdienst diese;
Meisters, bemerkt aber, Tintoretto sei in Vielem unter Tin-to.
retto. Auch Paolu Veronese, der Hubustfs Talenten sehr bewun-
derle, ptlegte zu klagen, dass er durch das Malen in jeder Manier
die Künstler verclerhc und damit gerade den Begrili" der Iiunsg.
übnng vernichte. Vielleicht erinnerte sich Hirt gerade dieses Aus-
druckes, als er schrieb, 'l'inturetto habe die venetianische Schula
zu Sehenden gemalt. Doch auch der gepriesene Menge hat die.
scn liiinstler zu strenge getadelt, ihm nur das Verdienst des bchnell.
malens zugestanden ; allein gerade tladurch hatsich Tinturetto sein Ver-